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       # taz.de -- Drehbuchautoren beim Filmfest Hamburg: Gleich an zweiter Stelle
       
       > Drehbuchautor*innen fühlen sich in Deutschland oft zu wenig anerkannt.
       > Mit dem Filmfest Hamburg gab es deshalb jetzt Streit.
       
   IMG Bild: Festivalleiter Albert Wiederspiel störte sich am Ton der Auseinandersetzung
       
       Es gehe um den Tonfall, betont Albert Wiederspiel mehrfach. Den könne er
       einfach nicht akzeptieren. Mit dem Inhalt der Kritik habe er überhaupt kein
       Problem. Und dann erlaubt sich der Leiter des [1][Filmfests Hamburg] doch
       noch eine kleine Spitze: „Gerade Drehbuchautoren sollten doch sensibel mit
       Sprache umgehen.“
       
       Was Wiederspiel meint, ist ein Eintrag auf der [2][Facebook-Seite des
       Verbands Deutscher Drehbuchautoren (VDD)]. Es ist ein offener Brief an das
       Filmfest, in dem den Festivalmachern vorgeworfen wird, die Rollen von
       Drehbuchautor*innen in ihrer Öffentlichkeitsarbeit systematisch zu
       vernachlässigen. „Drehbuch ist das einzig originäre Werk“, heißt es da.
       „Alles andere ist Interpretation.“
       
       Das Problem: Der VDD ist schon seit vielen Jahren Kooperationspartner des
       Filmfests. Und auch in diesem Jahr hatten beide Seiten [3][eine gemeinsame
       Diskussionsveranstaltung für den kommenden Montag] geplant. Die wurde jetzt
       allerdings kurzfristig gestrichen. Er könne doch jetzt nicht einfach so auf
       „Friede-Freude-Eierkuchen“ machen, sagt Wiederspiel.
       
       Die Grundlage des Konflikts ist nicht neu. [4][Schon länger kämpfen
       deutsche Drehbuchautor*innen um mehr Anerkennung in der Industrie und um
       stärkere Einbindung in den filmischen Produktionsprozess]. Vorbild sind
       etwa die USA, wo die Schreiber*innen dank des Serien-Booms mittlerweile zu
       gefeierten Kreativköpfen geworden sind. Geändert hat sich hierzulande trotz
       diverser Initiativen bisher allerdings wenig: In Deutschland dominiert
       weiterhin das Duo aus Regisseur*in und Schaupieler*in die öffentliche
       Wahrnehmung – die Autor*innen fühlen sich oft zum bloßen Dienstleisten
       degradiert.
       
       ## Lieber anrufen als facebooken
       
       Vor diesem Hintergrund gefiel dem VDD die PR-Strategie des Filmfests
       offenbar gar nicht. „Von …“ hieß es beispielsweise in Filmankündigungen bei
       Facebook, gefolgt nur vom Namen des Regisseurs. Das Filmfest unterschlage
       so mehrere Autor*innen, bemängelt nun der Verband, als Gast sei zudem nur
       eine einzige Autorin geladen. Dabei sei man in Hamburg „doch sonst so
       einladungsfreudig“. Etwas süffisant mag das sein, wirklich daneben ist der
       Tonfall allerdings nicht.
       
       Folgt nun aber die Abstrafung wegen des Eintretens für die eigene Position?
       Der Festivalleiter wehrt sich gegen diese Lesart. Das inhaltliche Anliegen
       des Verbands könne er ja nachvollziehen. „Mich stört allerdings die Art der
       Kommunikation“, sagt Wiederspiel. „Warum muss man das denn gleich
       öffentlich machen? Man kann doch über alles reden. Ein Anruf hätte genügt,
       und wir hätten das ganz einfach geändert.“
       
       Vor allem aber will Wiederspiel sich und seinem Team keine böse Absicht
       unterstellen lassen. Die Drehbuchautor*innen würden in den detaillierteren
       Filmbeschreibungen doch direkt an zweiter Stelle genannt. Zudem seien eben
       bei der Mehrzahl der Spielfilme auf dem Filmfest Regisseur*in und
       Drehbuchautor*in ein und dieselbe Person.
       
       VDD-Geschäftsführer Jan Herchenröder kann die Absage des gemeinsamen
       Diskussions-Panels zum Thema Diversität überhaupt nicht nachvollziehen.
       „Die Festivalleitung sollte sich daran erinnern, dass sie Verantwortung für
       den gesellschaftlichen Diskurs trägt“, schreibt er in einer
       Pressemitteilung. „Eine solche Reaktion trägt nicht dazu bei.“
       
       ## Etwas versöhnlicher
       
       Gegenüber der taz zeigt er sich dagegen etwas versöhnlicher. Sicher könne
       man über den Stil eines Facebook-Posts streiten, räumt er ein. Aber man
       müsse diese Dinge doch trennen können. Schließlich habe man bloß eine
       gemeinhin bekannte Position erneut öffentlich vertreten. Das Hamburger
       Filmfest sei zudem nur eine unter vielen Branchenveranstaltungen, die man
       regelmäßig kritisiere. „Es geht hier um das strukturelle Problem einer
       Benachteiligung von Drehbuchautor*innen in Deutschland, doch nicht um das
       Filmfest Hamburg“, sagt Herchenröder.
       
       Wie es nun mit der langjährigen Kooperation weitergeht, ist derzeit noch
       offen. Festivalchef Wiederspiel jedenfalls hat dem VDD jetzt ein
       Ersatz-Panel angeboten. Arbeitstitel: „Ein Film von …“.
       
       Der Gegenstand des Konflikts soll also kurzerhand zum Thema der Diskussion
       werden. Für Herchenröder ist das derzeit aber keine Option. „Wir wollen
       ganz sicher nicht weiter zu einer Eskalation beitragen – aber die
       Positionen dazu sind doch schon längst zur Genüge ausgetauscht worden.“
       
       25 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Filmfest-in-Hamburg/!5338781
   DIR [2] https://www.facebook.com/vdd.drehbuch/photos/a.10151187110226975/10156355906086975/?type=3&theater&notif_t=page_post_reaction&notif_id=1568738771037299
   DIR [3] https://www.filmfesthamburg.de/de/veranstaltungen/2019/Neue_Figuren.php
   DIR [4] /Forderungen-von-DrehbuchautorInnen/!5509156
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexander Graf
       
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