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       # taz.de -- Kreditkarte von Apple: Ein echter Hammer
       
       > Apple bietet Kund*innen eine eigene Kreditkarte an. Man darf sie nur mit
       > Samthandschuhen anfassen, so empfindlich ist die.
       
   IMG Bild: Besser nicht anfassen
       
       Als MC Hammer 1990 mit dem Song [1][„U can’t touch this“] einen Welthit
       landete, da kämpfte Apple gerade ums wirtschaftliche Überleben. Bis dahin
       waren die Rechner, vor allem aber Betriebssystem und Benutzeroberfläche der
       Firma von nahezu unerreichbarer Fortschrittlichkeit gewesen. Das
       rechtfertigte astronomische Preise, die erhebliche Gewinnmargen sicherten.
       
       Dann aber kam Windows 3.0, Microsoft hatte den Anschluss an die grafische
       Benutzeroberfläche geschafft und drängte in den ohnehin vergleichsweise
       kleinen Marktanteil der Konkurrenz. Erst Ende der 90er Jahre erholte sich
       Apple vom Windowsschock. Mit dem Einstieg ins Musikgeschäft (iPod und
       iTunes) ein paar Jahre später und schließlich dem iPhone, das 2007
       vorgestellt wurde, konnte das Unternehmen in einem Geschäftsfeld die
       Marktführung erringen und somit erneut Kundschaft durch das Versprechen
       eines Distinktionsgewinns dazu bringen, völlig überteuerte Produkte zu
       kaufen.
       
       Für jene, die nun ganz im Apple-Universum versinken wollen, gibt es seit
       dieser Woche eine Kreditkarte, die von Apple gemeinsam mit Mastercard
       herausgegeben wird, zunächst als virtuelles Zahlungsmittel, aber auch als
       physische Scheckkarte.
       
       Diese wird, wenn benötigt, bei jeder Nutzung aufs Neue mit dem iPhone
       aktiviert. Von eleganter Schlichtheit ist die weiße Karte aus Titan, keine
       der sonst üblichen Beschriftungen, wie Nummern, Unterschrift und
       Ablaufdaten finden sich darauf. Lediglich der eigene Name sowie die Logos
       von Mastercard und Apple sind aufgedruckt, das jedoch nicht sonderlich
       nachhaltig, wie es scheint.
       
       Die Karte nämlich ist ein echtes Mimöschen. Nach Auskunft von Apple selber
       reagiert das gute Stück empfindlich auf den Kontakt mit anderen
       Kreditkarten, Münzen, Magneten an Geldbörsen oder Taschen, Schlüsseln,
       Leder und Jeansstoff. Auch Haushaltsreiniger und selbst Druckluft können
       die Karte beschädigen.
       
       Das klingt wie eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Zubehörmanufakturen
       in aller Welt, die sich ja schon mit Smartphonehüllen ein umsatzstarkes
       Business erschlossen haben. Den Apple-Aposteln wird es gewiss ganz
       natürlich erscheinen, ihre Kreditkarten in Samt und Seide zu hüllen. So
       wird der Kapitalismus mal wieder ein Problem lösen, das es ohne ihn gar
       nicht gegeben hätte. Darauf kann es im Großen wie im Kleinen seit 1990
       unverändert nur die eine Antwort geben: „Hammer time!!“
       
       24 Aug 2019
       
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   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=otCpCn0l4Wo
       
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