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       # taz.de -- Podcastkritik „schon gehört?“: Die Hochkultur der Unterschicht
       
       > Sibylle Berg erzählt im Podcast „Was ist Rap für dich?“, warum sie
       > HipHop-Fan geworden ist, obwohl sie Musik eigentlich gar nicht mag.
       
   IMG Bild: Sie hasst Menschenmassen genauso sehr wie Musik: Sibylle Berg
       
       Die Schriftstellerin Sibylle Berg ist HipHop-Fan. In der zweiten Folge des
       Podcasts „Was ist Rap für dich?“ erzählt sie dem Musikjournalisten Niko
       Backspin, wie das passiert ist. Für ihren in diesem Jahr erschienenen
       [1][Roman „GRM. Brainfuck“] hatte sich Berg nämlich auf eine
       Forschungsreise in den Grime-Kosmos begeben.
       
       Grime, den muss man verstehen. Und Berg macht im Podcast den Eindruck, als
       hätte sie, zumindest subjektiv betrachtet, einiges dafür getan: Sie hat
       sich in britische Sozialbausiedlungen begeben und versucht herauszufinden,
       warum alle Kids ständig Grime-Videos auf dem Handy anschauen. Sie hat sich
       mit KünstlerInnen getroffen, hat sogar ein Konzert besucht, obwohl sie
       Menschenmengen genauso wenig mag wie Musik überhaupt.
       
       Und dann ist es passiert: Grime hat Berg doch noch zur Musik gebracht.
       
       Das HipHop-Subgenre, das übersetzt „Schmutz“ bedeutet, entstand Anfang der
       2000er, über die eigenen Kreise hinaus schafft es Grime aber erst seit ein
       paar Jahren. Das mag auch damit zu tun haben, dass der bekannte
       US-amerikanische Rapper [2][Kanye West] irgendwann gemeinsam mit
       [3][Grime-Künstler Skepta] aufgetreten ist.
       
       ## Es wird auch gelacht
       
       Was überzeugte Berg letztlich von Grime? Es waren die Wut und die
       Auflehnung der jungen Menschen in der Peripherie der britischen Großstädte,
       sagt sie.
       
       Das Schöne an diesem Rap-Podcast ist, dass er sich nicht in Fachsimpeleien
       verliert, sondern sofort zum Wesentlichen vordringt – und das im Gespräch
       mit einer Vertreterin der vermeintlichen „Hochkultur“.
       
       Gesprochen wird über Ernstes und trotzdem viel gelacht: Zum Beispiel als
       Backspin Berg fragt, ob es peinlich sei, HipHop zu hören. „Das ist mir so
       was von Stulle“, antwortet sie lässig. „Sich peinlich fühlen setzt ja immer
       voraus, dass du in der Erwartung von anderen funktionierst.“
       
       Eines stört dann leider doch: Die Verlegenheit des Moderators. Häufig
       hindert sie ihn daran, von seinem Fragenkatalog abzuweichen. So bleibt
       manches viel zu knapp, wie die Frage nach den Gemeinsamkeiten von Literatur
       und HipHop.
       
       14 Sep 2019
       
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       ## AUTOREN
       
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