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       # taz.de -- Rentenreform in Frankreich: Kein Rasenmäherprizip
       
       > Das Rentensystem in Frankreich ist veraltet und wird reformiert.
       > Angestellte mit harten Arbeitsbedingungen sollen davon profitieren.
       
   IMG Bild: Was für eine Reform würde sich diese Gruppe von Senioren wünschen?
       
       Die Arbeit eines Zugführers, ist sie härter als die eines Bäckers? Das ist
       die Frage, die hinter der geplanten Rentenreform in Frankreich steht.
       Emmanuel [1][Macron] möchte die 42 Sonderregelungen abschaffen, die für
       zahlreiche Berufsgruppen im öffentlichen Dienst gelten. Es gibt eigene
       Rentensysteme für die Beschäftigten bei der Bahn, der Zentralbank, dem
       staatlichen Stromkonzern EdF oder der Armee.
       
       Diese Spezialsysteme stammen teilweise noch aus grauer Vorzeit, doch die
       Vorteile, die sie mit sich bringen, sind gewaltig. So dürfen die
       Eisenbahner in Frankreich bereits mit Anfang 50 in Rente gehen, während das
       Rentenalter sonst bei 62 Jahren liegt.
       
       Sicher ist den Zugführern das zu gönnen. Aber die Sonderregelungen machen
       das derzeitige Rentensystem zutiefst ungerecht. Denn andere Berufsgruppen
       mit ähnlich unregelmäßigen Arbeitszeiten profitieren nicht von den
       Spezialsystemen. Hotelangestellte beispielsweise. Oder Bäcker.
       
       Es ist also Zeit, dass sich das ändert. Und zwar nicht, in dem alle
       Privilegien nach dem Rasenmäherprinzip abgeschafft werden. Sondern indem
       die Regelungen für Angestellte mit besonders harten Arbeitsbedingungen
       tatsächlich universell werden.
       
       Ob der wirtschaftsliberale Macron das auch tatsächlich meint, wenn er von
       einem neuen, universellen Rentensystem spricht, wird sich in den nächsten
       Monaten zeigen.
       
       Der Widerstand gegen seine Pläne formiert sich bereits. Am Freitag streiken
       die Beschäftigten der Pariser Verkehrsbetriebe, die von ähnlichen
       Sonderregelungen profitieren wie die Eisenbahner. Ihnen geht es vor allem
       um Besitzstandswahrung. Macron hat nach der [2][Erfahrung mit den
       Gelbwesten] kein Interesse an Streiks und neuen Protesten. Deshalb versucht
       er, die Gewerkschaften, die bisher jede Rentenreform torpedierten, eng in
       sein Projekt einzubinden.
       
       Die Arbeitnehmervertreter sollten die ausgestreckte Hand nicht ausschlagen.
       Denn sie könnten dafür sorgen, dass wichtige soziale Standards nicht nur
       für einige wenige gelten, sondern für alle.
       
       13 Sep 2019
       
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