URI: 
       # taz.de -- Die UN und Zentralafrikanische Republik: Frieden schaffen mit mehr Waffen
       
       > Der UN-Sicherheitsrat lockert das Waffenembargo gegen die
       > Zentralafrikanische Republik. Der Präsident wollte das, unterstützt von
       > Paris und Moskau.
       
   IMG Bild: Endlich gibt's Nachschub! Kämpfer in Bangui, 2014
       
       Berlin taz | Waffenlieferungen in die [1][Zentralafrikanische Republik],
       deren Staatsgebiet sich zu 80 Prozent unter Kontrolle diverser bewaffneter
       Gruppen befindet und wo Bürgerkrieg und Massaker in den vergangenen sieben
       Jahren mehrere zehntausend Tote gefordert haben, werden wieder einfacher.
       Der UN-Sicherheitsrat lockerte am vergangenen Donnerstag mit seiner
       einstimmig angenommenen Resolution 2488 [2][das bestehende Waffenembargo
       gegen das Land].
       
       Die Regierungsstreitkräfte dürfen jetzt legal alle Waffen mit einem Kaliber
       von höchstens 14,5 Millimeter erwerben. Damit sind so gut wie alle
       Schusswaffenimporte wieder legal, einschließlich Maschinengewehre.
       
       Präsident Francis Touadéra, der sich 2020 zur Wiederwahl stellen will,
       hatte für die Lockerung geworben. Seine Regierungsarmee Faca zählt nur
       4.000 Soldaten, davon die Hälfte in der Hauptstadt Bangui, und ist aus
       Regierungssicht durch die Sanktionen im Nachteil gegenüber Milizen und
       Rebellen, die sich über die langen unkontrollierten Grenzen mit
       Militärmaterial aus Sudan, Tschad und Kongo versorgen.
       
       Mehrfach hat es in den vergangenen Jahren zwar Ausnahmeregelungen des
       UN-Sicherheitsrats für russische und französische Waffenlieferungen an
       Faca-Einheiten gegeben, die von der EU-Militärausbildungsmission in
       Zentralafrika trainiert worden sind. Die Regierung will aber nicht mehr
       ständig ihre Partner anbetteln müssen.
       
       Die Resolution markiert eine Annäherung zwischen der Kolonialmacht
       Frankreich – die traditionell die politischen Geschicke der
       Zentralafrikanischen Republik in der Hand hält, eigene Truppen im Land
       stationiert hält und den Flughafen der Hauptstadt Bangui kontrolliert – und
       Russland, dem neuen Lieblingspartner Banguis, der nicht nur mit
       Militärausbildern und Spezialkräften präsent ist, sondern vom Bergbau bis
       zu den Medien beträchtlichen Einfluss gewonnen hat.
       
       Die Zentralafrikanische Republik gilt als Speerspitze der neuen russischen
       Einflussnahme in Afrika. Paris will sich da nun als Partner andienen, weil
       es Moskau sowieso nicht stoppen kann.
       
       Ob mehr Waffen für die Streitkräfte der Zentralafrikanischen Republik dem
       Land mehr Stabilität bringen, darf allerdings bezweifelt werden. Fast alle
       bewaffneten Gruppen des Landes sind offiziell Teil der Regierung. Das
       hindert sie nicht daran, in ihren jeweiligen Hochburgen Privatimperien zu
       pflegen und sich schwere Kämpfe zu liefern, die regelmäßig Zivilisten zu
       Tausenden in die Flucht schlagen.
       
       Eigentlich sehen die UN-Bestimmungen vor, dass der Verbleib von nach Bangui
       gelieferten Waffen kontrolliert wird. In der Praxis gibt es keine Handhabe,
       falls das nicht eingehalten wird.
       
       16 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zentralafrikanische-Republik/!t5010153
   DIR [2] /Russland-ruestet-Zentralafrika-auf/!5467709
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
       ## TAGS
       
   DIR Zentralafrikanische Republik
   DIR UN-Sicherheitsrat
   DIR Waffenembargo
   DIR Kleinwaffen
   DIR Zentralafrikanische Republik
   DIR Zentralafrikanische Republik
   DIR Faustin Archange Touadéra
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Zentralafrikanische Republik
   DIR Zentralafrikanische Republik
   DIR Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Verhaftung des Rebellenführers Mokom: Von Zentralafrika nach Den Haag
       
       Ein Anführer der zentralafrikanischen Anti-Balaka-Milizen stellt sich. Der
       Internationale Strafgerichtshof in Den Haag fahndete seit 2018 nach ihm.
       
   DIR Zentralafrikanische Republik: Geheimer Haftbefehl aus Den Haag
       
       Erstmals nimmt der Internationale Strafgerichtshof ein einst leitendes
       Mitglied der Seleka-Rebellen in Gewahrsam. Seine Freunde protestieren.
       
   DIR Wahl in Zentralafrikanischer Republik: Donnergrollen vor der Hauptstadt
       
       Kämpfe gefährden die Wahlen in der Zentralafrikanischen Republik. Milizen
       drohen, weil Exdiktator Bozizé von der Wahl ausgeschlossen ist.
       
   DIR Covid-19 in Zentralafrika: Virus grassiert unter Blauhelmen
       
       Rund 200 von 10.000 UN-Soldaten in der Zentralafrikanischen Republik sind
       infiziert. Das gefährdet die Friedensmission der Minusca-Truppen.
       
   DIR Zentralafrikanische Republik: Massaker dämpft Hoffnungen
       
       Der Chef der Miliz 3R ist Militärberater des Präsidenten. Seine Truppe
       überfiel mehrere Dörfer und tötete Dutzende Zivilisten.
       
   DIR Russischer Einfluss in Zentralafrika: Moskau setzt sich in Bangui fest
       
       Russland und die zentralafrikanische Republik unterzeichnen ein
       Militärabkommen. Präsident Touadéra sieht sich im Aufwind.
       
   DIR Russland rüstet Zentralafrika auf: Neue Waffen braucht das Land – nicht
       
       Der UN-Sicherheitsrat gewährt Russland eine Ausnahmegenehmigung, um Waffen
       an die Zentralafrikanische Republik zu liefern.