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       # taz.de -- Studie zu Abtreibungsfolgen: Positive Nebenwirkungen
       
       > Gesundheitsminister Spahn will psychische Spätfolgen von Abtreibungen
       > untersuchen lassen. Immerhin könnte die Studie Versorgungslücken
       > feststellen.
       
   IMG Bild: Demo für das Recht auf Abtreibung
       
       Öffentlicher Druck wirkt. Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
       (CDU) Anfang des Jahres angekündigt hatte, eine [1][Studie zu „seelischen
       Folgen“ von Schwangerschaftsabbrüchen] auf den Weg bringen zu wollen, war
       ein Sturm der Entrüstung losgebrochen.
       
       Als „Wahnsinn“ hatte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
       sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, das Vorhaben bezeichnet,
       „empörend“ hatte es die SPD-Linke Hilde Mattheis genannt. Die
       Bundesregierung, so fand auch die Opposition, verfalle mit dieser einseitig
       angelegten und wissenschaftlich irrelevanten Studie der Argumentation von
       AbtreibungsgegnerInnen, die behaupten, Frauen würden von
       Schwangerschaftsabbrüchen Depressionen bekommen.
       
       Nun geht die Studie zwar noch immer von der Annahme aus, eine ungewollte
       Schwangerschaft bringe Frauen grundsätzlich in eine „schwere psychosoziale
       Notlage“, wie es im Ausschreibungstext heißt. In einigen Jahren werden die
       ForscherInnen zum wiederholten Mal feststellen, dass „psychische Störungen“
       und Schwangerschaftsabbrüche keineswegs Hand in Hand gehen.
       
       Doch immerhin wurde das Vorhaben zugleich so erweitert, dass es auch Daten
       liefern kann, die bislang auch ÄrztInnen und
       Frauengesundheitsorganisationen fehlen. Vor allem die geplante vollständige
       bundesweite Bestandsaufnahme der medizinischen Versorgungssituation zur
       Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs könnte in dieser Hinsicht
       [2][eklatante Wissenslücken] schließen.
       
       In welchen Städten und Regionen nehmen wie viele ÄrztInnen überhaupt noch
       Schwangerschaftsabbrüche vor? Und woran liegt es, dass in einigen Regionen
       eine derart große Versorgungslücke entstanden ist, dass Frauen im Umkreis
       von 100 Kilometern keine ÄrztIn mehr finden, der oder die einen Abbruch
       macht? Bisher nahmen MinisterInnen schon den Begriff der „Versorgungslücke“
       nur höchst ungern in den Mund. Und deren Ausmaße auch noch wissenschaftlich
       zu untersuchen, stand bislang überhaupt nicht zur Debatte.
       
       Zwar fordern ExpertInnen bereits zu Recht, den Ablauf der Studie im Auge zu
       behalten – um weiteren Einfluss von Lobbygruppen wie AbtreibungsgegnerInnen
       zu verhindern. Doch ist dies der Fall, könnte die Studie dabei helfen, die
       Versorgungslage im Fall einer ungewollten Schwangerschaft künftig deutlich
       zu verbessern.
       
       12 Sep 2019
       
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       Alicia Baier ist Medizinerin, Feministin und Aktivistin. Sie kämpft für
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