# taz.de -- Erdoğans Einmarsch in Nordsyrien: Die Welt darf nicht zuschauen
> Erdoğan führt Krieg gegen die Kurden – und die westliche Welt lässt ihn
> gewähren und beliefert ihn mit Kriegsgerät. Das muss sofort aufhören.
IMG Bild: Die angekündigte türkische Militäroffensive gegen die Kurden ist jetzt Realität
Die Bundesregierung zeigt sich besorgt über die türkische Militäroperation
in Nordsyrien und in den USA gibt es [1][Kritik an Donald Trumps
angekündigtem Truppenrückzug]. Ernsthaften Widerstand gegen Erdoğans
angekündigten und am Mittwoch tatsächlich begonnenen [2][Einmarsch in
Nordsyrien] gibt es jedoch nicht, schon gar nicht aus Deutschland.
An fehlenden politischen Beziehungen liegt das nicht: Innenminister
Seehofer war erst letzte Woche in Ankara und traf dort den türkischen
Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu, um den EU-Türkei-Deal nachzuverhandeln.
Doch statt Menschenrechtsverletzungen zu thematisieren oder
völkerrechtswidrige Angriffskriege zu verhindern, steht die
Migrationsabwehr im Fokus der deutschen Türkeipolitik.
Die Kooperation mit Erdoğan bleibt die außenpolitische Leitlinie in der
Region. Grund und Ausdruck dieser Partnerschaft sind die Waffenlieferungen
der deutschen Rüstungsindustrie. Bereits beim völkerrechtswidrigen
türkischen Einmarsch in Afrin rollten deutsche Leopard-2-Panzer über die
Grenze. Auch für den aktuellen türkischen Angriff auf Rojava sind
Bundesregierung und EU mitverantwortlich, ebenso für die absehbare
Vertreibung Zehntausender Menschen. Auch die Reorganisierung des
„Islamischen Staates“ droht, etwa im Flüchtlingslager al-Hol, wo sich etwa
10.000 IS-Anhängerinnen immer weiter radikalisieren.
## Das friedliche Zusammenleben in Rojava ist gefährdet
Mit dem Krieg gegen die Kurden ist vor allem das friedliche Zusammenleben
unterschiedlicher Ethnien und religiöser Minderheiten in Rojava gefährdet.
Die kurdische Selbstverwaltung ist der bedeutendste Versuch, eine
demokratische Alternative in der Region zu etablieren. Diese Bemühungen
müsste die internationale Gemeinschaft eigentlich stützen.
Auch die Bundesregierung muss jetzt handeln: Aufkündigung des
EU-Türkeideals, Einstellung der damit verbundenen Zahlungen, Einstellung
aller Rüstungsexporte in die Türkei. Solange die gegenwärtigen Beziehungen
bestehen, machen sich Bundesregierung und EU erpressbar und sind
mitverantwortlich für Erdoğans Krieg.
9 Oct 2019
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## AUTOREN
DIR Anita Starosta
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