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       # taz.de -- Homöopathie-Streit bei Grünen: Globuli-Frieden erstmal gescheitert
       
       > Homöopathie-Kritiker der Grünen lehnen das Angebot der Parteispitze ab,
       > den Globuli-Streit in ein Fachgespräch auszulagern. Aus der SPD kommt
       > Kritik.
       
   IMG Bild: Geben die Grünen sich auf dem Bundesparteitag die Kugel? Darüber wird gestritten
       
       Berlin taz | Der Homöopathie-Streit bei den Grünen geht in eine neue Runde:
       Der Bundesvorstand ist mit einem Versuch gescheitert, das emotionale Thema
       vom nächsten Bundesparteitag fernzuhalten. Die innerparteilichen
       Homöopathie-Kritiker lehnten ein Kompromissangebot des Vorstands ab, den
       Streit in ein Fachgespräch auszulagern. Eine gesundheitspolitische
       Fachkonferenz könne nicht die Kompromisslösung der Frage sein, „ob wir uns
       zur Wissenschaft bekennen“, schrieb das Grünen-Mitglied Tim Demisch auf
       Twitter.
       
       Demisch hat mit über 250 Mitgliedern einen [1][Antrag für den Parteitag im
       November] gestellt, der fordert, die Finanzierung der Homöopathie über die
       Krankenkassen zu beenden. Schließlich sei jene erwiesenermaßen nicht über
       den Placebo-Effekt hinaus wirksam. Die Homöopathie-Fans bei den Grünen
       wollen den Status quo der Kassenfinanzierung beibehalten. [2][Die
       Grünen-Spitze fürchtet nun eine Eskalation auf dem Parteitag.]
       
       Bundesgeschäftsführer Michael Kellner hatte deshalb am Dienstag [3][ein
       Friedensangebot] unterbreitet. Der Streit könne in ein Fachgespräch mit
       Fachpolitikern aus Partei und Fraktion ausgelagert werden, „um eine
       gemeinsame Positionierung zu erreichen“, heißt es in der Begründung eines
       Antrags des Bundesvorstands. Das Argument: „Die Debatte um Homöopathie
       schlägt hohe Wellen, ein wichtiger, aber mit Sicherheit nicht der
       wichtigste Punkt.“ Heißt übersetzt: Der Vorstand ahnt, dass Schlagzeilen
       über den Homöopathie-Streit Themen wie Klimaschutz oder Wirtschaftspolitik
       überlagern könnten.
       
       Nun wird weiter über das umstrittene Thema verhandelt. Die
       Homöopathie-Kritiker bleiben gesprächsbereit. „Wir verweigern uns einem
       Kompromiss nicht, müssen aber inhaltliche Punkte von uns realisiert sehen“,
       sagte Demisch. Bei der Konkurrenz erregte die Debatte Aufmerksamkeit. „Da
       Homöopathie nicht wirkt, nach aller Wissenschaft, sollten die Krankenkassen
       sie auch nicht erstatten“, schrieb der SPD-Gesundheitspolitiker Karl
       Lauterbach auf Twitter. Wenn die Grünen hier der Wissenschaft und den
       getäuschten Patienten in den Rücken fielen, sei das feige. „Glaubwürdigkeit
       hängt nur an ganzer Haltung.“
       
       ## „So okay“
       
       Lauterbach schrieb allerdings nicht dazu, dass die SPD Teil einer
       Bundesregierung ist, die die Kassenfinanzierung von Homöopathie gutheißt.
       Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte im September betont, die
       Kostenübernahmen nicht antasten zu wollen. Er verwies darauf, dass die
       gesetzlichen Kassen bei Arzneiausgaben von rund 40 Milliarden Euro im Jahr
       etwa 20 Millionen für Homöopathie zahlten. Darüber könne man emotional
       diskutieren und dabei viele vor den Kopf stoßen. Oder man könne sich
       fragen, ob es das angesichts der gesamten Größenordnung wert sei. Er habe
       sich entschlossen, es sei „so okay“.
       
       In Frankreich sollen homöopathische Arzneimittel ab 2021 nicht mehr
       erstattet werden. Auch in Deutschland wird das schon länger diskutiert. Wer
       solche Mittel haben wolle, solle sie erhalten, „aber bitte nicht auf Kosten
       der Solidargemeinschaft“, hatte der Chef der Kassenärztlichen
       Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, gesagt – und ebenfalls auf nicht
       ausreichende wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit verwiesen.
       
       Viele Krankenkassen bezahlen den Versicherten die Kosten für homöopathische
       Behandlungen. Viele Versicherte wünschten sich die Kostenübernahme, sagte
       ein Sprecher der Techniker Krankenkasse am Mittwoch. Viele lehnten diese
       aber auch ab. Die Debatte sei „sehr polarisiert“. Die Techniker
       Krankenkasse gebe „noch nicht einmal ein Promille“ ihrer Aufwendungen für
       Homöopathie aus. Die Leistungsausgaben der Techniker Krankenkasse beliefen
       sich 2018 auf 26 Milliarden Euro.
       
       16 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://antraege.gruene.de/44bdk/Echter_Patientinnenschutz_Bevorteilung_der_Homoeopathie_beenden-10922
   DIR [2] /Gruene-und-Homoeophatie/!5629256
   DIR [3] /Gruene-und-Homoeopathie/!5634182
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrich Schulte
       
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