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       # taz.de -- Nach gescheitertem Putschversuch: Generäle in Burkina Faso verurteilt
       
       > 2015 wollten zwei Generäle den demokratischen Aufbruch in Burkina Faso
       > stoppen. Nun wurden sie zu hohen Haftstrafen verurteilt.
       
   IMG Bild: General Gilbert Diendéré muss für 20 Jahre ins Gefängnis
       
       Cotonou taz | Knapp fünf Jahre nach einem der wenigen erfolgreichen
       Volksaufstände Afrikas gegen einen Langzeitherrscher wird in Burkina Faso
       das damals gestürzte Regime endgültig symbolisch zu Grabe getragen. Nach
       einem Prozessmarathon wurden am Montag und Dienstag die Urteile gegen die
       Drahtzieher [1][des versuchten Staatsstreichs vom 17. September 2015]
       gesprochen, bei dem das alte Regime hätte restauriert werden sollen.
       
       Ihr Anführer General Gilbert Diendéré muss für 20 Jahre ins Gefängnis. Er
       wurde für schuldig befunden, Mord begangen und die Staatssicherheit
       gefährdet zu haben. General Djibril Bassolé, ein ehemaliger UN-Diplomat,
       der damals Außenminister war und für den Putsch heimlich internationale
       Unterstützung gesucht haben soll, geht wegen Hochverrats für 10 Jahre ins
       Gefängnis.
       
       Angeklagt waren insgesamt 84 Personen, von denen sechs aus Mangel an
       Beweisen freigesprochen wurden. Acht Menschen wurden am Dienstag in
       Abwesenheit verurteilt, darunter Diendérés Ehefrau Fatoumata Diendéré, die
       ihren Mann angestachelt und seine Komplizen bezahlt haben soll. Sie erhielt
       30 Jahre Haft, ebenso der Sprecher der Putschisten.
       
       Der Putschversuch im September 2015 galt als letztes Aufbäumen der alten
       Garde Blaise Compaorés, [2][Burkina Fasos Präsident von 1987 bis 2014].
       Wochenlange Proteste der Zivilgesellschaft, die die Bewegung Balai Citoyen
       (Bürgerbesen) organisiert hatte, waren Ende Oktober 2014 in einen
       Massenaufstand mit Unterstützung von Teilen der Streitkräfte gemündet.
       
       Am 31. Oktober 2014 trat der „softe Diktator“ Compaoré zurück und floh in
       die Elfenbeinküste. Mitglieder seiner mächtigen, gut ausgestatteten
       Präsidentengarde RSP akzeptierten das nicht und nahmen zehneinhalb Monate
       später während einer Kabinettssitzung Übergangspräsident Michel Kafando
       sowie Regierungschef Isaac Zida als Geiseln. RSP-Chef Diendéré inszenierte
       sich als neuer Machthaber, Bassolé warb laut Gericht in der Elfenbeinküste
       um Unterstützung.
       
       ## Die Freude in Burkina Faso ist groß
       
       Der Armee gelang es, die von der RSP besetzten Kasernen zurückzuerobern,
       und die einstige Eliteeinheit hatte endgültig ihre Auflösung besiegelt.
       Gegen den Staatsstreich protestierten zugleich Tausende Menschen. Die
       Demonstrationen – es starben mindestens 14 Personen und mehr als 270 wurden
       verletzt – zeigten auch, dass das alte Regime keinen Rückhalt mehr in der
       Bevölkerung hatte.
       
       Diendéré galt unter Compaoré als einer der einflussreichsten Männer im
       Land, als höchster Vertrauter des Machthabers und als jemand, der über ein
       gutes grenzüberschreitendes Netzwerk verfügt. Unter anderem soll er eine
       Art Nichtangriffspakt mit Terrormilizen aus Nachbarstaaten gepflegt haben.
       
       Diendéré war einem Untersuchungsbericht zufolge auch am [3][Tode von Thomas
       Sankara] beteiligt – dem jungen linken Revolutionär, der 1983 bis 1987
       regierte, bis ein Putsch Comaporé an die Macht brachte. Bis heute ist
       Sankara die wichtigste Identifikationsfigur für die junge Generation.
       
       Jetzt ist die Freude in Burkina Faso groß. Prosper Farama, Anwalt der
       Nebenkläger, nannte den Urteilsspruch historisch. In der Hauptstadt
       Ouagadougou sagte er: „Die Generäle Diendéré und Bassolé und all jene
       Soldaten, die einst die starken Männer des Landes waren, mussten nun selbst
       Fragen beantworten.“ Als „gute Sache“ bezeichnete es auch Rapmusiker
       Smockey, ein Gründer der Bürgerbewegung Balai Citoyen. „Viele dachten, es
       würde gar nicht zu einem Urteil kommen. Das ist das Ende des
       Klientelismus.“
       
       Aus Sicht von Juristen zeigt das auch, dass der Rechtsstaat funktioniert.
       „Zum ersten Mal in unserem Land ist ein Verfahren eingeleitet und auch
       abgeschlossen worden“, sagte Aly Sanou, Generalsekretär der burkinischen
       Bewegung für die Rechte der Menschen und der Völker. Er hoffe, dass die
       langen Haftstrafen all jene abschrecken, die möglicherweise wieder einen
       Staatsstreich planen.
       
       3 Sep 2019
       
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