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       # taz.de -- Friedensprozess in Südsudan: Immer mehr Kindersoldaten
       
       > Südsudans brutaler Krieg soll bald enden. Regierungsarmee und Rebellen
       > sollen verschmelzen. Vorher rekrutieren beide Seiten weiter
       > Minderjährige.
       
   IMG Bild: Minderjährige Rebellenkämpfer in Upper Nile gab es schon 2014
       
       Nairobi taz | Es sollte längst Frieden sein in [1][Südsudan], aber noch
       immer werden frische Kindersoldaten rekrutiert. Aus Recherchen der
       Menschenrechtenkommission der UNO wird deutlich, dass sowohl die
       Rebellengruppen als die Regierungsarmee Kinder an die Waffe zwingen.
       Minderjährige melden sich auch freiwillig bei den kämpfenden Parteien.
       
       Im November sollen eigentlich die beiden Hauptrivalen in Südsudans
       Machtkampf, Präsident Salva Kiir und sein ehemaliger Vizepräsident und
       jetzige Rebellenführer Riek Machar, eine Übergangsregierung der nationalen
       Einheit bilden. Das wurde im Friedensabkommen vereinbart, dass im Setpember
       2018 unterschrieben wurde. Auch soll aus Regierungstruppen und
       Rebellengruppen eine nationale Armee zusammengestellt werden.
       
       „Es ist ironisch, aber die Aussicht auf Frieden hat die Zwangsrekrutierung
       von Kindern tatsächlich beschleunigt“, sagt Yasmin Sooka von der
       UN-Menschenrechtskommission. „Die verschiedenen bewaffneten Gruppen
       versuchen, ihre Zahlen zu erhöhen, bevor sich die Kämpfer
       vereinbarungsgemäß in ausgewiesene Kasernen zurückziehen.“
       
       Sooka zufolge hat die Rekrutierung von Kindersoldaten vor allem in den
       Teilen des Landes zugenommen, in denen immer noch Kämpfe stattfinden. Dem
       UN-Komitee HMCC, das den Waffenstillstand im Südsudan überwacht, liegen
       auch Beweise vor, dass Mädchen angeworben werden, um den männlichen
       Kämpfern sexuelle und andere Dienste zu erweisen.
       
       Die bevorstehende Demobilisierung derjenigen Kämpfer, die nicht in die neue
       Armee kommen, ist ein Anreiz dafür, vorher neue Kämpfer zu rekrutieren. In
       einigen Landesteilen, beispielsweise im nördlichen Bundesstaat Fangak, hat
       das JMCC bereits das Verfahren eingeleitet, das Soldaten und Rebellen für
       die gemeinsame neue Armee auswählt. 35 Kasernierungsorte sind nach Angaben
       der UN-Mission im Südsudan schon designiert worden, von denen die Rebellen
       23 kontrollieren und die Regierung zehn.
       
       „Diejenigen, die sich nicht für die neue Armee qualifizieren, werden in
       einen Prozess einbezogen, der ihnen bei der Wiedereingliederung in die
       Gesellschaft hilft. Einige Kinder, die sich freiwillig bei der Armee und
       den Rebellen melden, hoffen davon zu profitieren“, sagt Sooka.
       
       ## 400.000 Tote in sechs Jahren
       
       Südsudans Bürgerkrieg begann Ende 2013, zwei Jahre nach der Unabhängigkeit,
       und hat mindestens 400.000 Menschen das Leben gekostet. Der Friedensprozess
       hat das Leben der meisten südsudanesischen Bürger nicht wesentlich
       verbessert. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung, mehr als sechs Millionen
       Menschen, wissen nicht, woher die nächste Mahlzeit kommen soll, so
       UN-Organisationen und Südsudans Regierung.
       
       Trotzdem gibt es einen Hoffnungsschimmer. Seit Beginn des Friedensprozesses
       und dem Nachlassen der Gewalt in einigen Teilen des Landes sind die
       dortigen Bauern freiwillig auf ihre Felder zurückgekehrt. Ihre kleinen
       Ernten verbessen die lokale Ernährungssituationi.
       
       Aber der Anteil der unterernährten Kinder ist seit dem letzten Jahr von 13
       auf 16 Prozent gestiegen. „Dieser Anstieg zeigt, wie viel Zeit der
       Wiederaufbau eines Landes in Anspruch nimmt, verglichen mit der
       Geschwindigkeit, mit der es zerstört werden kann“, bemerkt Ag Ayayo,
       Südsudan-Vertreter des UN-Kindewrhilfswerks UNICEF.
       
       Insbesondere in ländlichen Gebieten, wo es keine Straßen gibt, ist es für
       Hilfsorganisationen äußerst schwierig, Menschen zu erreichen. Zwei
       Millionen Südsudanesen leben als Vertriebene in Lagern oder im Busch.
       Weitere zwei Millionen sind ins Ausland geflohen, die meisten in die
       Nachbarländer Uganda und Sudan.
       
       24 Sep 2019
       
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