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       # taz.de -- Chefket wirft Taxi-Fahrer Rassismus vor: Dieser Taxifahrer ist whack
       
       > Ein Taxifahrer weigert sich, den Rapper Chefket zu befördern. Der fühlt
       > sich diskriminiert, filmt das Gespräch und bleibt erstaunlich sachlich.
       
   IMG Bild: Zumindest ein Taxi-Fahrer in Berlin hat mit seinem Verhalten Werbung für Uber gemacht
       
       Für einen Rapper bleibt Chefket erstaunlich sachlich. Also dafür, dass er
       es mit einem renitenten Berliner Taxifahrer zu tun hat, der sich ohne
       Begründung einfach weigert, ihn zu fahren. Und so bleibt Chefket halt
       sitzen auf der Rückbank. Zeit muss man sich nehmen. Manchmal für wichtige
       Dinge und manchmal, um zu zeigen, dass man nicht alles mit sich machen
       lässt. Und so sitzen die beiden dann in einem Taxi und streiten ein
       bisschen.
       
       Der Taxifahrer würdigt den Fahrgast kaum eines Blickes, zuckt mit den
       Schultern und schüttelt seinen Kopf. Und Chefket, der Fahrgast, sitzt auf
       der Rückbank und holt sein Handy raus. Er hat da [1][so eine Vermutung],
       warum ihn dieser Taxifahrer nicht fährt. Wie sie wohl viele haben, die
       aufgrund ihres Aussehens von weißen Deutschen als vermeintliche Ausländer
       identifiziert werden. Er teilt das Gespräch in einem [2][Instagram-Video],
       Titel: „Achtung Rassismus Keule #seidochnichtsoemotional #opferrolle“.
       
       Und dann bearbeitet der Rapper den Taxifahrer wie ein Sozialpädagoge bei
       der Supervision. In einem sachlichen, aber nicht unfreundlichen Ton
       versucht Chefket mit dem stark berlinernden Taxifahrer auf die Metaebene
       zu kommen.
       
       Was er denn nun falsch gemacht habe und warum ihn der Herr Mitte 50 mit der
       kahl geschorenen Halbglatze nicht zum Görli fahren wolle. „Sagen Sie doch
       mal einen ersichtlichen Grund, warum sie mich nicht dahin fahren“, bittet
       er. Der Fahrer bleibt schmallippig, fast verbissen: „Muss ick nich, weil
       wir nicht zusammenpassen“, sagt er. „Bestellen Sie doch bitte ein neuet
       Taxi.“
       
       ## „Sie waren mir zu schmalzig“
       
       Obwohl man nichts riecht, stinkt alles in diesem Mercedes nach
       Alltagsrassismus. Im Laufe der vierminütigen Aufnahme wird mehr als
       deutlich, dass der Rapper auch davor nichts getan hat, was es rechtfertigen
       würde, ihn nicht zu fahren. Denn tatsächlich sind Taxifahrer verpflichtet,
       Personen zu befördern, solange diese sich an die Regeln des menschlichen
       Umgangs halten, nicht zu besoffen sind, nicht pöbeln oder prügeln.
       
       Irgendwann schiebt der Taxifahrer als Begründung vor: „Sie waren mir zu
       schmalzig gewesen. Wenn sie schon einsteigen und sagen ‚Wie geht’s Ihnen?‘,
       denn steht’s mir schon bis hier“, sagt er und deutet Richtung Hals. Kurz
       darauf fängt der Fahrer dann fast zu drohen an: „Früher gab es Sprechfunk.
       Dann habe ick ’n Codewort gesagt. Dann wären innerhalb von zwei Minuten 25
       Taxen um uns rum.“ – „Und was wäre dann passiert?“, fragt Chefket. „Dann
       wäre die Sache schon beendet.“ Spätestens dann dürfte man dann auch mal
       unsachlich werden.
       
       21 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Chefket-gegen-Fridays-for-Future/!5597614
   DIR [2] https://www.instagram.com/tv/B1YV66Jl6Aj/?hl=de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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