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       # taz.de -- Im Haifischbecken: Filou again
       
       > Wieder ist die Bäckerei Filou bedroht – und diesmal auch die ganze
       > Nachbarschaft. Das Vorkaufsrecht könnte aus Ferienappartements Wohnungen
       > machen.
       
   IMG Bild: Die Reichenberger Straße in Kreuzberg – ein Ort des Widerstands
       
       Die Hilferufe mehren sich: Ein Café hier, ein Buchladen da, ein
       Kindergarten oder gleich ein ganzes Mietshaus – überall in der Stadt
       fürchten MieterInnen und Gewerbetreibende um ihre Existenz. Sie werden
       hinausgentrifiziert, gekündigt, zwangsgeräumt. Und immer mehr von ihnen
       wehren sich. Wir erzählen an dieser Stelle ihre Geschichten. Auch
       betroffen? Dann schreiben Sie an haifischbecken@taz.de. 
       
       Die kleinen Fische: Die Kreuzberger [1][Bäckerei Filou] – bei diesem Namen
       werden Erinnerungen wach. Anfang 2017 erhitzte ihre Kündigung die Gemüter.
       Die stadtpolitische Bewegung zeigte damals, welchen Druck sie aufbauen kann
       – von Demonstrationen über Verhandlungen mit Eigentümern und Politikern bis
       hin zu militanten Aktionen, [2][besonders gegen das nebenan neu eröffnete
       Restaurant Vertikal]. Am Ende knickten die Eigentümer ein, das Filou durfte
       bleiben und erhielt sogar einen Mietvertrag zu besonders günstigen
       Konditionen.
       
       „Der ist jetzt wieder hinfällig“, sagt Coni Pfeiffer von der
       Nachbarschaftsinitiative GloReiche, die aus den damaligen
       Auseinandersetzungen hervorgegangen ist. Insgesamt drei Häuser an der Ecke
       Reichenberger Straße/Glogauer Straße haben die Eigentümer verkauft.
       Betroffen sind zwei Wohnhäuser, das eine beherbergt das Filou, sowie der
       Neubau, in dem ausschließlich Ferienwohnungen untergebracht sind.
       
       Der große Fisch: Die beiden bisherigen Privateigentümer David Evans und
       [3][Charles Skinner, die sich nach den damaligen Protesten öffentlich
       geläutert gezeigt hatten], haben nun das große Geschäft gemacht. Die Häuser
       mit 16 Wohnungen und 12 Ferienappartements („Vintage- und
       Designer-Möbelstücke verleihen die besondere Note“) sollen sie für 11
       Millionen Euro verkauft haben. Den Mietern mitgeteilt haben sie es nicht.
       Die erfuhren erst vom Bezirksamt von ihrem neuen Vermieter, der Project
       X-Berg S.a.r.l. mit Sitz in Luxemburg. Die Briefkastenfirma gehört zur
       Immobiliengruppe NAS Invest, die jährlich dreistellige Millionenumsätze
       macht. Der spekulative Kaufpreis von 5.000 Euro pro Quadratmeter ergibt
       sich vor allem aus dem Ferienwohnungsbau. Da es sich um Gewerbe handelt,
       können diese Wohnungen problemlos als Eigentum verkauft werden.
       
       Wer frisst hier wen? „Es bietet sich hier eine echte Chance, durch
       Anwendung des bezirklichen [4][Vorkaufsrechts] Wohnraum zu schaffen“, sagt
       Pfeiffer mit Blick auf die Ferienwohnungen. Am Sonntag um 12 Uhr soll vor
       den Häusern demonstriert werden. Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne)
       spricht von einem „sehr hohen Preis“, weswegen auch der Kauf zum
       Verkehrswert geprüft werde. Das wäre ein Novum – und würde sicher vor
       Gericht landen. Ebenso sei auch nur der Kauf der Wohnhäuser eine Option.
       
       5 Sep 2019
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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