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       # taz.de -- Geld für Kohleregionen: Politik fürs Wohlverhalten
       
       > Mit den Fördermilliarden für die sterbenden Kohleregionen ist es wie mit
       > dem versprochenen Golf fürs Abi: Kann klappen, muss aber nicht.
       
   IMG Bild: Nur die Steine wegräumen reicht nicht als Zukunftsversprechen: Abraumhalde in Jänschwalde
       
       Vierzig Milliarden Euro für die nächsten zwanzig Jahre – das Gesetzespaket
       der Bundesregierung für die sterbenden Kohleregionen wirkt ein bisschen wie
       ganz früher der versprochene Golf zum bestandenen Abitur: Passt gut auf und
       macht am Wahlsonntag eure Kreuzchen nicht an der falschen Stelle – es soll
       euer Schaden nicht sein. So in etwa lautet die Botschaft der Großen
       Koalition an die Sachsen und Brandenburger.
       
       Tatsächlich ist die Sorge berechtigt, dass die Ostdeutschen an diesem
       Wahlsonntag ihre Demokratieprüfung nicht bestehen könnten. In Brandenburg
       liegt die stramm rechte Landes-AfD in den Umfragen gleichauf mit der seit
       drei Jahrzehnten regierenden SPD. Und in Sachsen redet sich der
       CDU-Ministerpräsident den Mund fusselig, um seine Landsleute doch noch
       einmal von seiner Partei zu überzeugen.
       
       Immerhin, in den Umfragen geht es aufwärts für Woidke und Kretschmer. Die
       Fördermilliarden für die Kohleregionen in [1][Brandenburg], Sachsen,
       Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen sind ein gutes, wenngleich arg
       spätes Zeichen für die Menschen dort, dass der Staat ihre Probleme sieht
       und wild entschlossen ist, ihnen durch künftige schwere Zeiten zu helfen.
       
       Natürlich hat Grünen-Chefin Annalena Baerbock recht mit ihrer Kritik an
       der Ungleichzeitigkeit der einzelnen Gesetze. So soll das Gesetz zu den
       Strukturhilfen erst in Kraft treten, wenn auch das Gesetz zum konkreten
       Ausstieg aus der Kohle verkündet ist. Das ist, als würde man dem
       Abiturienten vorsorglich einen ganzen Fuhrpark vor die Tür stellen, aber
       die Autoschlüssel erst einmal einbehalten.
       
       Trotzdem ist das Milliardenpaket eine gute Idee. Die Menschen in den
       Kohleregionen brauchen mehr als Fahrradwege und lauschige Heimatstuben. Sie
       brauchen Jobs, eine Zukunft für sich und ihre Familien. Andernfalls sind
       sie weg. Wenn es so weit ist, wenn das Geld fließt, kommt es deshalb auf
       den klugen Einsatz der Milliarden an. Bessere Bildung, schnelles Netz, gute
       Bahnverbindungen und eine kluge Unternehmenspolitik – aus dem Abiturienten
       könnte ein Einserstudent werden.
       
       29 Aug 2019
       
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