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       # taz.de -- Neue Klimaschutzbewegung gestartet: Die Dienstagsdemonstranten
       
       > Jeden Dienstag wollen sie vor dem Finanzministerium demonstrieren – und
       > ein eigenes Klimaschutz-Konzept vorlegen. Doch noch gibt es ein Problem.
       
   IMG Bild: Der CO2-Ausstoß soll deutlich teurer werden, wünscht sich Klimaschützer Heinrich Strößenreuther
       
       BERLIN taz | Am Dienstagabend ist von einem großen Aufbruch noch wenig zu
       spüren. Auf einem Bürgersteig an der Berliner Wilhelmstraße tummeln sich 14
       DemonstrantInnen, um sie herum liegen bunt beschriebene Plakate aus Pappe,
       hinter ihnen prangt das graue Gebäude des Finanzministeriums. „German Zero“
       ist auf einem der Schilder zu lesen, „Ohne Steuer wird’s teuer“ auf einem
       anderen.
       
       German Zero, das ist der Verein, der für diesen Abend zur ersten „Tuesdays
       For Taxes after Work“-Demo (TFT) geladen hatte. Eine Demo, die sich für
       eine höhere CO2-Steuer und gegen das am Freitag von der Bundesregierung
       vorgestellte [1][Klimaschutzpaket] ausspricht. Die Initiative erscheint
       noch klein. Trotzdem haben die InitiatorInnen Großes vor.
       
       So wirbt der Verein für ein ganz eigenes, allerdings noch unfertiges
       Klimakonzept. „Das Versagen unserer Bundeskanzlerin, von CDU und SPD mit
       diesem mickrigen Klimaschutzpaket ist ein Schlag ins Gesicht unserer Kinder
       und Enkel“, sagt Heinrich Strößenreuther, Mitgründer und im Vorstand von
       German Zero. Er gilt als einer der einflussreichsten Verkehrslobbyisten
       Deutschlands. Als Kopf der Initiative „Volksentscheid Fahrrad“ hatte er das
       bundesweit erste Radgesetz initiiert, seit insgesamt 20 Jahren arbeitet er
       in der Verkehrsbranche.
       
       „Als abzusehen war, dass die Regierung kein vernünftiges Paket vorstellen
       wird, haben wir angefangen, unsere eigene Lösung zu kalkulieren“, sagt er.
       Spätestens zum Regierungswechsel im Jahr 2022 wolle German Zero dann einen
       belastbaren Entwurf per Bürgergesetzgebungsprozess in den Bundestag
       einbringen. „Wir werden so viel Druck auf die Abgeordneten aufbauen, dass
       wir die nötige Mehrheit dafür bekommen“, so Strößenreuther. Der
       Volksentscheid Fahrrad war durch ein ähnliches Verfahren zustande gekommen.
       
       ## 115 Euro pro Tonne CO2
       
       Der Masterplan, den der Verein künftig mit 30 KlimawissenschaftlerInnen und
       ExpertInnen der Bereiche Verkehr, Wohnen, Energie und Industrie ausarbeiten
       möchte, soll auf einer hochpreisigen CO2-Steuer aufzubauen. Damit
       positioniert sich German Zero klar gegen den Emissionshandel, auf den sich
       die Bundesregierung geeinigt hatte. Als Startforderung nennt Strößenreuther
       einen Preis von 115 Euro pro Tonne CO2, der dann auf weit über 180 Euro
       steigen müsse.
       
       Das ist auch die Marke, die Fridays For Future als Ziel und das
       Umweltbundesamt als notwendig formuliert hatten. Der CO2-Preis, mit dem die
       Bundesregierung in den neuen Emissionshandel starten will, liegt bei 10
       Euro pro Tonne. Neben einer höheren Abgabe für Kohle, Öl und Gas kalkuliert
       der Verein zudem einen Ausbau des ÖPNV sowie den Abbau von
       Dieselsubventionen. Mit einer Fertigstellung des Pakets rechnet
       Strößenreuther Mitte Dezember.
       
       Das Problem: Damit er seinen eigenen Ansprüchen gerecht werden kann, muss
       der Verein schnell größer werden. Um ein stichhaltiges Gesetzespaket auf
       den Weg zu bringen, brauche es noch in diesem Jahr 1 Million Euro, teilt
       German Zero mit. Für 2020 seien es sogar knapp 6 Millionen Euro. Das Office
       Team müsse zudem auf 35 Personen wachsen. Das Geld werde von Privatpersonen
       und Großspendern kommen, so hofft der Verein. Außerdem sei Crowdfunding
       geplant. Das Geld benötige der Verein unter anderem, um Experten,
       Unterkünfte und Verpflegung zu finanzieren. Bei einer ersten
       Fundraising-Runde sammelte die Initiative 28.000 Euro an Spenden ein.
       
       ## Dienstagsdemos für die Erwachsenen
       
       In den parallel anlaufenden TFT-Kundgebungen fordert German Zero die
       Politik auf, von sich aus auf „spürbare CO2-Steuern“ umzuschwenken. Jeden
       Dienstag ab 18 Uhr wolle man dafür von nun an vor das zuständige
       Finanzministerium ziehen. „Wir möchten die Erwachsenen von der Couch holen,
       uns, die wir es verbockt haben“, heißt es in einer Pressemitteilung. Zudem
       wolle man sich solidarisch mit Fridays for Future und Extinction Rebellion
       zeigen. Um noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren, hatte der Verein am
       Sonntag bereits eine CO2-Steuer-[2][Petition bei change.org] gestartet –
       und 24.000 UnterzeichnerInnen gewinnen können.
       
       Auch deshalb hatte Strößenreuther mit mehr DemonstrantInnen bei der ersten
       TFT-Kundgebung gerechnet. 60 bis 200 TeilnehmerInnen hatte er bei der
       Polizei angemeldet. Dass es nun nicht einmal 20 waren, sei schade, aber
       nicht dramatisch. „Greta Thunberg hat ganz allein angefangen“, sagt er.
       „Wenn die nächsten Male jede und jeder eine neue Begleitung mitbringt, dann
       sind wir ganz schnell bei mehreren Hundert.“
       
       25 Sep 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ergebnisse-aus-dem-Klimakabinett/!5627718
   DIR [2] https://www.change.org/p/notmyklimapaket-jetzt-co2-steuer-fordern-damit-die-bundesregierung-mehr-druck-bekommt/u/25111074
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schmidt
       
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