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       # taz.de -- Tanja Tricarico über die Digitalsteuer: Danke für die Nebelkerze
       
       Da ist sie wieder: die Digitalsteuer. Auf dem G7-Gipfel in Biarritz wurde
       sie aus dem Giftschrank der Steuerinstrumente geholt – und gleich wieder
       zurückgestellt. Die vermeintliche Einigung, die der französische Präsident
       Emmanuel Macron und US-Präsident Donald Trump erwirkt haben wollen, ist
       eine reine Nebelkerze. Offenbar geht es nur darum, die Gemüter bei diesem
       Streitthema abzukühlen.
       
       In Frankreich ist eine solche Steuer bereits beschlossen. Wenig
       überraschend trifft diese bei Trump auf heftigsten Widerstand. Er drohte
       den Franzosen umgehend mit hohen Importzöllen auf französischen Wein. Also
       haben die beiden Präsidenten die Digitalsteuer offiziell vertagt – und auf
       die internationale Ebene geschoben. Ganz nach dem Motto: Gut, dass wir mal
       darüber gesprochen haben.
       
       Doch bis es etwa bei einem Gipfel der OECD-Staaten einen Durchbruch gibt,
       werden Jahre vergehen. Ohnehin ist der Widerstand auch dort groß, wenn es
       um eine Mindestbesteuerung von Google, Amazon, Facebook und Co. geht. Es
       spricht viel dafür, dass die Einführung einer solchen Steuer für global
       agierende Internetfirmen zu verwässern droht oder erst gar nicht mehr auf
       der Agenda landet. Also nutzen die Internet-Giganten munter die
       Abgabenlücke und sacken enorme – unversteuerte – Gewinne ein.
       
       Weitere nationale Steueransätze bringen nur bedingt Erfolg. So ist die
       Forderung der Grünen, auch in Deutschland eine Digitalsteuer einzuführen,
       zwar gut gemeint, aber wäre wirkungslos. Denn es ist längst überfällig,
       dass die EU-Kommission handelt. Allen voran die noch amtierende
       Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Sie hat sich mehrfach mit den
       Internetkonzernen angelegt. Bislang aber nur mit mäßigem Erfolg.
       
       Aber: Die Zahl der Unterstützerstaaten steigt tatsächlich. Das sollte
       Europa nutzen, um die Tech-Konzerne endlich zur Verantwortung zu ziehen und
       nicht länger vom Haken zu lassen. Aus Washington wird wieder ein Sturm der
       Entrüstung folgen. Den muss man aushalten.
       
       [1][wirtschaft + umwelt]
       
       28 Aug 2019
       
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