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       # taz.de -- Opioid-Urteil in den USA: Ein schwaches Signal
       
       > Das Urteil gegen Johnson & Johnson hätte eine Wende einleiten können.
       > Stattdessen setzt es ein anderes Zeichen: Man kommt davon.
       
   IMG Bild: Dem Urteil nach trägt der Pharmakonzern Johnson & Johnson eine Mitverantwortung für die Opioidkrise
       
       Wenn ein [1][Pharmakonzern] verurteilt wird, weil er über Jahre hinweg mit
       verharmlosenden und irreführenden Marketingmaßnahmen Tausende Menschen in
       die Abhängigkeit von schnell süchtig machenden Schmerzmitteln getrieben
       hat, ist das im Prinzip ein guter, ein wichtiger Schritt. Wenn nach dem
       Urteil aber die Aktienkurse des Konzerns in die Höhe schnellen, ist etwas
       gründlich schiefgelaufen.
       
       Offensichtlich ist die Verurteilung des Konzerns Johnson & Johnson im
       US-Bundesstaat Oklahoma viel zu niedrig ausgefallen. Die 572 Millionen
       US-Dollar, die der Konzern an Oklahoma zahlen soll, sind bei einem
       Jahresumsatz 2018 von über 80 Milliarden US-Dollar tatsächlich Peanuts. Sie
       bringen dem Bundesstaat nicht einmal genügend Geld ein, um auch nur ein
       Jahr lang die Folgen der grassierenden [2][Opioid-Epidemie] bewältigen zu
       können.
       
       Zum Vergleich: Mexikos Drogenbaron [3][„El Chapo“] Guzmán war Mitte Juli in
       New York neben einer Haftstrafe von „lebenslänglich“ plus 30 Jahre auch
       noch zur Zahlung von 11,2 Milliarden Dollar verurteilt worden.
       
       Dabei ist letztlich der Pharmakonzern der größere Schurke. Ein Dealer
       verkauft Leuten seine Drogen, die wissen, worauf sie sich einlassen. Ein
       Konzern aber, der Ärzte dazu bringt, schon bei geringen Schmerzen abhängig
       machende Hammer-Medikamente zu verschreiben, zeigt ungleich höhere
       kriminelle Energie.
       
       Die Antriebskraft ist allerdings bei Drogenbaron und Pharmakonzern die
       gleiche: Gier, also der als vollkommen legitim akzeptierte Motor des
       kapitalistischen Wirtschaftens. Kein Wunder, dass die Vertreter des
       Konzerns vor Gericht weder Verständnis noch Reue zeigten, sondern im
       Gegenteil bereits angekündigt haben, in Berufung zu gehen.
       
       Die Opioid-Krise in den USA ist eine der größten gesundheitspolitischen
       Katastrophen der Neuzeit. Das Urteil gegen Johnson & Johnson – im übrigen
       nicht mal der größte Player in diesem Geschäft – hätte eine Wende einleiten
       können. So wie es ausgefallen ist, setzt es ein anderes Zeichen: Weiter so
       – man kommt davon.
       
       27 Aug 2019
       
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