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       # taz.de -- Schwarz-rot-grün ganz im Osten: Kenia liegt in Sachsen
       
       > Erfolgreich sondiert: Nun wollen CDU, Grüne und SPD in Sachsen über eine
       > Koalition in der Landesregierung verhandeln.
       
   IMG Bild: Gehen zusammen: Wolfram Günther, Grüne, Martin Dulig, SPD, Michael Kretschmer, CDU (v.l.n.r)
       
       Dresden taz | In Sachsen streben CDU, Grüne und SPD ernsthaft eine
       sogenannte Kenia-Koalition an. Der Name kommt durch die Farben der
       kenianischen Nationalflagge, schwarz-rot-grün, zustande. [1][Nach drei
       Sondierungsrunden] am dreieckigen Tisch im alten Landtagsgebäude
       beschlossen die Parteienvertreter am Donnerstag ein 14-seitiges
       Sondierungspapier, das die Grundlage für Koalitionsverhandlungen bilden
       soll.
       
       Diese offiziellen Verhandlungen werden voraussichtlich am 21. Oktober
       beginnen. Zuvor müssen die Landesgremien der Parteien dem Eckwertepapier
       zustimmen. Dazu haben die Grünen beispielsweise für den 12. Oktober eine
       Landesdelegiertenkonferenz einberufen.
       
       Den Grünen kommt in dem beabsichtigten schwarz-rot-grünen Bündnis eine
       Schlüsselrolle zu. CDU und SPD hatten bereits in der vorigen
       Legislaturperiode ab 2014 miteinander koaliert. Bei den Landtagswahlen am
       1. September verloren beide Parteien allerdings deutlich. Die CDU sank auf
       32,1 Prozent, die SPD stellt mit dem Allzeittief von 7,7 Stimmenprozenten
       nur noch die kleinste Fraktion im Landtag.
       
       ## Zweierkoalition ist nicht mehr möglich
       
       Die CDU als zahlenmäßig stärkste Partei hätte nur mit der auf 27,5 Prozent
       gewachsenen AfD ein Zweierbündnis eingehen können. Auch mit der auf 10,4
       Prozent eingebrochenen Linken wäre nicht einmal theoretisch eine
       Koalitionsbildung möglich. Mit beiden hatte Ministerpräsident Michael
       Kretschmer aber bereits eine Zusammenarbeit ausgeschlossen. Die
       Kenia-Variante ist mithin die einzig mehrheitsfähige Koalition im
       Fünf-Parteien-Landtag, wenn Minderheitsregierungen ausgeschlossen werden.
       
       Grünen-Spitzenkandidatin Katja Meier lobte zwar eine beachtliche Einigkeit
       in den Zielen, bremste aber mit der Bemerkung, dass in den
       Koalitionsverhandlungen „noch ein weiter Weg vor uns liegen wird“. Die
       unstrittigen Ziele sind in der Präambel des Sondierungspapiers benannt. Es
       geht um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Bewahrung der natürlichen
       Lebensgrundlagen, Wohlstand für alle, Generationen- und
       Geschlechtergerechtigkeit und die Versorgung ländlicher Räume.
       
       Grüne Akzente sind unschwer zu erkennen. Die Förderung des Rad- und
       Fußverkehrs, ein sächsischer Masterplan „Energie und Klimaschutz“, das Ziel
       einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen nach dem
       Kohleausstieg, eine Reduzierung der Flächenversiegelung und die Senkung der
       Belastung mit Pflanzenschutzmitteln tragen eine grüne Handschrift. Die SPD
       will mehr Tarifbindung und ein landesweit einheitliches Bezahlsystem beim
       ÖPNV.
       
       ## Differenzen sind unübersehbar
       
       „Mich leitet der Ruf von 1989: Für ein offenes Land mit freien Menschen“,
       erklärte Ministerpräsident Kretschmer für die CDU. SPD-Landeschef Martin
       Dulig sprach euphorisch gar von einem „neuen Stil in der sächsischen
       Politik“. Demokratieförderung und der Kampf gegen Rechtsextremismus sind
       bei den potenziellen Koalitionären unstrittig. Der vertrauensvolle Geist
       der Sondierungsgespräche und die offensichtliche Kompromissbereitschaft
       können jedoch nicht über Differenzen hinwegtäuschen. SPD und Grüne
       unterstützen das Volksbegehren für längeres gemeinsames Lernen in der
       Schule, die CDU sträubt sich. Auch ein Bildungsfreistellungsgesetz hat sie
       bislang abgelehnt.
       
       Die Grünen klagen gegen das neue Polizeigesetz, das Teile der Union am
       liebsten verschärften würden. Konsens besteht nur in der Einstellung von
       700 weiteren Polizisten. Die SPD möchte zumindest ein beitragsfreies
       Kita-Jahr, Thüringen gewährt mittlerweile sogar zwei. Strittig sind auch
       ein neues Vergabegesetz und Straßenbauprojekte. Auch über Strukturen des
       Verfassungsschutzes muss verhandelt werden.
       
       4 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
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