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       # taz.de -- Mietendeckel in Berlin: Die Obergrenze kommt
       
       > Nach einer turbulenten Woche verständigt sich der Berliner Senat auf eine
       > Mietenbegrenzung für fünf Jahre. Das ist einmalig in Deutschland.
       
   IMG Bild: Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) stellt den Mietendeckel vor
       
       Berlin taz | Fast sah es so aus, als hätte R2G in Berlin wegen der
       Mietenpolitik platzen können. Nun aber steht fest: Der rot-rot-grüne Senat
       ist handlungsfähig. Nachdem am Donnerstag der Koalitionsausschuss aus SPD,
       Linken und Grünen zusammengekommen war, gab es bereits gegen 22 Uhr eine
       Einigung beim [1][Streitthema Mietendeckel].
       
       Am Freitag hat Berlins Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) nun die
       Einzelheiten vorgestellt. Diese unterscheiden sich teilweise erheblich von
       dem Entwurf, der in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit gelangt
       war. Er hatte zu heftiger Kritik von Opposition und Vermieterverbänden und
       sogar zu Rücktrittsforderungen an Lompscher geführt.
       
       Im Zentrum der Kritik stand die angeblich geplante Einführung einer
       Mietobergrenze von 3,42 bis 7,97 Euro pro Quadratmeter, auf die alle
       Berliner Mieten hätten abgesenkt werden können. Die IHK hatte die
       Vorschläge eine „Katastrophe“ genannt, der Wohnungsverband GdW meinte, der
       Mietendeckel würde „völlig über das Ziel hinaus schießen“. In sozialen
       Netzwerken wurden die Vorschläge teilweise als Rückkehr zum Sozialismus
       kritisiert.
       
       Nun stellte die Linken-Bausenatorin klar: Eine Absenkung auf die
       Mietobergrenzen sollen nur jene Mieterinnen und Mieter beantragen können,
       deren Miete 30 Prozent des Haushaltseinkommens übersteigt – eine
       Härtefallregelung also. Darüber hinaus reicht die Spanne nun von 5,95 Euro
       bis zu 9,80 Euro pro Quadratmeter nettokalt, orientiert am Mietspiegel von
       2013. Diese Obergrenzen gelten auch für die Wiedervermietung einer Wohnung.
       
       Mit der in Deutschland bislang einmaligen Idee eines Mietendeckels sollen
       die Mieten in Berlin fünf Jahre eingefroren werden. Stichtag ist der 18.
       Juni 2019, der Tag, an dem der Senat so genannte Eckpunkte beschlossen
       hatte. Dennoch sollen nach der Einigung der drei Koalitionsfraktionen nun
       auch moderate Mieterhöhungen bis zur jeweiligen Mietobergrenze möglich
       sein. Diese sollen sich an der jährlichen Inflationsrate orientieren.
       Außerdem wird bei Bedarf eine Anpassungsmöglichkeit der Mietobergrenzen
       vorgesehen. Lompscher nennt dies die „beiden atmenden Komponenten des
       Mietendeckels“.
       
       Diese Flexibilität soll demnach auch für Modernisierungen gelten. Für eine
       bereits erfolgte Modernisierung kann ein Zuschlag bis zu 1,40 Euro pro
       Quadratmeter erhoben werden. Künftige Modernisierungen sind bis zu einer
       Erhöhung bis einem Euro genehmigungsfrei. Alles, was darüber hinausgeht,
       prüfen die für die Einhaltung des Mietendeckels zuständigen Bezirksämter.
       Schließlich gibt es auch Härtefallregelungen für Vermieter, die nachweisen
       können, dass sie in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.
       
       Lompscher erinnerte am Freitag daran, dass die Bundesregierung gerade erst
       auf eine Anfrage der Linken festgestellt habe, dass sich die Angebotsmieten
       in Berlin in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hätten. Nach der Kritik
       der vergangenen Woche, die auch aus den Reihen der SPD kam, legte sie Wert
       darauf, dass der bekannt gewordene Entwurf lediglich ein „Arbeitspapier“
       gewesen sei. „Den konkreten Referentenentwurf werden wir am Montag
       vorstellen, dann gehen wir damit in die Verbändeanhörung“, sagte die
       Bausenatorin. Anschließend werde ein Senatsentwurf vorbereitet, der mit den
       anderen Senatsverwaltungen abgestimmt werde. Nach diesem Senatsbeschluss
       beginne im Parlament schließlich der Gesetzgebungsprozess.
       
       „Wir haben einen guten, tragfähigen und rechtssicheren Kompromiss
       gefunden“, betonte Lompscher. Dies sei auch deshalb ein „großer
       Fortschritt, weil es uns ermöglicht, den Zeitplan einzuhalten.“ Der
       Mietendeckel soll im Januar 2020 kommen und fünf Jahre gelten.
       
       „Wir sind auf einem guten Weg zu einem atmenden Mietendeckel, der sozial,
       fair, rechtssicher und umsetzbar ist“, lobte am Freitag die grüne
       Mietenpolitikerin Katrin Schmidberger. Zustimmung gab es auch vom Berliner
       Mieterverein. „Ein gutes Instrument gegen die Mietenexzesse“, nannte
       Geschäftsführer Reiner Wild den Vorschlag. Der Verband Berlin Brandenburger
       Wohnungsunternehmen BBU kritisierte den Entwurf dagegen als „unnötigen
       Schnellschuss“.
       
       30 Aug 2019
       
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