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       # taz.de -- Bundesregierung in der Kritik: Empörung über Klimaschutzgesetz
       
       > Verbände und Opposition kritisieren die Abschwächung des Entwurfs. Das
       > Umweltministerium betont hingegen, dass nichts Wichtiges fehlt.
       
   IMG Bild: In der Kritik: Bundesumweltministerin Svenja Schulze
       
       Berlin taz | Ein neuer Entwurf für das Klimaschutzgesetz, den das
       Bundeskabinett voraussichtlich schon an diesem Mittwoch verabschieden soll,
       hat für scharfe Kritik von Klimaaktivist*innen und Opposition gesorgt.
       „Eine Absenkung der ohnehin schon lächerlichen Klimaziele: Das verzeihen
       wir euch nicht“, [1][kritisierte Fridays for Future], das Bündnis der
       klimastreikenden Schüler*innen, auf Twitter. Für die Grünen warf [2][Cem
       Özdemir] der Bundesregierung vor, ihr „schwaches Klimaschutzgesetz wider
       besseres Wissen noch weiter abzuschwächen. Und [3][Lorenz Gösta Beutin],
       klimapolitischer Sprecher der Linken im Bundestag, meint: „Das
       Klimaschutzgesetz der Groko bricht das Pariser Klimaschutzabkommen.“
       
       Im von Svenja Schulze (SPD) geführten [4][Bundesumweltministerium], das den
       Entwurf vorgelegt hat, kann man diese Kritik nicht nachvollziehen. „Die
       Kritik, dass dieser Gesetzentwurf substanzielle Abschwächungen enthält, ist
       unzutreffend“, sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth am Montag. „Er enthält
       alles, was man benötigt, um guten Klimaschutz in Deutschland zu machen und
       die Ziele zu erreichen.“
       
       Wie ist diese gegensätzliche Einschätzung zustande gekommen? Die Kritiker
       stützen sich vor allem auf einen Bericht des Spiegels, in dem der aktuelle
       Entwurf des Klimaschutzgesetzes mit einer Fassung vom Frühjahr verglichen
       wird.
       
       Im Vergleich dazu sind tatsächlich einige Veränderungen zu sehen: So
       enthält die aktuelle Fassung nur noch ein Ziel für 2030, nicht aber für
       2040. Und das Ziel, bis 2050 komplette Klimaneutralität zu erreichen – also
       den Ausstoß von Treibhausgasen fast auf null zu senken und die verbliebenen
       Emissionen durch zusätzliche Speicherung von CO2 zu kompensieren – findet
       sich nicht mehr als eigener Punkt, sondern nur als „Bekenntnis“ im Zweck
       des Gesetzes.
       
       ## Keine Expert*innen-Vorschläge mehr
       
       Zudem wird die Rolle einer neu geschaffenen Expert*innenkommission
       verändert; die Wissenschaftler*innen dürfen nur noch die Zahlen und Pläne
       der Regierung überprüfen, aber keine eigenen Vorschläge machen. Und auch
       ein Paragraf, der den Bund verpflichtet hätte, sein Kapital künftig
       klimafreundlich anzulegen, wurde gestrichen. Während aus Sicht von
       Christoph Bals von der Organisation Germanwatch damit ein „Kernelement“ des
       Gesetzes fehlt, sind diese Punkte aus Sicht des Umweltministeriums nicht
       entscheidend. Die Kapitalanlage etwa solle später in einem gesonderten
       Gesetz geregelt werden.
       
       Im Haus von Svenja Schulze hält man etwas anderes für den Kern des
       Gesetzes: die auf einzelne Jahre heruntergebrochenen Emissionsmengen für
       jeden Sektor, die im Gesetz erstmals festgeschrieben werden.
       
       Werden diese konkreten Werte überschritten, muss das zuständige Ministerium
       innerhalb von drei Monaten Gegenmaßnahmen präsentieren, über die die
       Regierung dann „schnellstmöglich“ entscheidet. Zudem werden die zulässigen
       Emissionsmengen für die folgenden Jahre entsprechend abgesenkt, damit die
       Gesamtmenge im betroffenen Sektor nicht überschritten wird.
       
       Ein Verfehlen der Vorgaben soll – anders als vom Umweltministerium
       ursprünglich gefordert – zwar keine unmittelbaren finanziellen Folgen für
       die betroffenen Ressorts mehr haben. Trotzdem sind diese jahresscharfen
       Sektorziele, gegen die sich die Union lange gewehrt hatte, aus Sicht von
       Umwelt-Staatsskeretär Flasbarth „der essenzielle und absolut unverzichtbare
       Teil“ des Gesetzes.
       
       Dass dieser Punkt in den Eckpunkten zum Klimaschutzprogramm, auf die sich
       die Regierungsparteien in ihrer [5][Nachtsitzung am 20. September geeinigt]
       hatten, enthalten war, ist aus Sicht der Sozialdemokraten ein zentraler
       Erfolg der Verhandlungen. Völlige Einigkeit scheint darüber aber noch immer
       nicht zu bestehen. Ob der Entwurf des Klimaschutzgesetzes tatsächlich an
       diesem Mittwoch vom Kabinett verabschiedet wird, war nach Angaben aus
       Regierungskreisen am Montag noch nicht ganz sicher.
       
       7 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/FridayForFuture
   DIR [2] https://twitter.com/cem_oezdemir
   DIR [3] https://twitter.com/search?q=Lorenz%20G%C3%B6sta%20Beutin&src=typed_query
   DIR [4] https://twitter.com/bmu
   DIR [5] /Ergebnisse-aus-dem-Klimakabinett/!5627718
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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