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       # taz.de -- Eiskunstlauftrainer unter Verdacht: Aufklärer mit Vorgeschichte
       
       > Karel Fajfr wehrt sich mit einer Verleumdungsklage gegen
       > Misshandlungsvorwürfe eines Sportlers. Der Fall wird nun doch vom
       > Vertband untersucht.
       
   IMG Bild: Spuren im Eis: Nicht zum ersten Mal gerät die Deutsche Eislauf-Union in die Schlagzeilen
       
       Im Fall der Vorwürfe des ehemaligen Oberstdorfer Eiskunstläufers Isaak
       Droysen gegen seinen früheren Trainer Karel Fajfr hat die Deutsche
       Eislauf-Union DEU nun entgegen ihren ursprünglichen Bekundungen eine
       interne Aufarbeitung gestartet. Dazu hat der Sportverband nach eigenen
       Aussagen schriftliche Stellungnahmen von Personen im Umfeld der beiden
       Akteure angefordert, was noch nicht abgeschlossen sei. [1][Wie die taz
       berichtet hatte], wirft der 19-jährige frühere Sportler seinem Ex-Trainer
       Fajfr vor, ihn über Jahre mit Schlägen, Drill, Demütigungen und
       Beschimpfungen körperlich und seelisch misshandelt zu haben. Die Polizei in
       Würzburg hat ein Vorermittlungsverfahren aufgenommen.
       
       Karel Fajfr weist gegenüber der taz die Vorwürfe auf das Entschiedenste
       zurück. „Ich habe Isaak Droysen zu keinem Zeitpunkt geohrfeigt, geschlagen
       oder gedemütigt und auch keine Form von psychischer oder physischer Gewalt
       gegen ihn ausgeübt.“ Dies hätte, so der 75-Jährige, in einer viel besuchten
       Eishalle gar nicht verborgen bleiben können. Nach Angaben seines Anwalts
       hat er gegen seinen früheren Sportler Strafanzeige wegen Verleumdung und
       vorsätzlicher falscher Verdächtigungen gestellt und erwägt zudem
       zivilrechtliche Schritte.
       
       Die schriftliche Erklärung der DEU liest sich wie eine Positionierung pro
       Fajfr: „Nach heutigem Stand liegen uns keine Aussagen vor, die die massiven
       Vorwürfe von Isaak Droysen stützen“, steht dort. Der Kontakt zu Isaak
       Droysen selbst sei allerdings noch nicht zustande gekommen. „Selbst bei
       seinem Ausscheiden aus dem Bundeskader im Jahr 2018 hat er eine
       schriftliche Frage nach dem Grund seines Ausscheidens nicht beantwortet“,
       schreibt der Sportverband.
       
       ## Gründe für das lange Schweigen
       
       Droysen zufolge hat sein Nichtantworten einen einfachen Grund. Und der
       könnte das Gefüge der DEU noch mehr ins Wanken bringen als die
       Misshandlungsvorwürfe: Die Schreiben der DEU an ihn hätten die Unterschrift
       des Sportdirektors Udo Dönsdorf getragen. „Ich habe dann seinen Namen bei
       Google eingegeben und gesehen, dass ihm ein Sportler vor Jahren [2][einen
       sexuellen Übergriff vorgeworfen hat].“
       
       Der betroffene Sportler hatte 2009 sogar versucht, sich das Leben zu
       nehmen. Dönsdorf hatte lediglich einen „flüchtigen Zungenkuss“ eingeräumt,
       weitere sexuelle Vorkommnisse aber bestritten. Einen Strafprozess hat es
       nicht gegeben, eine Zivilklage des volljährigen Sportlers gegen ihn war
       2011 vor dem Berliner Landgericht abgewiesen worden. Dönsdorf blieb
       Sportdirektor.
       
       Im Frühjahr dieses Jahres hätte Dönsdorf eigentlich altersbedingt aus dem
       Amt scheiden sollen. Doch das Präsidium hat seinen Arbeitsvertrag
       verlängert, angeblich, weil es auf die Stellenausschreibung keine
       qualifizierten Bewerbungen gegeben hätte. Gegenüber der taz sprechen
       Insider von einem ganz anderen Grund: Die durchaus vorhandenen Bewerber
       hätten die DEU-Entscheidungsgremien jünger und weiblicher gemacht, dieser
       Kulturwandel sei möglicherweise nicht gewollt gewesen.
       
       Für Isaak Droysen steht fest: „Dönsdorf hat sich in meinen Augen als
       Aufarbeiter disqualifiziert.“ Die DEU hat in ihrer schriftlichen Erklärung
       die Behauptung eines Trainers gegenüber der taz zurückgewiesen, wonach die
       Leistungssportkommission im April beschlossen hatte, Karel Fajfr dürfe
       keine minderjährigen Bundeskadersportler mehr trainieren, es sei denn, ein
       Haupttrainer würde ihm konkrete Übungseinheiten übertragen und selbst in
       der Verantwortung bleiben. „Einen solchen Beschluss gibt es nicht“,
       schreibt die DEU. „Dies hat die Überprüfung des Protokolls und die
       Befragung einzelner Mitglieder der Leistungssportkommission ergeben.“
       
       ## Reaktionen auf die Berichterstattung
       
       DEU-Vizepräsident Reinhard Ketterer relativiert das gegenüber der taz.
       „Richtig ist, dass die Leistungssportkommission darüber nicht abgestimmt
       hat, so dass es kein förmlicher Beschluss war. Ich habe aber diese
       Forderung erhoben, niemand hat ihr widersprochen und wir sind bei der
       Erarbeitung der Kaderliste praktisch auch so verfahren.“
       
       Als Reaktion auf die Berichterstattung der taz hat sich letzte Woche ein
       anonymer Leser oder eine anonyme Leserin an die taz gewendet und von einem
       ähnlichen Fall im Eiskunstlauf in Berlin gesprochen. Im Olympiastützpunkt
       Hohenschönhausen seien „seit kurzem höchst verantwortliche Trainer der
       Eislauf-Union tätig, die einen (…) auf der Eisfläche demütigen und
       beschimpfen, und man ist gezwungen, das zu ertragen“, heißt es in dem
       Brief. Elternbeschwerden hätten dazu geführt, dass man als Sportler den
       Kürzeren ziehe. DEU-Geschäftsführer Alexander Wetzel weist das zurück.
       Recherchen vor Ort in Berlin hätten ergeben, dass sich die Trainer „durch
       eine ausgesprochen verantwortungs- und respektvolle Umgangsform mit den
       Athleten auszeichnen“.
       
       Nachtrag: 
       
       Herr Karel Fajfr wurde am Montag, 08.02.2021, vom Amtsgericht Sonthofen
       wegen des verbliebenen Vorwurfs, er habe Herrn Droysen einmal geohrfeigt,
       freigesprochen. 
       
       Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen Herrn Fajfr wegen der
       weiteren Vorwürfe von Herrn Droysen (Schläge auf Arme, Beine, Rücken und
       ins Gesicht) wurde zuvor von der Staatsanwaltschaft mangels Tatverdachts
       eingestellt.
       
       20 Aug 2019
       
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