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       # taz.de -- Konflikte im Tschad: Ausnahmezustand verhängt
       
       > Seit Monaten gibt es schwere Konflikte zwischen Viehzüchtern und
       > sesshaften Bauern. Präsident Idriss Déby setzt nun die Armee ein.
       
   IMG Bild: Die Armee soll's richten: Tschads Präsident Idriss Deby Mitte August auf Staatsbesuch im Sudan
       
       Abuja taz | In den Regionen Sila und Ouaddaï im Osten des Tschads gilt ab
       sofort der Ausnahmezustand. Diesen hat am Sonntag Präsident Idriss Déby
       verhängt. Er reagiert damit auf die anhaltenden Ausschreitungen im
       Grenzgebiet zum Sudan. Dort sollen allein seit dem 9. August mindestens 50
       Menschen ums Leben gekommen sein.
       
       Konflikte zwischen Viehzüchtern und sesshaften Bauern hat es in den
       vergangenen Monaten immer wieder gegeben. Als Anfang August lokalen
       Medienberichten zufolge jedoch die Leichen von zwei jungen Viehhirten
       gefunden wurden, folgten besonders schwere Ausschreitungen.
       
       Damit spitzt sich ein Ressourcenkonflikt zu, der eine ethnische Färbung
       erhalten hat. Die Viehhalter sind überwiegend Zaghawa – wie auch der
       Präsident selbst. Auf der Suche nach Weideflächen kommt es zu
       Ausschreitungen mit der lokalen Bevölkerung, die überwiegend von der
       Landwirtschaft lebt.
       
       Bereits im Mai kritisierte der US-amerikanische Rat für auswärtige
       Beziehungen (CFR), dass der Tschad – wie auch das Nachbarland Nigeria –
       nicht in der Lage sei, die Sicherheit in weiten Teilen der Länder zu
       gewährleisten. Beide Regierungen seien schwach.
       
       ## Wenig zimperlich
       
       Dieses Mal soll die Armee zum Einsatz kommen. Déby, der am Wochenende Sila
       besucht hatte, sagte Medienberichten zufolge: „Von nun an entsenden wir
       auch Soldaten, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.“
       
       Die tschadische Armee gilt in der Region jedoch als wenig zimperlich. Im
       Rahmen der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (Minusma)
       ist sie der zweitgrößte Truppensteller. Gegenüber europäischen
       Regierungschefs präsentiert Déby seine Soldaten gern als Wächter der Region
       und nutzt sie, um über Entwicklungsgelder aus Europa zu verhandeln.
       
       Als „tief erschüttert“ zeigt sich deshalb die Menschenrechtsorganisation
       Tschadisches Abkommen zum Schutz der Menschenrechte (CTDDH). In einer
       Presseerklärung befürchtet Generalsekretär Mahamat Nour Ibedou, dass es zu
       willkürlichem Morden, Repressionen gegenüber der Zivilbevölkerung und
       Machtmissbrauch kommen wird.
       
       ## Blockade sozialer Medien
       
       Déby hat auch angekündigt, dass Zivilisten innerhalb von einer Woche ihre
       Waffen abgeben sollen. Diese seien vor allem durch die Konflikte in Libyen,
       dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik ins Land gebracht worden.
       Nach Einschätzung der Menschenrechtler kann die neue Anordnung dazu führen,
       dass Unschuldige des Waffenbesitzes beschuldigt und erpresst werden.
       
       Im Tschad ist Präsident Idriss Déby seit 1990 an der Macht. Die
       nichtstaatliche Organisation Freedom House, die die Demokratieentwicklung
       weltweit analysiert, stuft das Land, in dem knapp 16 Millionen Menschen
       leben, als „nicht frei“ ein.
       
       Parlamentswahlen haben zum letzten Mal 2011 stattgefunden und sind ab 2015
       immer wieder verschoben worden. Schlagzeilen machte Déby in den vergangenen
       Monaten auch mit der Blockade von sozialen Medien, die im Juli nach mehr
       als einem Jahr schließlich wieder gelockert worden war.
       
       19 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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