URI: 
       # taz.de -- Studie über Brutvogelarten: Vogelbestand in Deutschland sinkt
       
       > Die Bestände von Brutvogelarten in Deutschland sinken seit Jahren. Grund
       > dafür ist der Rückgang der Insekten von denen sich die Vögel ernähren.
       
   IMG Bild: Werden auch in Zukunft wenig zu fressen haben: hungrige Buchfinken-Küken
       
       Der Bestand an Brutvogelpaaren am Bodensee ist in den letzten dreißig
       Jahren um ein Viertel gesunken. Das ist das Ergebnis einer am Montag
       veröffentlichten [1][Studie] der Ornithologischen Arbeitsgruppe Bodensee
       und des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie. Die ForscherInnen
       konnten nachweisen, dass besonders einst häufig vorkommende Arten wie
       Haussperling, Amsel oder Star an Populationsgröße einbüßten. Und das gilt
       nicht nur am Bodensee: Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in anderen
       Regionen Deutschlands, berichtete der Naturschutzbund (Nabu) der taz.
       
       Wie die Bodensee-Studie belegt, lebten im Jahr 2012 rund um den See 345.000
       Brutpaare; 1980 waren es noch 465.000. Als einen der Hauptgründe für den
       Abwärtstrend nennen die ForscherInnen das allgemeine Insektensterben. Der
       drastische Rückgang von Fluginsekten bedeute einen immensen Verlust an
       Nahrung für die Vögel. Den Ornithologen zufolge haben am Bodensee 75
       Prozent der Bestände von Vogelarten, die Fluginsekten fressen, abgenommen.
       
       „Es wird deutlich, dass fast alle abnehmenden Arten Insektenfresser sind“,
       erklärt Lars Lachmann, Experte für Ornithologie und Vogelschutz beim Nabu.
       Die neuen Ergebnisse vom Bodensee seien repräsentativ für eine
       gesamtdeutsche Entwicklung, sagt er und zitiert den neuesten noch
       unveröffentlichten Bericht der Bundesregierung zur Lage der Vogelwelt.
       Dieser belegt einen Rückgang der Gesamtbrutpaarzahl aller Agrarvogelarten
       um rund ein Drittel seit 1980.
       
       Wie in ganz Deutschland ist auch am Bodensee auffällig, dass der Mensch
       direkten Einfluss auf den Bestand an Brutpaaren hat. So verzeichnen vor
       allem diejenigen Landschaften einen starken Rückgang, die verstärkt vom
       Menschen bearbeitet werden. Der Bestand an Rebhühnern etwa ist unter
       anderem durch landwirtschaftliche Intensivierung deutschlandweit um mehr
       als 90 Prozent zurückgegangen.
       
       ## Nabu fordert radikal andere Agrarpolitik
       
       Am Bodensee findet man sie gar nicht mehr vor. „Die Intensivierung der
       Landwirtschaft mit Überdüngung, Pestiziden, großen Monokulturen und immer
       weniger Restflächen für die Natur, das alles verschlechtert die
       Lebensbedingungen von Vögeln immens“, sagt Lachmann. Hinzu kommt, dass die
       Tiere inmitten von Häuserschluchten, Zierbäumen und sauberen Nutzgärten
       immer seltener erfolgreich brüten können.
       
       Laut Hans-Günther Bauer, einem der Autoren der Bodensee-Studie, ist das
       eine weitere wichtige Erklärung für den Vogelschwund. „Eine geringere
       Toleranz gegenüber Lärm und Schmutz macht den Vögeln zunehmend zu
       schaffen“, so Bauer. Selbst Allerweltsvögel wie Amsel, deren Bestand um 28
       Prozent zurückging, oder Buchfink und Rotkehlchen, die jeweils 24 Prozent
       einbüßten, litten massiv unter den verschlechterten Lebensbedingungen im
       Siedlungsbereich um den Bodensee.
       
       Der in den Studien gefundene Abwärtstrend könne nur mit einer radikalen
       Veränderung der Agrarpolitik aufgehalten werden, meint der Naturschutzbund.
       Die Autoren der Bodensee-Studie fordern zudem eine drastische Reduktion von
       Düngung sowie die Umwandlung von mindestens 10 Prozent der
       Landwirtschaftsfläche in ökologische Vorrangfläche.
       
       2 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.mpg.de/13848390/vogelsterben-bodensee
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schmidt
       
       ## TAGS
       
   DIR Vögel
   DIR Insektensterben
   DIR Artensterben
   DIR Umweltforschung
   DIR Vogelschutz
   DIR Vögel
   DIR Biodiversität
   DIR Naturschutz
   DIR Vogelbeobachtung
   DIR Ornithologie
   DIR Umwelt
   DIR Biodiversität
   DIR Vögel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Vogelbestand in Niedersachsen und Bremen: Manche Vögel sind noch da
       
       Wer in Niedersachsen Vögel beobachten will, hat es zunehmend schwer: Die
       Bestände schwinden drastisch. Die „Rote Liste der Brutvögel“ ist
       alarmierend.
       
   DIR Draußen vorm Balkon: Birds don’t come easy to me
       
       Bei der Stunde der Wintervögel sollen alle zu Forscher*innen werden und
       Vögel vor ihrer Haustür beobachten. Wir haben es ausprobiert.
       
   DIR Population drastisch gesunken: Vogelbestand im Sinkflug
       
       Es ist ein dramatischer Rückgang: In Europa gibt es etwa 600 Millionen
       weniger Vögel als noch vor vier Jahrzehnten.
       
   DIR Streit um Feriendorf an Schutzgebiet: Vogelfan bestraft
       
       Im Dithmarscher Speicherkoog sollen Touristen neben einem Naturschutzgebiet
       übernachten. Naturschützer wollen das verhindern – und kassieren Bußgeld.
       
   DIR Aufruf zur Vogelzählung: Zwitschert euch einen!
       
       Vögel zählen in Zeiten des Klimawandels: Der Nabu ruft zum Zensus unserer
       gefiederten FreundInnen auf. Hier in der Stadt geht es ihnen noch recht
       gut.
       
   DIR Neue ornithologische Studie: Der lauteste Vogel der Welt
       
       Wissenschaftler kürten den Zapfenglöckner zum weltweit lautesten Vogel. Der
       könnte sogar einer Rockband Konkurrenz machen.
       
   DIR Wissenschaftlerin über Insektenzählung: „Machen Sie ein Event daraus!“
       
       Was hat es mit dem Insektensterben auf sich? BürgerInnen sind aufgerufen,
       sich an der Forschung zu beteiligen. Wie das geht, erklärt Anett Richter.
       
   DIR Forschungsprogramm zur Biodiversität: Neues Wissen für den Artenschutz
       
       Die Biodiversitätsforschung in Deutschland wird neu aufgestellt.
       Förderprogramme sollen dem zunehmenden Artenverlust entgegenwirken.
       
   DIR Studie zum Vogelbestand: Spatzen in Gefahr
       
       Der Bestand an gewöhnlichen Arten geht zurück. In Europa leben heute 421
       Millionen Vögel weniger als noch vor 30 Jahren. Forscher fordern mehr
       Schutz.