# taz.de -- Shoppen in Hamburg: Innenstadt will Erste bleiben
> Der Einzelhandel fordert öffentliche Investitionen in die alte
> Innenstadt. Nur so könne sie mithalten. Unternehmer offen für neuen
> Verkehrsmix.
IMG Bild: Je nach Perspektive ist die Aufenthaltsqualität an der Alster jetzt schon gut
Hamburg taz | Dem Einzelhandel in der Innenstadt stehen schwere Zeiten ins
Haus. Um ein Fünftel werde die Einzelhandelsfläche in den kommenden drei
Jahren wachsen, prognostizierte Andreas Bartmann, Präsident des
Handelsverbandes Nord. Es habe eine „unkontrollierte Flächenentwicklung“
gegeben, mit der die mit zwei bis drei Prozent ohnehin margenschwachen
Unternehmen jetzt umgehen müssten.
Ein Bündnis für die Innenstadt, zu dem neben dem Handel die Handelskammer,
der Tourismus- sowie der Hotel- und Gaststättenverband gehören, hat deshalb
am Dienstag ein zig Millionen schweres Investitionsprogramm der Stadt
gefordert. „Wir müssen aufpassen, dass wir keine Zweite-Klasse-Innenstadt
werden“, warnte Marc Tiefenthal, der Vorstandsvorsitzende des
City-Managements.
Konkurrenz erwächst den City-Einzelhändlern in der [1][Einkaufspassage am
Alten Wall], in den Geschäften im neuen [2][Cityhof] und insbesondere in
der [3][Hafencity]. Letztere erscheint den Vertretern des Bündnisses in
Manchem als Vorbild. Sie biete einen guten Nutzungsmix aus Geschäften,
Gastronomie, Büros und Wohnungen; dito einen guten Verkehrsmix mit breiten
Straßen, aber auch Flaniermöglichkeiten.
Nicht zuletzt werde die Hafencity auf hohem Niveau mit öffentlichem Geld
gepflegt, sagte Brigitte Engler vom City-Management. „So soll es auch in
der City sein.“ Ihr Kollege Tiefenthal ergänzte, dass die
Aufenthaltsqualität immer wichtiger werde. Dazu gehörten moderne, autofreie
Plätze, Stadtmöbel, auf die sich die immer mehr werdenden Alten setzen
können, öffentliche Toiletten, Außengastronomie, Sauberkeit und Sicherheit.
## City auch für Bettler
Das Bündnis bekennt sich zu einer Innenstadt für alle. Dazu gehörten
Luxusshopper ebenso wie Obdachlose und Bettler. Das erfordere aber auch
klare Regeln im Umgang miteinander, die mit Hilfe von Ordnungskräften
etabliert werden sollen.
Der Autoverkehr soll zurückgedrängt, aber nicht verboten werden. Um den
lästigen Lieferverkehr zu verringern, sollen zehn „Micro Hubs“ geschaffen
werden, kleine Verteilzentren, in denen die Lieferungen der verschiedenen
Logistiker gesammelt und in einem Schwung an den Empfänger weitergeleitet
werden.
53 Millionen Euro habe die Wirtschaft seit 2005 in [4][Business Improvement
Districts] allein in der Innenstadt investiert und verplant, sagte der
Vize-Präses der Handelskammer, André Mücke. Jetzt sei die Stadt an der
Reihe: „Wir fordern ein Investitionsprogramm für die nächsten zehn Jahre.“
Die City sei es, die Menschen auch von außerhalb in die Stadt locke,
argumentierte Norbert Aust vom Tourismusverband. 100 Millionen
Tagesbesucher kämen pro Jahr in die Innenstadt, sagte Aust. Nach Angaben
der Handelskammer bestreitet die City 17 Prozent des Hamburger
Einzelhandels. Das ist mehr als in Berlin (13 Prozent), aber weniger als in
Köln (23 Prozent) oder München (30 Prozent).
Hamburg hat mit Altona, Bergedorf und Harburg drei starke Bezirkszentren.
Das hielt Ludwig Görtz vom Trägerverbund Projekt Innenstadt allerdings
nicht davon ab, die gesamte staatliche Förderung für die Innenstadt zu
reklamieren. Die Stadt müsse sich auf die City konzentrieren, forderte der
Schuhhändler.
Das würde nach den Vorstellungen des Bündnisses helfen, die zusätzliche
Attraktivität der Hafencity zu nutzen, statt sich gegenseitig das Wasser
abzugraben – und das in einer Situation, in dem auch das Internet Kunden
abzieht.
[5][Elf Prozent], mehr als jeder zehnte Euro Umsatz im Einzelhandel, wird
in Deutschland nach Angaben des Handelsverbands Deutschland online gemacht.
Allerdings machten auch die City-Händler fünf Prozent ihres Umsatzes mit
Online-Angeboten, sagte Andreas Bartmann vom Handelsverband. Sie bieten die
Möglichkeit, online zu bestellen und im Laden zu kaufen.
8 Oct 2019
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## AUTOREN
DIR Gernot Knödler
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