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       # taz.de -- Kolumbiens Friedensabkommen in Gefahr: Rückschlag für Kolumbien
       
       > Iván Márquez verhandelte für die Guerilla das Friedensabkommen mit
       > Kolumbiens Regierung. Jetzt ruft er wieder zum bewaffneten Kampf auf.
       
   IMG Bild: Jetzt wieder Guerillero: Der Ex-Farc-Kommandant und Unterhändler Iván Márquez im März 2019
       
       Bogotá taz | Drei untergetauchte Anführer der ehemaligen Farc-Guerilla
       haben ihre Rückkehr zu den Waffen angekündigt. Diese neue Farc wolle sich
       mit den Rebellen der ELN-Guerilla zusammenschließen. „Wir wurden niemals
       besiegt noch ideologisch geschlagen. Deshalb geht der Kampf weiter. Die
       Geschichte wird zeigen, dass wir gezwungen wurden, wieder zu den Waffen zu
       greifen“, sagt Luciano Marín Arango alias Iván Márquez in dem 32 Minuten
       langen [1][Video], das gegen 1.30 Uhr Ortszeit auf YouTube und den sozialen
       Medien auftauchte.
       
       Márquez beruft sich darin auf das universelle Recht aller Völker, sich mit
       Waffen gegen Unterdrückung aufzulehnen. Die Regierung verhindere das Morden
       an Bürgerrechtlern und ehemaligen Farc-Kämpfern nicht und erfülle auch
       nicht ihren Teil des Friedensabkommens, sagt er zur Begründung.
       
       Márquez war die Nummer zwei der Guerilla und ihr Anführer bei den
       [2][Friedensverhandlungen] mit der Regierung in Havanna. Vor mehr als einem
       Jahr hatte er seinen Senatssitz aufgegeben und war untergetaucht.
       
       „Solange der Wille zum Kampf da ist, gibt es Hoffnung zu siegen“, sagt
       Márquez. „Wir verkünden der Welt, dass das zweite Marquetalia begonnen
       hat.“ Marquetalia heißt der Ort, an dem vor über 50 Jahren die
       Farc-Guerilla ihren Ursprung hatte.
       
       ## Annäherung an die ELN, die andere Guerilla
       
       Die Guerilla werde künftig auf Entführungen verzichten – das war eine der
       Haupteinnahmequellen der Farc. Sie würden jedoch gegen Korruption
       vorgehen, gegen die Straffreiheit und die multinationalen Firmen, die den
       Staat ausbluten lassen. Márquez kündigte an, die Allianz mit der
       ELN-Guerilla zu suchen. Wenige Stunden später reagierte „Uriel“ von der
       West-Kriegsfront der ELN mit einem Video positiv auf das Angebot.
       
       In dem Video ist Márquez zusammen mit den ebenfalls untergetauchten Seuxis
       Paucias Hernández alias Jesús Santrich, Hernán Darío Velásquez alias El
       Paisa und Henry Castellanos Garzón alias Romaña zu sehen. Alle ehemaligen
       Anführer hatten sich damit ihrer Verpflichtung entzogen, vor dem
       Sondergericht für den Frieden zur Wahrheitsfindung und Wiedergutmachung
       auszusagen. Auf alle waren Kopfgeld und Haftbefehle ausgesetzt worden.
       
       Um sie herum stehen etwa 16 bewaffnete Frauen und Männer in Uniformen in
       Oliv oder Flecktarn. Alle zeigen ihr Gesicht. Nach Angaben von Márquez
       wurde das Video in der Nähe des Flusses Inírida in der Amazonasregion im
       Süden des Landes aufgenommen, in der Nähe der Grenze zu Venezuela und
       Brasilien. Die kolumbianische Regierung hatte Márquez und Santrich in
       Venezuela vermutet.
       
       Die beiden hatten schon durch ihr Untertauchen die Parteiführung der Farc
       gegen sich aufgebracht. Die Farc-Partei hat sich immer wieder zum
       Friedensprozess bekannt und von den beiden Abtrünnigen distanziert. Am
       Donnerstagmorgen meldete sich Parteichef Rodrigo Londoño mit einer Flut an
       Kurznachrichten auf Twitter – alles Bekenntnisse zum Frieden. „Trotz der
       Hindernisse und Schwierigkeiten sind wir überzeugt, dass der Weg des
       Friedens der richtige ist“, schrieb er. Präsident Iván Duque hat sich
       bisher noch nicht geäußert.
       
       29 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=cwjaj5TMxoI
   DIR [2] /Friedensprozess-in-Kolumbien/!5353839
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Katharina Wojczenko
       
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