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       # taz.de -- Stadionbann für Frauen im Iran: Tödlicher Kampf
       
       > Der Suizid einer Frau, die nicht mehr wollte, als Fußball live im Stadion
       > zu sehen, erschüttert die Sportwelt. Was die Fifa jetzt tun sollte.
       
   IMG Bild: Iranische Frauen im Stadion? Bei der WM 2018 in Russland war das kein Problem
       
       Sahar Khodayari ist tot. Am Montag erlag sie den schweren
       Brandverletzungen, die sie erlitten hat, nachdem sie sich am 2. September
       mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und selbst angezündet hatte.
       Sie kam gerade aus einem Gerichtsgebäude, in dem sie erfahren hatte, dass
       man vorhat, sie zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten zu verurteilen.
       Was die 29-Jährige verbrochen hat? Sie hat im März versucht, als Mann
       verkleidet das Azadi-Stadion von Teheran zu betreten, um ein Fußballspiel
       ihres Lieblingsklubs Esteghlal zu besuchen.
       
       Frauen ist es im Iran seit 1979 verboten, Männerfußballspiele im Stadion zu
       verfolgen. Dieser Bann hat nun ein Todesopfer gefordert. Die Fußballwelt
       ist schockiert. Auf Twitter macht der Hashtag #BanIRSportsfederations
       Karriere. Mit ihm fordern vor allem Iraner den Ausschluss ihres Landes aus
       der Welt des internationalen Sports. Der Kampf um gleichberechtigten Zugang
       zu Stadien hat eine neue Dimension erreicht.
       
       Die Fifa wird seit Jahren von Aktivistinnen bearbeitet, Druck auf den Iran
       auszuüben. Ihr Argument: Der Frauenbann verstößt gegen die
       Antidiskriminierungsregeln, die sich die Fifa in ihrem Statut selbst
       verordnet hat. Demnach dürfte der Iran am internationalen Fußballzirkus
       nicht teilnehmen, solange er Frauen den Zutritt zu Männerspielen untersagt.
       
       ## Windelweiches Fifa-Ultimatum
       
       Fifa-Präsident Gianni Infantino hat sich zunächst vom iranischen
       Satatspräsidenten Hassan Rohani einlullen, sich mit leeren Versprechungen
       abspeisen lassen. Der freute sich über den naiven Sportfunktionär und
       lächelte in die Kameras, als der ihm ein blaues Fußballtrikot mit
       Fifa-Wappen überreicht hat. Als Erfolg galt dann schon, das zu zwei
       Fußballspielen, einem Länderspiel gegen Bolivien und dem Finale der
       Asiatischen Champions League, ein paar handverlesene Frauen auf die Tribüne
       gelassen wurden.
       
       Als dann im Juni wieder Frauen verhaftet wurden, weil sie zu einem
       Länderspiel ins Stadion wollten, schien es der Fifa zu bunt zu werden.
       Infantino setzte einen Brief auf und stellte dem Verband eine Art Ultimatum
       bis zum 15. Juli. Nichts ist geschehen. Das Ultimatum wurde bis zum 31.
       August verlängert. Jetzt gibt es eine Zusage aus dem iranischen
       Sportministerium, dass zum WM-Qualifiaktionsspiel des Iran gegen Kambodscha
       am 10. Oktober ein paar Frauen ins Stadion dürfen. Für alle anderen Spiele
       bleibt der Bann in Kraft – auch für Sahar Khodayaris Herzensverein
       Esteghlal.
       
       In einem für Medieninformationen bestimmten Twitterkanal äußerte die Fifa
       am Dienstagabend ihr [1][Bedauern über den Tod] der Fußballanhägerin. „Wir
       wiederholen unsere Forderung an die iranischen Behörden, die Freiheit und
       Sicherheit aller Frauen zu gewährleisten, die sich in einem legitimen Kampf
       gegen das Stadionverbot engagieren“, heißt es da. Das darf nicht reichen.
       Es braucht mehr. Was? Ganz einfach: #BanIRSportfederations
       
       11 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/fifamedia/status/1171506561027457028
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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