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       # taz.de -- Grünen-Parteitag in Brandenburg: „Keenja“ für Kenia
       
       > In Kleinmachnow stimmen die Brandenburger Grünen für rot-schwarz-grüne
       > Koalitionsgespräche. Die Grünen Jugend ist so gar nicht einverstanden.
       
   IMG Bild: Wenn der Parteinachwuchs die Bühne stürmt – die Grünen Jugend ist gegen eine Kenia-Koalition
       
       Der Weg zu Koalitionsgesprächen über ein rot-schwarz-grünes Bündnis in
       Brandenburg ist endgültig frei. Nachdem am Donnerstagabend bereits die
       Führungsgremien von SPD,CDU und Grünen zugestimmt hatten, votierte am
       Samstag auch ein Kleiner Parteitag der Grünen für Verhandlungen über die
       sogenannte Kenia-Koalition. Bei dem [1][Treffen in Kleinmachnow] gab es
       nach fast vierstündiger Debatte 46 Ja- und 7 Nein-Stimmen sowie eine
       Enthaltung.
       
       Gegenwind kam vor allem von der Grünen Jugend: Der Parteinachwuchs baute
       sich während der Rede ihres Sprechers auf dem Podium auf und hielt den
       Schriftzug „Keenja“ hoch, berlinerisch-brandenburgisch für „Kein Ja“. Die
       ersten Koalitionsgespräche sind für Montag angesetzt.
       
       Die grüne Spitzenkandidatin der Landtagswahl vom 1. September, [2][Ursula
       Nonnemacher], griff die zu erwartende Kritik gleich selbst auf: Sie habe
       sich selbst gefragt, wie man Gespräche „über diese von uns wenig geliebte
       Konstellation“ vertreten könne – rechnerisch möglich war auch Rot-Grün-Rot
       . Die Antwort lieferte Nonnemacher gleich dazu: „Weil wir eine Menge heraus
       verhandelt haben, eine unglaublich lange Liste an Dingen.“ Nonnemacher
       verteidigte Zugeständnisse gegenüber den anderen Parteien: „Leider leben
       wir in einer Zeit, in der der Kompromiss nicht mehr geschätzt , sondern als
       Verrat an der reinen Lehre betrachtet wird.“
       
       Die Grünen wären kleinster Partner in einem Kenia-Bündnis, auch wenn sie
       sich gegenüber früheren Landtagswahlen auf 10,8 Prozent steigerte – noch
       nie zuvor hatten die Grünen in einem ostdeutschen Bundesland ein
       zweistelliges Ergebnis erzielt. Die SPD wurde trotz Verlusten mit 26,2
       Prozent stärkste Partei, die CDU rutsche auf 15 Prozent ab.
       
       ## Grünen Jugend kritisiert das Sondierungspapier
       
       Vertreter der Grünen Jugend kritisierten vor allem, dass es in den
       Sondierungen keine Festlegung auf einen früheren Kohle-Ausstieg gab: „2035
       und 2038 – das geht uns als Grüner Jugend nicht weit genug.“ Im Wahlkampf
       hatte sich die Partei für einen [3][Ausstieg in Brandenburg] im Jahr 2030
       stark gemacht.
       
       Kritik gab es außerdem daran, dass im Sondierungspapier zwar steht, dass
       man zwar einen höheren Anteil von Öko-Landwirtschaft anstrebe, dass das
       aber nicht zu Lasten bestehender Betriebe geschehen soll. Das Papier atme
       generell einen konservativen Geist: „Das ist keine Basis zu regieren, das
       ist der Freifahrtschein, sich zu blamieren.“
       
       Bundesparteichefin Annalena Baerbock, an den Sondierungen beteiligt und
       früher Landeschefin der Brandenburger Grünen, lobte hingegen gerade die
       Ergebnisse beim Thema Kohle. Dass nun vereinbart ist, dass es keine neuen
       Tagebaue geben soll, sei keine Selbstverständlichkeit. „In der
       Kohle-Kommission haben die das nicht hin bekommen“, sagte Baerbock.
       
       Zur alternativen, von vielen Grünen eigentlich gewünschten
       Koalitionsvariante Rot-Grün-Rot sagte Landesparteichef Clemens Schick, nur
       an den Grünen soll es gelegen haben, dass die Linkspartei überhaupt so
       lange bei den Sondierungen dabei war. Die SPD, die bislang mit der
       Linkspartei regierte, soll Rot-Grün-Rot schlicht nicht gewollt haben – „wir
       haben uns das aber teuer bezahlen lassen“, sagte Rostock.
       
       21 Sep 2019
       
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