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       # taz.de -- Netanjahus Annexionsplan: Das Recht des Stärkeren
       
       > Israels Ministerpräsident setzt auf die Macht des Stärkeren. Die Annexion
       > des Jordantals wäre das endgültige Aus für eine Zweistaatenlösung.
       
   IMG Bild: Israels Ministerpräsident bei seinen Wahlversprechungen
       
       Benjamin Netanjahus Ankündigung, [1][einen Teil des Westjordanlands zu
       annektieren,] ist in ihrer Klarheit nicht zu unterschätzen. Hinter dieses
       Versprechen wird Netanjahu, sollte er nach der [2][Wahl am Dienstag]
       weiterregieren, nur schwer zurückkönnen. Wie schon mit den Golanhöhen
       geschehen, rückt die Annexion eines Viertels des Westjordanlands in
       greifbare Nähe.
       
       Die Annexion wäre ein besonders symbolischer Schritt Netanjahus in seiner
       Vorschlaghammer-Politik gegenüber den Palästinensern. Statt eine
       verhandelte Lösung anzustreben, setzt er auf die Macht des Stärkeren – in
       der Überzeugung, eine einseitige Lösung des Konflikts durchsetzen zu
       können.
       
       Mit Trumps voller Unterstützung baut er die illegalen Siedlungen aus und
       verdrängt die palästinensische Bevölkerung zunehmend in komplett
       kontrollierte Enklaven. Die Annexion würde das [3][Ende der
       Zweistaatenlösung] bedeuten, jenes Ansatzes, den die internationale
       Gemeinschaft seit Jahrzehnten verfolgt, der die offizielle Position der EU
       und auch der Bundesrepublik darstellt und in dessen Zentrum ein
       Palästinenser-Staat steht. Dieser wird, sollte Netanjahu siegen, endgültig
       unrealistisch.
       
       Beunruhigend ist, dass aus Europa so wenig Kritik kommt. Trumps und
       Netanjahus Abkehr vom Ziel einer verhandelten Lösung ist Teil eines
       breiteren Trends, der sich teilweise auch schon in Deutschland abzeichnet.
       
       Während die Springer-Presse jede Gelegenheit nutzt, Palästinenser mit
       Terroristen und Antisemiten gleichzusetzen, mied der Tagesspiegel kürzlich
       sogar das Wort „Palästinenser“ und schrieb nur noch von Menschen, „die sich
       als Palästinenser bezeichnen“. Dahinter steht das Ziel, Palästinenser
       generell zu delegitimieren. Gibt es keine Palästinenser, dann können sie
       auch keinen Staat fordern, dann muss nicht verhandelt werden. Dann ist der
       Weg frei für die Annexion.
       
       Einer friedlichen Lösung ist das nicht zuträglich. Europa muss auf einen
       Prozess drängen, an dessen Ende eine verhandelte Lösung steht. Alles andere
       führt zu noch mehr Gewalt, von der sowohl Israelis als auch Palästinenser
       schon genug haben.
       
       11 Sep 2019
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jannis Hagmann
       
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