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       # taz.de -- Perus Präsident löst das Parlament auf
       
       > Weil die Kammer das Vorgehen gegen Korruption blockiert, führt der
       > Präsident Neuwahlen herbei
       
       Von Knut Henkel
       
       Tumultartige Szenen spielten sich am Montag im peruanischen Parlament, dem
       Kongress ab, nachdem Präsident Martín Vizcarra dessen Auflösung verkündet
       hatte. Die Abgeordneten der konservativen und von Korruptionsermittlungen
       gebeutelten Fuerza Popular gingen genauso auf die Barrikaden wie deren
       Verbündeten aus anderen Parteien wie der einst sozialdemokratischen Apra.
       „Staatsstreich durch den Präsidenten“ lautete die Anschuldigung, mit der
       sich die Parlamentarier der Schließung des Parlaments widersetzten und
       einfach sitzenblieben.
       
       Dabei ist das Vorgehen des Präsidenten gut begründet. Seit Monaten
       blockiert eine Mehrheit von Parlamentariern aus dem rechten Lager der
       Fuerza Popular, deren Gründerin, Keiko Fujimori, wegen Korruption in
       Untersuchungshaft sitzt, die Initiativen des Präsidenten, gegen die
       Korruption vorzugehen. Vizcarra plädiert für vorgezogene Neuwahlen, um die
       Kräfteverhältnisse im Parlament neu zu gestalten und politischen Rückhalt
       für Reformen gegen die omnipräsente Korruption zu bekommen.
       
       Für Gustavo Gorriti, Leiter des investigativen Onlineportals
       [1][IDL-Reporteros] ist das der einzige Weg, um das Land wieder
       regierungsfähig zu machen. „Seit das Ausmaß der Korruption nicht zuletzt
       durch unsere Recherchen klar wurde, hat es in Peru massive Fortschritte zur
       Korruptionsbekämpfung gegeben – das ist ein historisch beispielloser
       Prozess. Ob er erfolgreich sein wird, muss sich noch zeigen“, so Gorriti.
       
       Das werden die nächsten Tage und Wochen ergeben, denn der Machtkampf
       zwischen Parlament und Präsident wird weitergehen. Dabei ist Präsident
       Martín Vizcarra auf die Unterstützung der Zivilgesellschaft und der
       Institutionen angewiesen. Am Montag zogen Demonstranten durch die Straßen
       rund um den in der Altstadt von Lima liegenden Kongress und solidarisierten
       sich mit dem Präsidenten.
       
       Vizcarra ist erst seit März 2018 im Amt, weil sein Vorgänger, Pedro Pablo
       Kuczynski, wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste. Der 56-jährige
       Vizcarra hat sich in den letzten Monaten mit seinem engagierten Vorgehen
       gegen die Korruption im Justizsektor und der von ihm initiierten
       Neubesetzung vieler Richterposten einen guten Ruf erarbeitet, scheiterte
       aber immer wieder am Widerstand im Kongress. Der wird von der Fuerza
       Popular und einiger sie unterstützender Abgeordneter dominiert. „Wir sehen
       uns einer Allianz der Korrupten gegenüber, die von Keiko Fujimori dirigiert
       wird“, sagt der linke Abgeordnete Marco Arana
       
       Die Tochter von Ex-Diktator Alberto Fujimori sitzt wegen illegaler
       Parteienfinanzierung in Untersuchungshaft. Neuwahlen könnten ihrer Partei
       erdrutschartige Verluste beschweren. Das ist zumindest die Hoffnung von
       Präsident Vizcarra. Und auch für Gustavo Gorriti ist das derzeit die
       einzige Option, um das Land aus der politischen Krise zu führen.
       
       2 Oct 2019
       
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