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       # taz.de -- Amtsenthebungsverfahren gegen Trump: Demokrat*innen in der Falle
       
       > Es wird nun viele Monate nicht über Trumps Politik gesprochen werden,
       > sondern über Trump. Damit aber kann der Präsident umgehen.
       
   IMG Bild: Kommt er aus seiner Ecke wieder raus? Donald Trump
       
       Es gab keine Alternative mehr. Lange – für den Geschmack vieler
       US-Liberaler viel zu lange – haben die US-Demokrat*innen rund um
       Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi diesen Schritt gescheut, jetzt
       musste es sein. Am Dienstag gab Pelosi die Einleitung eines
       Amtsenthebungsverfahrens [1][gegen Präsident Donald Trump bekannt].
       
       Die von einem Whistleblower offenbar glaubhaft erhobenen Vorwürfe, Trump
       habe Druck auf die Regierung der Ukraine ausgeübt, damit diese
       Korruptionsermittlungen gegen den Sohn des derzeit führenden demokratischen
       Präsidentschaftskandidatenanwärters [2][Joe Biden einleite,] sind zu
       starker Tobak, um in Wehklagen und Nichtstun zu verharren. Es ist
       parteiinterner Druck, aber auch staatspolitische Verantwortung, wenn das
       demokratisch geführte Repräsentantenhaus nunmehr aktiv wird – es ist das
       einzige Organ, das das kann.
       
       Politisch aber bleibt es ein Risiko. Trump wird durch das Verfahren nicht
       aus dem Amt geworfen, dazu fehlt die Mehrheit im Senat. So bewirkt das
       Verfahren vor allem eins: Es wird viele Monate, womöglich sogar bis zum
       Wahltermin im November 2020, nicht über Trumps Politik gesprochen werden,
       sondern über Trump.
       
       Das ist Trump gewohnt, damit kann er umgehen. Ja mehr noch: Sein rasanter
       Aufstieg zur Macht fußt genau darauf. Niemand versteht es besser, negative
       Schlagzeilen in große Wählerbegeisterung umzusetzen, als er.
       
       Dazu kommt: Zwar drängen große Teile der linksliberalen Basis der
       Demokrat*innen schon lange auf ein Amtsenthebungsverfahren. Aber die
       Ukraine-Affäre interessiert in Wirklichkeit niemanden, ähnlich wie die
       russischen Verwicklungen, die zu den Mueller-Ermittlungen führten. Zwar
       sind die Vorwürfe diesmal leichter verständlich. Aber niemand steht mit
       zitternder Stimme da und überlegt, aus den USA auszuwandern, weil Trump die
       ukrainische Regierung für seinen Wahlkampf missbrauchen wollte.
       
       Anders ist es bei Trumps Migrations-, Klima-, Waffen-, Militär-, Frauen-
       und Bildungspolitik, bei seinem Hofieren von Rechtsextremen und Rassisten,
       seinen diskriminierenden Tweets, seinen aberwitzigen Handelskriegen. All
       das ist Politik, die Menschen wirklich aufregt – die in einem
       Amtsenthebungsverfahren aber nicht vorkommt.
       
       Die Demokrat*innen konnten nun nicht mehr anders. Aber sie brauchen eine
       sehr schlaue Strategie, um die politische Empörung über Trump nicht in
       Ausschussdebatten über die Interpretation irgendwelcher Telefonmitschnitte
       verpuffen zu lassen. Gelingt das nicht, bleibt Trump Präsident bis 2024.
       
       25 Sep 2019
       
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