URI: 
       # taz.de -- Trump bricht Gespräche mit Taliban ab: Kein Treffen nach dem Anschlag
       
       > Nach einem Anschlag in Kabul streicht US-Präsident Trump ein geplantes
       > Geheimtreffen mit Taliban-Führern. Die Gruppe selbst äußerten sich
       > zunächst überrascht.
       
   IMG Bild: „Was für Menschen töten so viele, um scheinbar ihre Verhandlungsposition zu stärken“, schreibt Trump
       
       Washington ap | US-Präsident Donald Trump hat die Friedensgespräche mit den
       Taliban nach einem jüngsten Anschlag in Kabul überraschend abgebrochen. Für
       den heutigen Sonntag geplante separate Geheimtreffen mit Führern der
       radikalislamischen Gruppe sowie dem afghanischen Staatschef Aschraf Ghani
       in Camp David habe er zudem abgesagt, teilte Trump am Samstagabend [1][auf
       Twitter] mit. Ob der [2][Dialog] mit den Taliban damit definitiv beendet
       oder nur ausgesetzt ist, war unklar. Weder das Weiße Haus noch das
       Außenministerium in Washington wollten sich zunächst äußern.
       
       Laut Trump hätten die Taliban-Führer und Ghani am Abend in den USA
       eintreffen sollen, um sich mit ihm tags darauf im Präsidentenlandsitz Camp
       David in Maryland zu treffen. Davon habe kaum jemand gewusst. Doch leider
       hätten die Taliban sich als politisches Druckmittel zu dem Anschlag in
       Afghanistans Hauptstadt am Donnerstag bekannt, bei dem ein US-Soldat und
       elf weitere Menschen getötet wurden. Daher habe er die Geheimtreffen und
       weitere Friedensverhandlungen sofort gestrichen.
       
       „Was für Menschen töten so viele, um scheinbar ihre Verhandlungsposition zu
       stärken“, schrieb Trump mit Blick auf die Taliban. „Das haben sie nicht,
       sie haben es nur schlimmer gemacht! Wenn sie sich nicht auf eine Feuerpause
       während dieser sehr wichtigen Friedensgespräche einigen können, und sogar
       zwölf unschuldige Menschen töten, dann haben sie wahrscheinlich ohnehin
       nicht die Macht, ein bedeutsames Abkommen auszuhandeln. Wie viele
       Jahrzehnte wollen sie noch kämpfen?“
       
       Die Taliban äußerten sich zunächst überrascht: Er könne Trumps Darstellung
       vorerst nicht bestätigen, dass sich Taliban-Führer in Camp David mit dem
       US-Präsidenten hätten treffen sollen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah
       Mudschahid der Nachrichtenagentur AP. „Das ist eine politische Frage“,
       sagte er. „Wir warten auf unsere Führer und werden Sie auf dem Laufenden
       halten.“
       
       ## Zweiter großer Anschlag in dieser Woche
       
       Die Attacke in Kabul war der zweite große [3][Anschlag der Taliban] in der
       Hauptstadt in dieser Woche und hatte vor Trumps Bekanntgabe die Vorbehalte
       gegen ein Abkommen zwischen den Taliban und den USA verstärkt. Der Pakt
       würde einen Abzug Tausender US-Soldaten aus Afghanistan vorsehen. Dafür
       verlangen die USA Garantien, dass die Terrorgruppen Al-Kaida und
       Islamischer Saat in Afghanistan keinen Unterschlupf finden. Der US-Gesandte
       für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, sagte zuletzt bei einem Kabulbesuch, er
       stehe kurz vor einem Abkommen, das nur noch der Zustimmung Trumps bedürfe.
       
       Doch sah sich der US-Präsident zuletzt auch aus den eigenen Reihen und aus
       der Regierung in Kabul zunehmendem Forderungen ausgesetzt, von einem Pakt
       Abstand zu nehmen. Die Bedenkenträger misstrauen den Taliban zutiefst und
       halten einen Abzug amerikanischer Truppen für verfrüht.
       
       Die Taliban kontrollieren rund die Hälfte Afghanistans und sind derzeit so
       stark wie seit 2001 nicht mehr, als sie durch die US-Invasion gestürzt
       wurden. Trumps Tweets kamen auch deshalb überraschend, weil sie bedeuten,
       dass er Vertreter der Islamisten nur wenige Tage vor dem Jahrestag der
       Terroranschläge vom 11. September in Camp David empfangen wollte. Die
       Taliban hatten für die Anschläge verantwortlichen Al-Kaida-Führern
       Unterschlupf gewährt. Die Absage der Friedensverhandlungen läuft zudem
       Trumps Versprechen zuwider, die verbliebenen 13.000 bis 14.000 US-Soldaten
       in Afghanistan abzuziehen und den mit nahezu 18 Jahren längsten Krieg
       Amerikas zu beenden.
       
       8 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1170469618177236992
   DIR [2] /US-Truppenabzug-aus-Afghanistan/!5623753
   DIR [3] /Anschlag-in-Afghanistan/!5623058
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Taliban
   DIR USA
   DIR Truppenabzug
   DIR Schwerpunkt 9/11
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
   DIR Afghanistaneinsatz
   DIR Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Präsidentschaftswahl in Afghanistan: Größere Anschläge bleiben aus
       
       Die Wahl in Afghanistan geht ohne die befürchtete schwere Gewalt über die
       Bühne. Es deutet alles auf eine äußerst niedrige Wahlbeteiligung hin.
       
   DIR Wahl in Afghanistan: Tote und Verletzte nach Angriffen
       
       Die Präsidentenwahl in Afghanistan wird von Attacken auf Wahllokale
       begleitet. Die Abstimmung findet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen
       statt.
       
   DIR Wahl in Afghanistan: Oberlehrer gegen Herrn Inschallah
       
       Afghanistan wählt zum vierten Mal seit 2001 einen Präsidenten. Aschraf
       Ghani und Abdullah Abdullah sind wieder die Favoriten.
       
   DIR US-Abzug aus Afghanistan: Welchen Preis hat der Frieden?
       
       Platzt der US-Taliban-Abzugsdeal, wäre das tragisch. Aber steht das Land
       Afghanistan wirklich kurz vor dem Frieden? Die Antwort ist „Nein“.
       
   DIR US-Truppenabzug aus Afghanistan: Bomben statt Abzug
       
       Die USA und die Taliban arbeiten am Truppenabzug. Doch es häufen sich
       Anzeichen, dass das Abkommen doch noch platzen könnte.
       
   DIR Anschlag in Afghanistan: Tote nach Taliban-Angriff
       
       Bei der Explosion einer Autobombe sind in Kabul über 100 Menschen verletzt
       worden. Die Taliban reklamierten die Tat für sich.