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       # taz.de -- Sicherheitsversagen in Halle: Worte, die fehlen
       
       > Der Staat hat beim Schutz der Synagoge in Halle versagt. Bislang gibt es
       > aber weder eine Entschuldigung noch Rücktrittsforderungen.
       
   IMG Bild: An Solidarität fehlt es nach Halle nicht – aber an politischen Konsequenzen
       
       Es ist nicht so, dass die deutsche Öffentlichkeit nach dem Anschlag von
       Halle einfach zur Tagesordnung übergeht. In Berlin, München, Marburg und
       vielen anderen Städten sind viele tausend Demonstranten auf die Straße
       gegangen, um ihre Solidarität mit der jüdischen Minderheit und ihre Abscheu
       gegenüber dem rechtsradikalen Attentäter deutlich zu machen. Politiker der
       Großen Koalition versprechen, jetzt endlich gegen den Hass im Internet
       vorgehen und Aufklärung im Vorfeld betreiben zu wollen. Wir werden sehen,
       was daraus wird.
       
       An guten Wünschen und Versprechungen mangelt es also nicht. Und doch haben
       die Bekundungen aus der Politik einen schalen Beigeschmack. Denn auch vier
       Tage nach dem Anschlag hat sich kein verantwortlicher Politiker dazu
       bequemt, sich für das eklatante Versagen beim Schutz der Synagoge zu
       entschuldigen. Nur [1][eine verschlossene Tür verhinderte,] dass es in dem
       Gotteshaus zu einem Blutbad kam.
       
       Aber niemandem geht ein Schuldeingeständnis über die Lippen – nicht den
       sachsen-anhaltischen Landesministern, nicht dem Bundesinnenminister, nicht
       der Kanzlerin. Stattdessen hat der Innenminister von Sachsen-Anhalt,
       [2][Holger Stahlknecht,] behauptet, die Polizei habe „gute Arbeit“
       geleistet und der fehlende Polizeischutz sei auf eine Gefährdungsanalyse
       des Bundeskriminalamts zurückzuführen. Kein Wort dazu, dass die Jüdische
       Gemeinde um Schutz gebeten und ihn nicht erhalten hatte. Stattdessen wird
       die Schuld weitergegeben.
       
       Bei anderen Gelegenheiten wird schnell nach „personellen Konsequenzen“
       gerufen. Für Halle hat niemand auch nur einen Rücktritt ins Gespräch
       gebracht. Dieses Nichtverhalten, diese fehlende Entschuldigung lässt den
       Verdacht entstehen, dass dieses Attentat doch nicht für so ganz wichtig
       erachtet wird. Es befördert die Vermutung, dass all die wohlmeinenden
       Erklärungen der üblichen Routine entsprechen, die nach jedem Anschlag
       abgespult wird. Diese Wurschtigkeit trägt nicht dazu bei, das Vertrauen der
       bedrohten Juden in die deutsche Politik zu stärken. Dabei wäre nichts
       nötiger als genau das.
       
       13 Oct 2019
       
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