# taz.de -- Anstehende Berichte des Weltklimarats: Warnsirene im Dauereinsatz
> Der Weltklimarat IPCC schildert nüchtern die Dramatik der Erderhitzung.
> Das nächste Horrorszenario kommt am 25. September zu Ozeanen und
> Eisflächen.
IMG Bild: Traumhafte Kulisse, aber laut IPCC auch wachsende Bedrohung: Der Meeresspiegel steigt
Berlin taz | Zwei Tage nach den [1][warmen Worten der Politik in New York]
werden aus Monaco harte Fakten kommen. Am 25. September veröffentlicht der
[2][UN-Klimarat IPCC] dort sein nächstes Gutachten zum Zustand der Meere
und Eisflächen, das von der UNO in Auftrag gegeben wurde. Wieder einmal
wird die Warnung deutlich sein: Das Klima verändert sich schneller als
befürchtet, mit großen Risiken für Mensch und Natur. Manche Entwicklungen
lassen sich schon nicht mehr aufhalten.
Das wird der „Ozean-Bericht“ etwa vom Meeresspiegel berichten. Obwohl die
Endfassung des Reports noch aussteht, ist schon klar: Die Meere steigen,
weil sie sich erwärmen und die Eismassen der Gletscher in Bergen und
Polregionen immer schneller schmelzen. Küstenstädte, in denen ein Großteil
der Menschheit lebt, sind bedroht. Auch in den Meeren, die sich an der
Oberfläche seit 1850 um etwa 1 Grad erwärmt haben, kommt es zu
„Hitzewellen“, die Korallen töten und Fischbestände reduzieren – was
wiederum die Ernährung der Küstenbevölkerung bedroht.
Der IPCC ist inzwischen praktisch im Dauereinsatz. Das Gremium wurde 1988
von den UN-Organisationen für Meteorologie (WMO) und Umwelt (Unep)
gegründet. Ein paar wenige Koordinatoren und „Leitautoren“ bringen Beiträge
von Hunderten von Wissenschaftlern zusammen, die ohne Bezahlung und über
Jahre hinweg den jeweils aktuellen Forschungsstand zu Klimafragen
zusammentragen.
In einem transparenten Prozess werden die Berichte geschrieben und am
Schluss mit Vertretern der UN-Staaten Wort für Wort abgestimmt. Dadurch
bekommen die Berichte großes politisches Gewicht. 2007 bekam der IPCC für
sein Engagement den Friedensnobelpreis.
Erst im August schreckte das Gremium die Öffentlichkeit mit seinem
[3][Sonderbericht zu Klimawandel und Landnutzung]. Ergebnis: 23 Prozent der
menschengemachten Klimabelastung gehen auf das Ernährungssystem zurück.
Entwaldung für Futtermittel, Tierzucht, Transporte oder Abfall schlagen
kräftig zu Buche. Nur mit einer weltweiten Agrarwende sei der Klimawandel
beherrschbar, schrieben die Experten – und nur echter Klimaschutz sichere
den fruchtbaren Boden und die Artenvielfalt, die die Grundlage der
Ernährung für Menschen, Tiere und Pflanzen ist. Eine Ernährung mit deutlich
weniger Fleisch könne dem Klima sehr helfen, konstatierten die
Wissenschaftler.
Großes Aufsehen erregte im Herbst 2018 auch der „1,5 Grad-Sonderbericht“.
Darin stellten die Wissenschaftler fest, das extrem ehrgeizige Ziel des
Pariser Abkommens, die Erwärmung bis 2100 bei 1,5 Grad zu stoppen, sei nur
zu erreichen, wenn überall Städte, Fabriken, Kraftwerke und Autos „schnell
und weitreichend verändert werden“. Die weltweiten CO2-Emissionen müssten
zwischen 2010 und 2030 praktisch halbiert werden und weltweit bis 2050
praktisch überall auf null sinken.
Bisher ist der Ausstoß der Treibhausgase allerdings fast nur gestiegen.
Beim jetzigen Trend steuert die Erwärmung auf mehr als 3 Grad zu.
20 Sep 2019
## LINKS
DIR [1] https://www.un.org/en/ga/
DIR [2] https://www.ipcc.ch/
DIR [3] /Neue-Analyse-des-Weltklimarats/!5616719
## AUTOREN
DIR Bernhard Pötter
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