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       # taz.de -- Tennistunier US-Open: Wieder ein Traum
       
       > Bei den French Open waren sie schon erfolgreich. Nun könnte es für das
       > deutsche Tennis-Doppel Mies/Krawietz auch in den USA klappen.
       
   IMG Bild: In Paris hatte es gereicht fürs Finale. Wiederholt sich die Geschichte in den USA?
       
       New York taz | Als Andreas Mies und Kevin Krawietz Mitte Februar bei den
       New York City Open auf Long Island den ersten gemeinsamen Titel gewannen,
       wären sie nicht in ihren wildesten Träumen auf die Idee gekommen, sie
       könnten auch ein paar Monate später beim etwas größeren Turnier in der noch
       größeren Stadt erfolgreich sein. Wer ihm das prophezeit hätte, sagt Mies,
       den hätte er gefragt: „Wie viel Bier hattest du heute schon?“ Aber
       inzwischen können sich der Kölner und sein Kumpel aus Coburg ganz andere
       Dinge vorstellen.
       
       Seit sie im Juni als Sieger der French Open auf dem Court Central platt auf
       dem Rücken lagen, spielen sie gewissermaßen in einer anderen Liga. Dem
       freudetrunkenen Jubel von Paris folgten ein paar Wochen mit reichlich
       Verpflichtungen und Terminen und mit Niederlagen, doch dieser Tage bei den
       [1][US Open] gewannen sie mehr Spiele als in den Wochen seit Paris
       zusammen. Und nun sind sie nicht weit entfernt von ihrem nächsten Coup; an
       diesem Donnerstag spielen Krawietz und Mies gegen den Argentinier Leonardo
       Mayer und Joao Sousa aus Portugal um einen Platz im Finale.
       
       In der virtuellen Form der Jahreswertung für die Qualifikation zu den ATP
       Finals im November in London stehen sie jetzt schon auf Platz vier,
       gewinnen sie das Halbfinale rücken sie auf zwei vor, und das heißt ins
       wirklich Leben übertragen: Mies und Krawietz wären in diesem Jahr das
       zweitbeste Doppel der Welt. Für die Qualifikation für London hätte es
       vermutlich auch so gereicht, denn als Gewinner eines Grand-Slam-Turniers
       ist man so gut wie dabei beim Turnier der besten acht Teams der Welt.
       
       Für Andreas Mies, den 29 Jahre alten Kölner, waren die Tage bei den US Open
       von Anfang an besonders; es ist seine Premiere in Flushing Meadows. Als er
       in der vergangenen Woche einen Blick ins Arthur Ashe Stadion warf, mit
       23.771 Plätzen das größte Tennisstadion der Welt, war er so beeindruckt wie
       jeder, der die riesige Schüssel zum ersten Mal sieht. „Das wäre natürlich
       ein Traum, wenn wir da auch mal spielen könnten“, sagt er. Wohl wissend,
       dass sie das selbst in der Hand haben; das Finale findet in eben diesem
       Stadion statt.
       
       ## Sich selbst belohnt
       
       Vieles erinnert sie an den Weg in Paris, als sie auch Runde für Runde in
       größeren Stadien landeten. Ist ja auch normal, auf den Nebenplätzen
       anzufangen, sagt Krawietz, wenn man nicht Federer, Djokovic oder Nadal
       heißt. „Aber das ist ja das Coole irgendwie, dass man sich selbst belohnt
       durch die Siege, um auf die größeren Plätze zu kommen.“ Mies sagt, selbst
       im kleineren Louis Armstrong Stadium, wo sie im Viertelfinale spielten und
       gewannen, habe er sich gelegentlich dabei erwischt, wie er während der
       Seitenwechsel auf der Bank gesessen und sich gefragt habe: „Wo sind wir
       hier eigentlich?“
       
       Die Gruppe der Unterstützer aus Familie und Freunden ist zwar nicht so groß
       wie in Paris – da saßen beim Finale 50 Leute in der Box –, aber auch in New
       York sind Mies und Krawietz nicht allein unterwegs. Damit alle
       untergebracht sind und auch, weil’s gemütlicher ist, wohnen sie wieder in
       Apartments, und wie in Paris hatte Mies zunächst nur eine Woche gebucht und
       zog danach um, von Queens nach Brooklyn. Schöne kleine Welt auf Reisen, das
       gefällt.
       
       Was dieser Tage in New York passiert, ist aber auch ein gutes Argument für
       eine Veranstaltung namens Davis Cup. Für die neue Finalrunde Mitte November
       in Madrid kann der deutsche Teamchef Michael Kohlmann nur ein Doppel
       nominieren – entweder Krawietz und Mies oder Jan-Lennard Struff und Tim
       Pütz. Kohlmann wird sich mit der Entscheidung noch Zeit lassen, es gibt ja
       auch keinen Grund zur Eile, und das ist aus der Sicht der Kandidaten in
       Ordnung so.
       
       ## Letztes Mal wurde es ein bisschen lauter
       
       Als die beiden Anfang des Jahres bei den New York Open drüben auf Long
       Island den ersten gemeinsamen Titel gewannen, war danach für eine
       anständige Feier keine Zeit; im Gegensatz zum zweiten Titel vier Monate
       später in Paris, den sie feierten, bis am nächsten Morgen die Sonne
       aufging.
       
       Damals im Februar mussten sie schnell zum nächsten Turnier in Florida, und
       in der letzten Reihe des Fliegers, in der sie dann saßen, wurde es ein
       bisschen lauter. Der Nachbar schaute ziemlich schief und wollte schlafen,
       und es hieß, sie sollten doch bitte etwas leiser sein. So was wird diesmal
       im besten Fall aller Fälle nicht passieren. Sie haben Zeit zum Feiern, und
       in New York kommt keiner auf die Idee, dem Nebenmann zu sagen, er solle
       bitte leiser sein.
       
       4 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
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