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       # taz.de -- Klimaschutzprogramm der Groko: Wirkung unbekannt
       
       > Die Langfassung des Klimaschutzprogramms der Bundesregierung enthält
       > keine Zahlen darüber, was die einzelnen Maßnahmen bringen sollen.
       
   IMG Bild: Bleiben, was den Klimaschutz angeht, sehr vage: Kramp-Karrenbauer, Merkel, Dreyer und Scholz (v.l.)
       
       Berlin taz | Nachdem das Bundeskabinett am Mittwoch die umstrittenen
       [1][Eckpunkte ihres Klimaschutzprogramms] 2030 verabschiedet hat, soll in
       Kürze auch die Langfassung beschlossen werden, die alle geplanten Maßnahmen
       im Detail auflistet. Doch im jüngsten Entwurf, der der taz vorliegt, fehlt
       im Vergleich zu einer früheren Version der entscheidende Teil: Die Angaben,
       wie viel CO2 durch die jeweiligen Maßnahmen eingespart werden sollen,
       wurden komplett gestrichen.
       
       Aus Sicht der Grünen ist das Papier damit wertlos. „Damit ist das
       Klimaprogramm eigentlich nicht überprüfbar“, meint Bundesgeschäftsführer
       Michael Kellner. Auch die Schüler*innen der Streik-Bewegung Fridays for
       Future sind entsetzt. [2][„Es wird immer lächerlicher“, schreiben sie auf
       Twitter]: „Scheinbar reicht es dieser Bundesregierung nicht, dass sie sich
       mit dem Klimapaket vom 1,5-Grad-Ziel verabschiedet. Jetzt streicht sie aus
       dem Papier auch noch die Informationen darüber, wie viel Emissionen die
       Maßnahmen überhaupt reduzieren!“
       
       Das Umweltministerium verteigt das Vorgehen dagegen. Die Abschätzungen zur
       Wirkung der einzelnen Maßnahmen seien „inzwischen veraltet“, sagte ein
       Sprecher der taz. Fundierte neue Zahlen ließen sich in wenigen Tagen nicht
       erarbeiten. Darum habe man sich entschieden, zunächst auf Zahlen zu
       verzichten, denn: „Wir wollten keine Zeit verlieren bei der Verabschiedung
       des Klimaschutzprogramms 2030.“ Zur Ermittlung der CO2-Minderungswirkung
       sollen anschließend neue Gutachten erstellt werden.
       
       Ob das einvernehmlich gelingt, ist allerdings fraglich. Schon bei den
       bisherigen Prognosen gab es Streit innerhalb der Regierung gegeben, weil
       das Verkehrsministerien sehr optimistische Werte gemeldet hatte, ohne die
       Grundlagen der Berechnung offenzulegen.
       
       Überprüft werden soll die [3][Wirksamkeit des Pakets] laut
       Umweltministerium anhand der realen Emissionszahlen, die jährlich für jeden
       Sektor ermittelt werden. Auch hier scheint es aber noch keine Einigkeit
       über das Verfahren zu geben – im Entwurf steht bei der Überprüfung ein
       „Leitungsvorbehalt“, was bedeutet, dass die Frage noch auf Ebene von
       Minister*innen oder Staatssekretär*innen geklärt werden muss.
       
       Die Klimapläne, auf die sich die Koalition in der vergangenen Woche nach
       langen Verhandlungen geeinigt hatte, waren auf breite Kritik gestoßen. Vor
       allem der CO2-Preis, der im Jahr 2021 mit 10 Euro pro Tonne starten und bis
       2025 auf 35 Euro steigen soll, war von Expert*innen als zu niedrig und
       damit wirkungslos kritisiert worden. Auch die Bevölkerung sieht die Pläne
       skeptisch: In einer ZDF-Umfrage erklärten 53 Prozent der Befragten, die
       geplanten Maßnahmen gingen „nicht weit genug“. Nur 13 Prozent meinen, sie
       gingen zu weit. Höhere Benzin- und Dieselpreise aber, die ein höherer
       CO2-Preis zur Folge hätte, lehnten 63 Prozent der Befragten ab.
       
       Angesichts der Kritik und um eine Zustimmung zum Klimapaket im Bundesrat
       sicherzustellen, haben sich einzelne Politiker*innen von Union und SPD für
       einen höheren CO2-Preis ausgesprochen. SPD-Interimschefin Malu Dreyer
       brachte als Kompromiss einen Einstiegspreis von 20 Euro ins Gespräch.
       Unionsfraktionsvize Andreas Jung plädierte dafür, bereits jetzt
       festzulegen, dass der Preis bis 2030 auf 180 Euro pro Tonne steigen kann.
       Der Wirtschaftsrat der CDU lehnte Veränderungen am beschlossenen Paket
       dagegen strikt ab.
       
       27 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Debatte-um-Merkels-Klimapaket/!5625051
   DIR [2] https://twitter.com/FridayForFuture/status/1177266861211303937
   DIR [3] /Klimaschutzprogramm-der-GroKo/!5627843
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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