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       # taz.de -- Wahlen in Sachsen und Brandenburg: Die Ergebnisse im Überblick
       
       > In Brandenburg müssen SPD und CDU jeweils starke Verluste hinnehmen. In
       > neuen Koalitionen können sie aber voraussichtlich an der Macht bleiben.
       
   IMG Bild: Verteilten Denkzettel: die Wähler*innen
       
       Die hier angegebenen Ergebnisse sind von Sonntag, 1. September 2019 um 21
       Uhr. 
       
       SPD und CDU haben bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen starke
       Verluste eingefahren. In Brandenburg bekommt die SPD von Ministerpräsident
       Dietmar Woidke laut ersten Hochrechnungen rund 26,2 Prozent der Stimmen –
       sie bekommt rund 5 Prozent weniger als bei der letzten Landtagswahl im Jahr
       2014. In Sachsen landete die CDU von Ministerpräsident Michael Kretschmer
       bei 32,4 Prozent – rund 6 Prozent weniger als beim letzten Mal. Rechnerisch
       könnten beide trotz der Verluste weiterregieren. Die Koalitionsbildung wird
       aber in beiden Ländern kompliziert. Offenbar braucht es jeweils drei
       Parteien oder mehr, um eine Regierung zu bilden. Der Trend zur
       Fragmentierung des Parteiensystems hält an.
       
       In Brandenburg, wo die SPD seit der Wiedervereinigung ununterbrochen den
       Ministerpräsidenten stellt, hat die bisherige rot-rote Koalition wie
       erwartet ihre Mehrheit verloren. Die Linkspartei, die hier einst den Status
       einer Volkspartei hatte, ist mittlerweile nur noch bei 10,6 Prozent. Die
       Grünen haben weniger stark zugelegt als erwartet und liegen bei 10,7
       Prozent. Unklar war deshalb zunächst, ob es in Brandenburg zu einer
       rot-rot-grünen Mehrheit reicht. Wenn überhaupt, hätte eine
       Mitte-links-Regierung nur eine knappe Mehrheit. Falls nicht, wäre hier eine
       Kenia-Koalition mit SPD, CDU und Grünen am wahrscheinlichsten.
       
       Einer der Wahlgewinner in Brandenburg ist die AfD. Zuletzt geriet deren
       rechtsextremer Spitzenkandidat Andreas Kalbitz zwar wegen Verbindungen zu
       Neonazis in die Schlagzeilen. Trotzdem konnte auch die Rechtspartei ihr
       Ergebnis im Vergleich zu 2014 beinahe verdoppeln. Mit 23,6 Prozent der
       Stimmen landete sie Kopf an Kopf mit der SPD und deutlich vor der CDU, die
       auf nur 15,5 Prozent kam.
       
       In Sachsen schnitt die AfD mit 27,9 Prozent noch besser ab. Trotzdem hat
       sie ihr Ziel verpasst: Eigentlich wollte sie stärkste Partei werden.
       
       Das verhinderten die CDU und deren Landesvorsitzender Michael Kretschmer.
       Gegen den Willen seiner Parteibasis und einiger Funktionäre hatte er sich
       im Wahlkampf klar von der AfD abgegrenzt – offenbar mit Erfolg, trotz der
       Verluste. Noch bei der Europawahl im Frühjahr war seine Partei bei gerade
       mal 23 Prozent gelandet. Hätte sich das bei der Landtagswahl wiederholt,
       hätte sich Kretschmer wohl kaum als Ministerpräsident halten können. Mit
       über 30 Prozent der Stimmen hat der Spitzenkandidat so gesehen ein
       respektables Ergebnis geholt.
       
       Die Regierungsbildung wird trotzdem auch hier kompliziert. Das liegt unter
       anderem an der SPD, die ihr schwaches Ergebnis von 2014 mit nur 7,6 Prozent
       nochmal unterboten hat. Sie bleiben damit hinter den Grünen zurück, die auf
       8,3 Prozent kommen und die in Sachsen ebenfalls weniger stark zugelegt
       haben als erwartet. Zu einer schwarz-rot-grünen Kenia-Koalition wird es
       voraussichtlich trotzdem reichen. Inhaltlich liegen die Grünen und die
       erzkonservative Sachsen-CDU allerdings weit auseinander.
       
       Ein weiterer Verlierer ist wie in Brandenburg auch in Sachsen die
       Linkspartei. Nach heftigen Verlusten kommt sie voraussichtlich auf 10,4
       Prozent. Die Zeit der Linken als starke Ostpartei scheint vorbei zu sein.
       Schlecht abgeschnitten hat in beiden Ländern auch die FDP, die in ersten
       Prognosen unter der 5-Prozent-Hürde blieb – in Brandenburg mit nur 4,2
       Prozent. Eine gute Nachricht: Die Wahlbeteiligung ist im Vergleich zu 2014
       stark gestiegen – in Sachsen von 49 auf 65 Prozent, in Brandenburg von 48
       auf 61 Prozent.
       
       Auf Bundesebene können die Regierungsparteien zunächst aufatmen – sowohl
       SPD als auch CDU hatten vor einigen Wochen noch schlechtere Ergebnisse
       gedroht. Durch das ordentliche Ergebnis in Sachsen kann vor allem in Berlin
       die neue CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer aufatmen.
       
       1 Sep 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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