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       # taz.de -- Mahnmal für NS-Verbrechen in Polen: Falsch und gefährlich
       
       > Das Gedenken an die NS-Diktatur an Nationen zu orientieren, würde auf
       > eine Opfer-Konkurrenz hinaus laufen. Es vernebelt mehr als es erinnert.
       
   IMG Bild: Gedenkveranstaltung zum Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen in Warschau im August
       
       Der Mord an 6 Millionen Juden durch die Nazis ist in der deutschen
       Öffentlichkeit präsent. Ganz im Gegensatz dazu drohen jedoch die Verbrechen
       von Wehrmacht und SS in und an [1][Polen vom ersten Tag des Zweiten
       Weltkriegs an in Vergessenheit zu geraten]. Dabei mag die Dimension der
       Verbrechen unterschiedlich sein, der mörderische Charakter des NS-Regimes
       zeigt sich auch im Krieg gegen vermeintlich minderwertige „Slawen“.
       
       Nun hat der Bundestag eine Initiative aufgegriffen, in Berlin ein Denkmal
       für die polnischen Opfer der NS-Herrschaft zu schaffen. Den Abgeordneten
       geht es darum, der Geschichtsvergessenheit etwas entgegenzusetzen. Die
       Begründung für ein solches Denkmal ist also mehr als honorig. Dennoch wäre
       ein nationales Mahnmal ein falscher, ja gefährlicher Schritt. Denn er
       öffnet Tür und Tor für eine Erinnerung, die sich am Leid von Nationen
       orientiert und andere Opfer ignoriert. Mit gleichem Recht könnte
       Weißrussland ein solches Denkmal einfordern, ebenso Griechenland, Norwegen,
       Serbien – die Liste der von den Nazis okkupierten Staaten ist lang. Schon
       hat der ukrainische Botschafter in Berlin verlangt, auch seiner Nation ein
       solches Denkmal zu widmen.
       
       Das aber liefe auf eine Opfer-Konkurrenz hinaus, in der die Geschichte als
       nationales Ereignis erzählt wird und nicht als Teil eines ganzen, von
       Berlin aus zentral geplanten Verbrechens. Es eröffnet bedenkliche
       Narrative, in denen Krieg und Besatzung ausschließlich als Erfahrung des
       eigenen Leids interpretiert werden. Es vernebelt mehr, als dass es
       Erinnerung bewahren kann.
       
       Anstatt Geschichte anhand von Nationen erzählen zu wollen, wäre es
       angemessener, einen gemeinsamen Lern- und Erinnerungsort zu installieren.
       Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden in Europa, Uwe
       Neumärker, hat dazu ein Museum der deutschen Besatzungsherrschaft
       vorgeschlagen. Dieser Weg ist mühsamer, kostspieliger und aufwendiger. Aber
       er eröffnete die Möglichkeit, Geschichte in den Zusammenhängen sichtbar zu
       machen, in denen sie geschah.
       
       30 Aug 2019
       
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