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       # taz.de -- Grünen-Strategie zum Klimapaket: Von Trittin lernen
       
       > So ein Schlamassel. Das Klimapaket der Groko ist ein Skandal, nicht
       > zuzustimmen für die Grünen aber keine Option. Verändern geht nur mit
       > Realpolitik.
       
   IMG Bild: Politik macht man nicht durch Totalverweigerung, das wissen auch die Grünen
       
       Im Sommer 2011 steckten die Grünen in der Klemme: Die schwarz-gelbe
       Regierung, angeführt [1][von Angela Merkel], hatte bei der Atomkraft einen
       Schwenk hingelegt. Getrieben von der Angst der Deutschen nach Fukushima,
       wollte sie plötzlich die Atomkraftwerke abschalten. Sollten die Grünen
       zustimmen – oder weitere Zugeständnisse verlangen? Es war der links-grüne
       Pragmatiker Jürgen Trittin, der seine Partei damals überzeugte, den
       historischen Moment nicht Merkel zu überlassen.
       
       Beim Klimapaket der Großen Koalition operieren die Grünen in einem
       ähnlichen Dilemma. Keine Frage: Das, was CDU, CSU und SPD beim Klimaschutz
       vorschlagen, ist [2][eine intellektuelle Frechheit] – und nicht geeignet,
       die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Aber es ist eben im Moment das
       Beste, was auf dem Tisch liegt. Die Grünen sollten hart dafür kämpfen,
       Verbesserungen zu erreichen. Mit einer Blockadestrategie würden sie ihr
       Ziele ad absurdum führen. Kleine Schritte hin zu mehr Klimaschutz sind
       besser als gar keine. Mit welchem Argument sollten Grüne im Bundesrat
       günstige Bahntickets ablehnen, für die sie seit Langem werben?
       
       Der zentrale Hebel des Klimapakets ist der CO2-Preis. Gegen einen solchen
       haben sich die Anhänger des alten Denkens bei CSU, CDU und SPD mit aller
       Macht gewehrt, weil er das Potenzial hat, das System wirklich zu verändern.
       Wenn man das Gute in dem Desaster sehen will, könnte man sagen: Jetzt sitzt
       die Schraube einmal in der Betonwand. Sie ein paar Umdrehungen fester
       anzuziehen ist einfacher, als von vorne anzufangen. Die Grünen können sich
       die dürftige Vorarbeit der Koalition zunutze machen, falls sie in der
       nächsten Regierung sitzen.
       
       Sicher, es besteht die Gefahr, dass sich manche AnhängerInnen bei so viel
       Realpolitik abwenden. [3][Das Verständnis der Fridays-for-Future-Bewegung
       für kleinteilige Kompromisse ist überschaubar]. Aber die Furcht, ein paar
       Prozentpunkte zu verlieren, darf nicht über Politik entscheiden. Von
       Trittin lernen heißt, in dem Fall, siegen lernen.
       
       2 Oct 2019
       
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