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       # taz.de -- 10. Jahrestag des Kundus-Bombardements: Verantwortung ernst nehmen
       
       > Die Opfer des Luftangriffs bei Kundus vor 10 Jahren wurden weder
       > entschädigt, noch gab es eine Entschuldigung. Das ist schäbig – und
       > politisch dumm.
       
   IMG Bild: Soldaten inspizieren bei Kundus die ausgebrannten Tanklastzüge nach dem Luftangriff
       
       Immer wieder wird meist von konservativer Seite aus dem In- und Ausland
       gefordert, Deutschland solle international mehr Verantwortung übernehmen.
       Gemeint ist damit nicht, dass Berlin noch mehr Geld in internationale
       Organisationen einzahlen soll, was oft bereits in großem Maß der Fall ist.
       Nein, mit „internationaler Verantwortung“ ist vielmehr die verklausulierte
       Forderung gemeint, Deutschland solle sich stärker an „robusten“
       Militäreinsätzen im Ausland beteiligen.
       
       Darüber lässt sich streiten. Trotzdem gibt es meist gute Gründe, an der
       Zurückhaltung Deutschlands bei militärischen Einsätzen festzuhalten. Sie
       verbieten sich ohnehin, wenn sie nicht von der UNO mandatiert wurden. Wurde
       aber einmal doch ein solcher Einsatz beschlossen, ist die [1][Übernahme der
       Verantwortung] für die Folgen zwingend – moralisch wie politisch.
       
       Ein Lehrbeispiel ist hierfür der von einem Bundeswehroberst angeforderte
       [2][Luftangriff bei Kundus] vor zehn Jahren. Der Angriff galt offiziell den
       Taliban, doch fielen ihm auch zahlreiche Zivilisten zum Opfer. [3][Sie
       wurden bis heute nicht offiziell entschädigt, es gab keine offizielle
       Entschuldigung] und auch sonst hielt sich die Übernahme deutscher
       Verantwortung sehr in Grenzen.
       
       Das ist nicht nur schäbig, sondern auch politisch dumm. Nicht nur
       Fehlentscheidungen sorgen für ein Image- und Glaubwürdigkeitsproblem,
       sondern auch der Umgang damit. Eingeständnisse militärischer
       Fehlentscheidungen sind wichtig, um künftige zu verhindern, aber auch um
       die Schwelle zum Einsatz von militärischer Gewalt möglichst hoch zu legen.
       
       Im Fall des fatalen Bombardements bei Kundus ist Deutschland bis heute
       nicht seiner Verantwortung gerecht geworden. Zwar ist es angesichts der
       dortigen Sicherheitsprobleme unrealistisch, zum Jahrestag den Besuch eines
       deutschen Repräsentanten dort zu fordern. Aber bei entsprechendem Willen
       gäbe es auch andere Signale, dass Deutschland seinen Fehler einsieht und
       dafür geradesteht.
       
       4 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Kommentar-Zivilklage-Kundus/!5112924
   DIR [2] https://www.deutschlandfunk.de/geschichte-aktuell-luftangriff-vor-10-jahren-verhinderte.724.de.html?dram%3Aarticle_id=457813
   DIR [3] /Kommentar-Kundus-Urteil/!5052902
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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