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       # taz.de -- Greenpeace nutzt elf Jahre altes Foto: Bilder in der Hashtagwelle
       
       > Sie sind überall: Fotos der Brände im Amazonas. Einige von ihnen sind
       > jedoch schon Jahre alt oder zeigen nicht einmal die brasilianischen
       > Wälder.
       
   IMG Bild: Auch aktuelle Bilder können die Dramatik der Situation vermitteln
       
       Seit Wochen brennt der Amazonas. [1][Mit Wort und Bild] drücken Menschen
       weltweit in den sozialen Netzwerken ihre Verzweiflung aus und kritisieren
       wütend die Medienlandschaft, die in ihren Augen zu lang stumm blieb. Viele
       der verwendeten Fotos sind jedoch Archivbilder.
       
       Den Otto-normal Twitter-Nutzern wird wohl kaum bewusst gewesen sein, dass
       das Foto, das sie da auf ihrem Profil teilen schon einige Jahre alt ist
       oder nicht einmal den Amazonas abbildet. Eine [2][Recherche von Mother
       Jones], einem überregionalen linksliberalen Magazin in den Vereinigten
       Staaten, hatte die Hintergründe der verwendeten Bilder aufgedeckt.
       
       Wenn jedoch internationale Organisationen, wie Greenpeace, ein elf Jahre
       altes Foto als [3][Abbild der aktuellen Lage verkaufen], lässt sich darüber
       nicht einfach hinweg sehen. Denn Greenpeace wird als allgemein verlässliche
       Quelle wahrgenommen. Das sind Experten, möchte man meinen. Denen kann ich
       vertrauen. Greenpeace äußerte sich gegenüber der taz zu dem Foto: „Wir sind
       dankbar für den Hinweis und haben das Foto in den sozialen Netzwerken
       nachträglich als Archivbild gekennzeichnet. Es sollte als Symbolbild
       dienen, aber es stimmt, dass man dies auch entsprechend kennzeichnen
       sollte“. [4][Der Hinweis auf dem Foto selbst fehlt weiterhin], denn um dies
       zu ändern, hätte Greenpeace den Post löschen müssen und das wollte man auf
       jeden Fall vermeiden. Das Foto wird also weiter geteilt werden, ohne den
       Hinweis auf seine Entstehung.
       
       Die Situation in den Wäldern Brasiliens ist verheerend, ebenso die
       politische [5][Lage unter einem Präsidenten, der weiter Öl ins Feuer
       gießt]. Die Verzweiflung der Twitter-Nutzer ist nachvollziehbar. Eine
       Kritik an den Medien, die den Ernst der Lage übersahen und erst von einer
       Hashtagwelle geweckt werden mussten, ist ebenfalls angebracht. Doch all
       diese Punkte entschuldigen nicht die Laxheit von Greenpeace, die sie bei
       ihrem publizistischen Auftritt in dieser Sache haben walten lassen.
       
       ## Auch aktuelle Fotos zeigen den Ernst der Lage
       
       Aktuelle Agenturfotos, die vermehrt in den letzten drei Tagen entstanden,
       zeigen den Ernst der Lage deutlich. Warum also ein Foto verwenden, dass
       schon elf Jahre alt ist? Greenpeace verwendete die kontrastreiche
       Luftaufnahme (Feuer bei tiefschwarzer Nacht) des spanischen Fotografen
       Daniel Beltrá [6][bereits im Jahr 2018 für eine Berichterstattung] auf der
       Seite von Greenpeace Brasilien – auch hier keine Angabe zum
       Entstehungsjahr. Ziemlich genau [7][ein Jahr später]: wieder ein Bericht zu
       Bränden im Amazonas und wieder das selbe Foto.
       
       Greenpeace Deutschland hat das Bild gleich mehrfach verwendet: als Abbild
       der aktuellen Lage für die Berichterstattung auf der eignen Website, auf
       Twitter und Facebook und es ist das Foto der [8][Bildkampagne], mit der
       Greenpeace für eine Unterschriftenpetition wirbt. Die Postings von
       Greenpeace mit dem elf Jahre alten Bild wurden innerhalb von Stunden
       tausendfach geteilt.
       
       Dumm nur, dass der Fotograf selbst auf seinem [9][Instagram-Profil] die
       Entstehung des Fotos in einem Post von September 2018, genau beschreibt.
       Das Bild scheint beliebt zu sein – so beliebt, dass der wahre Hintergrund
       gerne vergessen wird: im Jahr 2014 verwendete die unabhängige
       Nachrichtenplattform „eu-reporter“ das selbe Foto für eine
       [10][Berichterstattung über Waldbrände] in: Schweden.
       
       Update 23.8.2019, 13.05h: Greenpeace reagierte am Donnerstag. Noch am Abend
       wurde das Foto der Bildkampagne aus dem Netz genommen und vor der erneuten
       Veröffentlichung mit dem Hinweis „Archivbild“ versehen, sodass nun beim
       Teilen des Fotos, die Information zu seiner Entstehung nicht verloren geht.
       
       22 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/GlobalXinjun/status/1164425041758437376
   DIR [2] https://www.motherjones.com/environment/2019/08/stop-sharing-those-viral-photos-of-the-amazon-burning/
   DIR [3] https://www.greenpeace.de/
   DIR [4] https://www.facebook.com/greenpeace.de/photos/a.57361567487/10157392367092488/?type=3&theater
   DIR [5] /Amazonas-in-Flammen/!5620096
   DIR [6] https://www.greenpeace.org/brasil/blog/fogo-na-floresta-comecou-a-temporada-de-incendios/
   DIR [7] https://www.greenpeace.org/brasil/blog/amazonia-sob-ataque-queimadas-tem-aumento-de-145-em-2019/
   DIR [8] https://www.greenpeace.de/
   DIR [9] https://www.instagram.com/p/Bn13H3pHva6/
   DIR [10] https://www.eureporter.co/frontpage/2014/08/04/eu-supports-sweden-in-combating-forest-fires/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Charlotte Köhler
       
       ## TAGS
       
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