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       # taz.de -- Jens Spahns Studie zu Abtreibungen: Die Ausschreibung ist online
       
       > Die Studie zu „seelischen Folgen“ eines Schwangerschaftsabbruchs hat
       > bereits für Wirbel gesorgt. Jetzt wird sie konkret.
       
   IMG Bild: Gesundheitsminister Jens Spahn
       
       Berlin taz | Das Gesundheitsministerium plant eine bundesweite
       Bestandsaufnahme der medizinischen Versorgungssituation zur Durchführung
       eines Schwangerschaftsabbruchs. Das geht [1][aus der Ausschreibung] zur
       umstrittenen [2][Studie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu
       den „seelischen Folgen“ eines Schwangerschaftsabbruchs] hervor, die nun
       online ist. Spahn hatte die Neuregelung des Paragrafen 219a Anfang des
       Jahres zum Anlass genommen, eine solche Studie auf den Weg zu bringen. Der
       Paragraf verbietet es ÄrztInnen auch nach der Neuregelung, auf ihren
       Webseiten ausführlich darüber zu informieren, ob und wie sie
       Schwangerschaftsabbrüche durchführen.
       
       Spahns Vorhaben war auf [3][heftige Kritik] gestoßen. Zum einen, weil die
       Studie, für die 5 Millionen Euro bereitgestellt werden, im Entwurf der
       MinisterInnen zur Neuregelung des Paragrafen gar nicht erwähnt und eher
       durch die Hintertür eingebracht worden war. Zum anderen, weil
       wissenschaftlich widerlegt ist, dass Frauen von Abtreibungen krank werden
       und etwa schwere Depressionen bekommen. Solche Studien folgten dem
       „Populismus der sogenannten Lebensschutzbewegung“, hatte etwa die
       frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Ulle Schauws,
       gesagt.
       
       Nun hat das Ministerium zumindest teilweise auf die Kritik reagiert. Zwar
       soll die Studie noch immer untersuchen, inwiefern es Hinweise auf einen
       Zusammenhang zwischen der Entwicklung von „psychischen Störungen“ und dem
       Erleben eines Schwangerschaftsabbruchs gibt. Das ursprüngliche
       Forschungsvorhaben wurde dabei allerdings von Frauen, die eine ungewollte
       Schwangerschaft abbrechen, auf Frauen, die eine ungewollte Schwangerschaft
       austragen, ausgedehnt.
       
       Zudem soll es sowohl eine vollständige bundesweite Bestandsaufnahme der
       aktuellen Beratungs- und Unterstützungsangebote geben, die Frauen vor und
       nach Abbrüchen zur Verfügung stehen, als auch eine vollständige bundesweite
       Bestandsanalyse der medizinischen Versorgungssituation zur Durchführung
       eines Schwangerschaftsabbruchs. Kriterien sind dabei unter anderem die
       regionale Verteilung von ÄrztInnen und Kliniken, die Abbrüche durchführen.
       
       Ziel der Studie sei es, „Erkenntnisse zu maßgeblichen Einflussfaktoren auf
       das Erleben und die Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft, zur
       Versorgungssituation und zu den Bedarfen betroffener Frauen“ zu erlangen,
       so das Gesundheitsministerium.
       
       Die Sozialwissenschaftlerin Kirsten Achtelik, die zur sogenannten
       Lebensschutzbewegung arbeitet, sagte der taz, sie gehe davon aus, dass der
       öffentliche und zivilgesellschaftliche Druck dazu geführt habe, dass die
       Studie nun deutlich breiter aufgestellt sei als ursprünglich geplant. „Wenn
       das Modul zur medizinischen Situation sauber durchgeführt wird, wissen wir
       2023 eine ganze Menge mehr zur Versorgungslage in Fällen ungewollter
       Schwangerschaft“, sagte sie. Dennoch müssten Verbände und
       Frauenrechtsorganisationen weiter ein Auge darauf haben, wie die Studie
       durchgeführt werde.
       
       Bis Mitte November können Hochschulen oder andere Forschungseinrichtungen
       Anträge auf die Fördermittel stellen. Die Auswahl erfolgt laut
       Gesundheitsministerium in offenem Wettbewerb unter Hinzuziehung externer
       ExpertInnen. Interessant werde unter anderem, so Achtelik, welche
       ExpertInnen für diese Aufgabe ins Boot geholt würden. Die Projekte sollen
       in der ersten Jahreshälfte 2020 starten und bis zu drei Jahre laufen.
       
       12 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://bit.ly/2mdMMEI
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