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       # taz.de -- Steigende Mieten in Berlin: Deutsche Wohnen auf Gewinnkurs
       
       > Vor allem erhöhte Mieteinnahmen in Berlin tragen zur guten Bilanz des
       > Unternehmens bei. Der dort geplante Mietendeckel trübt die Aussichten
       > aber.
       
   IMG Bild: „Billiges Geld und steigende Nachfrage“: der Deutsche-Wohnen-Hauptsitz in Berlin
       
       BERLIN taz | „Mensch.Haltung.Werte“ steht auf dem Titel des
       [1][Zwischenberichts der Deutschen Wohnen] für das erste Halbjahr 2019. Der
       Inhalt ist prosaischer: Demnach stieg der operative Gewinn im
       Jahresvergleich um mehr als 13 Prozent auf 283,4 Millionen Euro. Dafür sind
       steigende Mieten verantwortlich – vor allem in Berlin.
       
       Im Großraum Berlin stiegen die Mieten bei der Deutschen Wohnen von Juni
       2018 bis Juni 2019 um 3,6 Prozent. Die Inflation betrug im selben Zeitraum
       1,6 Prozent. Die Durchschnittsmiete liegt in Berlin jetzt bei 6,82 Euro pro
       Quadratmeter. Dort gehören der Deutschen Wohnen 109.721 Wohnungen und damit
       ein Großteil ihrer bundesweit 159.000 Wohneinheiten.
       
       Auch in den meisten anderen Gebieten lag der Mietanstieg bei der Deutschen
       Wohnen über der Inflationsrate: im Rhein-Main-Gebiet bei 3,8 Prozent, in
       Mannheim/Ludwigshafen bei 2,4 Prozent und in Dresden und Leipzig bei 2,2
       Prozent. Nur der Mietanstieg im Rheinland lag exakt im
       Inflationsdurchschnitt.
       
       Im Mittel lag der Mietanstieg bei der Deutschen Wohnen bundesweit bei 3,3
       Prozent, wobei sich die Bestandsmieten nur um 1,4 Prozent erhöhten. Damit
       entfällt der Großteil des Mietanstiegs auf Neuvermietungen. Die Deutsche
       Wohnen steht seit Langem in der Kritik, über gezielte Modernisierungen
       Bestandsmieter aus ihren Wohnungen zu treiben, um sie anschließend deutlich
       teurer vermieten zu können.
       
       Der Konzern hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2019 rund 174
       Millionen Euro für Instandhaltungen und Sanierungen aufgewendet. Davon
       entfielen 68,8 Millionen auf Sanierungsprojekte, rund 30 Prozent davon auf
       umlagefähige Modernisierungsaufwendungen. Rund 63 Millionen Euro gab die
       Deutsche Wohnen für Sanierungen im Rahmen des Mieterwechsels aus. Wie viel
       Prozent davon für Maßnahmen aufgewendet wurden, welche die vom
       anschließenden Neumieter genommene Miete verteuern, ist nicht
       aufgeschlüsselt.
       
       ## 77.000 Unterschriften gesammelt
       
       Die neuen Zahlen dürften Wasser auf die Mühlen der Kritiker der Deutschen
       Wohnen sein. In Berlin hatte sich im vergangenen Jahr die Initiative
       „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ gebildet, die alle Unternehmen, die mehr
       als 3.000 Wohnungen in der Hauptstadt besitzen, enteignen will.
       
       In einer ersten Stufe sammelte die Gruppe 77.000 Unterschriften für ein
       Volksbegehren, über dessen Rechtmäßigkeit jetzt der Senat entscheidet. In
       Berlin gehören der Deutschen Wohnen unter anderem die Bestände der früher
       landeseigenen GSW, die der Senat 2004 verkauft hatte.
       
       In dem Zwischenbericht ist auch die negative Entwicklung des Aktienkurses
       der Deutschen Wohnen zum Ende des ersten Halbjahrs aufgeführt. „Die
       negative Aktienkursperformance von ca. 19 Prozent spiegelt die
       Unsicherheiten im Hinblick auf den angekündigten Berliner Mietendeckel
       deutlich wider“, heißt es darin. Der Berliner Senat hatte im Juni
       beschlossen, dass alle Mieten für fünf Jahre eingefroren werden sollen. Das
       Gesetz muss noch vom Parlament beschlossen werden.
       
       Die Deutsche Wohnen ist aber optimistisch, weiterhin internationale Anleger
       zu gewinnen. Im ersten Halbjahr nahm der Konzern an Veranstaltungen in New
       York, London, Mailand, Miami, Paris, Amsterdam und Brüssel teil. In Berlin
       will der Konzern nun 3.000 Wohnungen verkaufen. „Wir sehen im Markt eine
       Menge billiges Geld und steigende Nachfrage“, sagte Vorstandschef Michael
       Zahn.
       
       14 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://ir.deutsche-wohnen.com/download/companies/dewohnen/Quarterly%20Reports/DE000A0HN5C6-Q2-2019-EQ-D-00.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Reeh
       
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