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       # taz.de -- G7, Italien und Thorsten Schäfer-Gümbel: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Drohgebärden in Biarritz, suizidale Koalitionen in Italien und ein
       > populär formulierender SPD-Chef. Außerdem: „Pizza-Grönland“ im Angebot.
       
   IMG Bild: Verschonungswerte, Freibeträge, Vermögenswert – die Sozis wissen einfach, wie man populär formuliert
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Eine US-Astronautin soll vom All aus auf das Konto
       ihrer Partnerin zugegriffen haben.
       
       Was wird besser in dieser? 
       
       Ausschneiden und parat halten, wenn die Bank mal wieder über meine
       Überweisungszettel-Hieroglyphen jammert.
       
       Einer Umfrage zufolge sind viele deutsche Touristen genervt von digitalen
       Urlaubsfotos. 22 Prozent nölen dabei wegen überfüllter Sehenswürdigkeiten,
       jeder Fünfte ärgerte sich darüber, dass er Bilder wieder löschen musste,
       weil der Handyspeicher voll war. Entsprechen diese Zahlen nicht auffällig
       dem AfD-Wähleranteil in Ostdeutschland? 
       
       51 Prozent gaben in der „Bitcom“-Umfrage an, genervt zu sein, 59 Prozent
       gestanden, selbst zu posten: Die Analogie mag eher darin liegen, dass Leute
       sich selbst auf die Nuss gehen. Oder darin, an „Meinungsmache“-Paranoiker
       gemahnend: Vielen wäre recht, wenn ausschließlich ihre eigenen Urlaubsfotos
       gepostet würden. Geschieht dem Internet recht, jetzt hat es den
       gefürchteten Zwangsdiaabend mit schnellvermürbenden Salzstangen an der
       Backe.
       
       Am Wochenende fand in Biarritz der [1][G7-Gipfel] statt. Hat er die Welt
       besser gemacht? 
       
       „Die beiden blonden Männer verstanden sich prächtig“, meldet die
       „Tagesschau“ über das Treffen Trump/Johnson. Derselbe Satz über zwei
       Politkerinnen und Vorwarnung Hashtag-Alarm. Ansonsten gab’s Drohgebärden im
       Handelskrieg, „globale Ungleichheit“ und brennenden Regenwald als aktuellen
       Themenwunsch des Gastgebers. Und einen angewandten Merkelismus: Trump
       wollte die Russen wieder dabei haben, was die Kanzlerin ablehnte, um
       anschließend zu insistieren, es sei „besser, miteinander zu reden als
       übereinander“. Im Vorjahr gab Trump seinen Gesprächen „die Bestnote zehn“,
       dieses Jahr hingegen erlebte er „die besten Gespräche jemals“, und
       zwischendurch schoss er dem Abschlussdokument in den Rücken. Man sprach
       deshalb von „6+1“-Gesprächen. Mit Johnson liegen sie jetzt bei „5+2“.
       
       Italien sozialdemokratischer Staatspräsident Sergio Mattarella hat den
       Parteien [2][bis Dienstag Zeit gegeben], sich auf konkrete
       Koalitionsgespräche zu verständigen. Wird das was – oder fänden Sie ohnehin
       Neuwahlen für Italien besser? 
       
       Ein Kaufangebot von Trump („Pizza-Grönland“) wäre eine Option. Italien ist
       verschuldet wie sonst nur Griechenland, ein Haushalt liegt nicht vor und
       wenn, dann schreddert er alle EU-Kriterien. Zudem stehen nur absurde oder
       suizidale Koalitionen zur Verfügung. Mit anderen Worten: das Ding rollt vor
       die Wand oder jemand schlachtet sich weg. Wer schnippst mit dem Finger? Die
       PD-Sozialdemokraten.
       
       Am Donnerstag will Uli Hoeneß sich vor dem Bayern-Aufsichtsrat zu seinen
       Zukunftsplänen äußern. Erwarten Sie Überraschendes? 
       
       Moment, ich versuche erst mal, mich dafür zu interessieren. Hmmmm … Mist,
       klappt nicht.
       
       Der kommissarische SPD-Chef [3][Thorsten Schäfer-Gümbel will die
       Vermögensteuer] wieder einführen, kandidiert aber selbst nicht für den
       SPD-Vorsitz. Ist das kohärent oder einfach sozialdemokratisch? 
       
       Verschonungswerte, Freibeträge, Vermögenswert, Schwellenmodell – die Sozis
       wissen einfach, wie man populär formuliert. TSG holt sich die 10 Milliarden
       von den Vermögenden, die just den Solizahlern erlassen werden sollen, das
       erinnert von Ferne an Sozialdemokratie. Dabei setzt der Begriff
       „Vermögensteuer“ schon eher auf Neid als die technische Formel „Erhöhung
       des Spitzensteuersatzes“. Den hatten zuletzt die Sozis gesenkt, Rot-Grün,
       unter Schröder.
       
       Bevölkerungsforscher haben dazu aufgefordert, in Deutschland das Ziel
       bundesweit gleichwertiger Lebensverhältnisse aufzugeben. Eine gute Idee? 
       
       Nach Artikel 72 GG kann der Bund den Ländern reinpfuschen, „wenn und so
       weit es die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet
       erforderlich“ macht. Kann. Muss? Dann müsste er fix die Bildungspolitik an
       sich ziehen, den öffentlichen Nahverkehr und die Ansiedlung von Ärzten, zum
       Beispiel. Keine Chance. Als erste Hilfe schlage ich vor, Busse aus den
       wieder schwächer bewerteten Ostländern zu zwei Gratiswochen Urlaub in
       Duisburg, Oberhausen, Gladbeck zu finanzieren. Die kommen nach Hause zurück
       und lieben ihre blühenden Landschaften.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Spielen 60 Minuten Schlamm und hauen dann kurz den Gegner weg. Scheint eine
       neue Taktik zu sein. Fragen: waam
       
       25 Aug 2019
       
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