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       # taz.de -- Pressefreiheit in Gefahr: Welche Wirkung Donald Trump hat
       
       > Fake News, Hexenjagd? Die Ausfälle des US-Präsidenten gegenüber den
       > Medien lösen nur noch Schulterzucken aus. Aber ungefährlich sind sie
       > nicht.
       
   IMG Bild: Mögen sich: Ägyptens Präsident al-Sisi und US-Präsident Trump am Rande der UNO-Generalversammlung
       
       Selbst die unflätigsten Beschimpfungen ermüden irgendwann, werden sie nur
       oft genug wiederholt. Deshalb ruft es inzwischen kaum mehr als ein
       Achselzucken hervor, wenn [1][US-Präsident Donald Trump] die Medien als
       korrupt und verlogen bezeichnet oder kritische Berichte als Hexenjagd und
       Fake News.
       
       Was soll’s. Offenbar kann nicht einmal der mächtigste Mann der Welt böse
       Kommentare verhindern. Zeugt das nicht gerade von der Stabilität des
       Grundrechts auf Meinungs- und Pressefreiheit in den USA? Journalistinnen
       und Journalisten, die in westlichen Demokratien ihre Arbeit tun, passiert
       doch nichts. Sie sollten nicht so wehleidig sein.
       
       Doch. Sollten sie. Noch viel mehr sogar. Denn so wirkungslos, wie es
       erscheinen mag, sind die Signale von Donald Trump nicht. Sie bedrohen
       tatsächlich die Pressefreiheit. Weltweit.
       
       [2][Einen wütenden – oder vielleicht eher: verzweifelten – Artikel]
       veröffentlichte Arthur Gregg Sulzberger, Verleger der New York Times in
       fünfter Generation, vor einigen Tagen. „Unsere gegenwärtige Regierung hat
       sich aus der historischen Rolle unseres Landes zurückgezogen, die
       Pressefreiheit zu verteidigen“, schreibt er.
       
       Deshalb verfolgten nun andere Länder Journalisten mit dem wachsenden
       Gefühl, das ungestraft tun zu dürfen. „Das ist nicht nur ein Problem für
       Reporter; das ist ein Problem für alle, weil auf diese Weise autoritäre
       Führungspersönlichkeiten wesentliche Informationen unterdrücken, Korruption
       verstecken, sogar Völkermord rechtfertigen.“
       
       Wie sich die Lage seit dem Amtsantritt von Trump verändert hat, schildert
       Sulzberger konkret. Vor zwei Jahren erhielt die New York Times einen ernst
       zu nehmenden Hinweis, dass die Festnahme ihres Reporters Declan Walsh in
       Ägypten unmittelbar bevorstehe. Der Reporter wandte sich, wie in solchen
       Fällen üblich, an die US-Botschaft in Kairo. Ihm sei gesagt worden, so
       schilderte es Walsh jetzt, als irischer Staatsbürger solle er seine eigene
       Botschaft anrufen. Was er tat. Die war dann behilflich, ihn noch
       rechtzeitig außer Landes zu bringen.
       
       Sulzberger zufolge war der Hinweis von einem Mitarbeiter der US-Verwaltung
       gekommen, der Repressalien befürchtete, sollte seine Warnung bekannt
       werden. Weit ist es gekommen. Gegenwärtig diskutiert die Welt darüber, ob
       Trump im Zusammenhang mit der Ukraine-Affäre einem Whistleblower die
       Todesstrafe wünscht.
       
       Im Hinblick auf freie Berichterstattung muss gar nicht mehr spekuliert
       werden, die Fakten liegen auf dem Tisch. Der US-Präsident hat ausländischen
       Spitzenpolitikern erfolgreich die Erlaubnis erteilt, das Vertrauen der
       Bevölkerung in ihre Medien zu untergraben, und ihnen sogar das Vokabular
       geliefert, mit dem sie das tun können, schreibt Sulzberger. Zu Recht.
       
       Folgenlos bleibt das nicht. In diesen Tagen demonstrieren wieder einmal
       Regimekritiker auf dem Tahrirplatz in Kairo und andernorts in Ägypten. Sie
       brauchen Mut: Hunderte wurden getötet, Tausende sind verhaftet worden, seit
       General Abdel Fatah al-Sisi 2013 dort die Macht übernahm. Donald Trump
       bezeichnet ihn halb scherzhaft als seinen Lieblingsdiktator.
       
       „Human Rights Watch“, eine der angesehensten Menschenrechtsorganisationen
       weltweit, appelliert an die EU und die USA, dem Regime keine Militärhilfe
       mehr zu leisten, bis sich die Menschenrechtslage in dem Land verbessert
       hat. Wie erfolgreich kann eine solche Kampagne sein, wenn der sogenannte
       Führer der freien Welt signalisiert, dass er gerne behilflich ist,
       kritische Berichterstattung über die Verhältnisse in einer Diktatur zu
       unterbinden? Ja, genau.
       
       28 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!t5204455/
   DIR [2] https://www.nytimes.com/2019/09/23/opinion/press-freedom-arthur-sulzberger.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bettina Gaus
       
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