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       # taz.de -- Keylor Navas bei Paris St. Germain: Ganz hinten verbreitet er gute Aura
       
       > Der Torwart von Paris St. Germain trifft am Mittwochabend auf seinen
       > alten Verein Real Madrid. Der hätschelt Navas ordentlich weiter.
       
   IMG Bild: Ein Heiliger mit Handschuhen: Torwart Keylor Navas
       
       MADRID taz | Real Madrids [1][Präsident Florentino Pérez] ist normalerweise
       nicht so der gefühlige Typ. Bei der Delegiertenversammlung am Sonntag war
       das jedoch anders, als er unter den Neuzugängen den im Tausch aus Paris
       gekommenen Torwart Alphonse Areola auflistete und hinzufügte: „Anstelle
       unseres geliebten Keylor Navas“. Spontan brandete Beifall auf, Pérez musste
       eine Pause machen.
       
       Heute wird der Liebeskummer der Real-Fans besonders virulent, in der
       Champions League gastiert der Rekordchampion zum Auftakt bei Navas’ neuem
       Verein. Dort können sie das Verhandlungsgeschick ihres Managers Leonardo
       kaum fassen. Für 15 Millionen Euro Ablöse und die einjährige Ausleihe
       Areolas hat er Trainer Thomas Tuchel zu Transferschluss einen
       Weltklasse-Keeper mit einer einmaligen Statistik akquiriert: Wann immer
       Navas in der Champions League die Nummer eins war – 2016, 2017, 2018 –,
       gewann sein Team den Titel.
       
       Angesichts der jahrelangen Unsicherheiten auf der Torwartposition mit
       Areola, Kevin Trapp oder Gianluigi Buffon [2][sowie seiner pathologischen
       Champions-League-Blockade] hat der PSG also zwei Fliegen mit einer Klappe
       geschlagen. Kommt jetzt Erlösung, ist „Invictus“ Keylor das fehlende
       Puzzlestück zur ersehnten europäischen Trophäe?
       
       Am Samstag beim Debüt gegen Straßburg hielt der 32-Jährige sein Team lang
       genug im Spiel, damit Neymar per Seitfallzieher zum 1:0-Sieg in der
       Nachspielzeit seine Wiederauferstehung nach dem sommerlichen Theater um
       unerfüllte Barcelona-Sehnsüchte zelebrieren und den pfeifenden Fans den
       Fehdehandschuh hinwerfen konnte: „Für mich wird diese Saison jedes Spiel
       ein Auswärtsspiel.“
       
       ## Navas ist Christ und tiefgläubig
       
       Fast schon gut also, dass er in der Champions League wegen
       Schiedsrichterbeleidigung gesperrt ist, wobei der CAS die Sanktion gestern
       von drei auf zwei Spiele reduzierte. Tuchel fehlen am Dienstag außerdem mit
       den verletzten Kylian Mbappé und Edinson Cavani auch die weiteren
       Sturmstars.
       
       „Pura vida“ wird Navas zu diesen Umständen womöglich sagen: „Das pure
       Leben“. An diesen Lieblingssatz erinnerten in ihren Abschiedsbotschaften
       zahlreiche Real-Profis. „Viel Glück in Paris, obwohl du es nicht brauchen
       wirst: Deine Mentalität, dein Arbeitsethos und deine Menschlichkeit
       sprechen für dich“, fügte Kapitän Sergio Ramos hinzu. „Jeden Tag ein
       Lächeln, bei Regen, Sonne oder Schnee“, erinnerte Vize Marcelo. „Das Beste,
       was einem im Fußball passieren kann, sind Leute wie du, ich werde unsere
       Gespräche voller Kraft und Motivation vermissen“, schrieb Verteidiger
       Nacho.
       
       Über Statistiken und Paraden hinaus haben wenige Spieler auf [3][Reals
       historischen Champions-League-Hattrick] einen so beseelenden Einfluss
       gehabt wie dieser tiefgläubige Christ mit der leicht mystischen Aura. In
       seiner Karriere hat Navas etliche Wahrscheinlichkeiten und auch
       Ungerechtigkeiten überwunden.
       
       Aus dem nicht gerade als Torwartland bekannten Costa Rica kam er 2010 als
       Ersatzkeeper zum spanischen Zweitligisten Albacete und wechselte als
       ebensolcher zwei Jahre später für 150.000 Euro zu Erstligist Levante. 2014
       wurde er nach seiner ersten vollen Saison als bester Keeper der Liga
       ausgezeichnet und führte sein kleines Land bis ins WM-Viertelfinale.
       Eigentlich nur als Ersatz holte ihn im selben Jahr auch Real Madrid.
       
       ## Zu gut, um nicht zu spielen
       
       Dass er selbst nicht ganz unschuldig ist an dem Torwarttausch mit dem PSG,
       hat Präsident Pérez am Sonntag natürlich verschwiegen. Nie war ihm Navas
       glamourös genug, ständig versuchte er ihm andere Keeper vor die Nase zu
       setzen, am berühmtesten 2015, als Navas schon am Flughafen auf eine
       Maschine nach Manchester wartete, ehe eine verspätete Dateneingabe ins
       Fifa-Transfersystem den Tausch mit Uniteds David De Gea verhinderte.
       
       2018 war Pérez dann am Ziel, als Chelsea-Keeper Thibaut Courtois wegen
       seines Kontrakts billig verfügbar wurde. Der Belgier kam als „bester
       Torwart der WM“ mit einem dieser Etikette, die Pérez so gut gefallen, und
       ist außerdem fünf Jahre jünger. Die Klasse und Ausstrahlung von Navas zeigt
       er bei Real bislang nicht, doch Trainer Zinédine Zidane fügte sich der
       Klubpolitik.
       
       Navas aber ist zu gut, um nicht zu spielen, und daher jetzt in Paris. Dort
       hat er auch als guter Geist einiges zu tun, denn es gibt im [4][PSG-Sturm
       nicht nur die Diva Neymar] und den Kronprinzen Mbappé, im Sommer kam von
       Inter Mailand auch noch der bei Inter Mailand in Ungnade gefallene Mauro
       Icardi mit seiner berüchtigten Frau Wanda dazu. Die beiden haben mit
       Ehepaar Navas bei einer Stadttour schon Freundschaft geschlossen. Bringt
       Keylor alle unter einen Hut? Dagegen ist die Champions League fast noch die
       geringste Herausforderung.
       
       18 Sep 2019
       
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   DIR Florian Haupt
       
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