URI: 
       # taz.de -- Luftqualität in Hamburg-Wandsbek: Zäher Kampf für Verbesserung
       
       > In Wandsbek werden die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. Der
       > Seniorenbeirat kämpft vergeblich dafür, dass etwas unternommen wird.
       
   IMG Bild: Kämpft für bessere Luft in Wandsbek: Helmut Hurtz am Telefon
       
       Hamburg taz | Das Anliegen von Helmut Hurtz und seinen Mitstreitern ist
       einfach: Sie wollen in Wandsbek nicht verpestet werden; wollen sauberere
       Luft und schlicht, dass die Politik ihre Versprechen hält. Hurtz ist
       Vorsitzender des Seniorenbeirats des Bezirks. Das Gremium beklagt zu hohe,
       gesundheitsgefährdende Stickoxidwerte in Wandsbeks Straßen. Denn wie in
       vielen deutschen Städten werden auch hier die gesetzlichen Grenzwerte
       überschritten. Die Senioren wollen das nicht hinnehmen – ein zäher Kampf,
       den sie nun seit mehreren Jahren führen.
       
       In einer Eingabe an den Ausschuss für Umwelt und Verkehr bat der
       Seniorenbeirat bereits im Februar 2016 darum, belastbare Ergebnisse über
       die Luftqualität in den verkehrsreichen Straßen des Bezirks zu erheben und
       auszuwerten. Tatsächlich wurde die Umweltbehörde damit beauftragt, ein
       Messprogramm für Stickstoffdioxid (NO2)-Konzentrationen an vier Punkten in
       Wandsbek aufzulegen.
       
       Und sie maß: Von Oktober 2016 bis Oktober 2017, an der Rennbahnstraße, der
       Wandsbeker Marktstraße sowie in Bramfeld und Sasel. Doch was dabei
       herauskam, erfuhr Hurtz nicht. Über ein Jahr lang musste er warten, bis ihm
       schließlich im Mai dieses Jahres endlich das Gutachten zugeleitet wurde.
       Das Ergebnis: Zwei Messstellen lagen mit ihren Monatsmittelwerten über und
       zwei Messtellen dicht unter dem Grenzwert.
       
       Seit den Messungen seien keine erkennbaren Maßnahmen zur Verbesserung der
       Luftqualität vorgenommen wurden, kritisiert Hurtz. Er befürchtet zudem
       einen weiteren Anstieg der Werte, weil seit Oktober 2017 das
       Verkehrsaufkommen weiter gestiegen sei.
       
       Dabei ist es bei weitem nicht so, dass Hamburg die Luftqualität ignoriert.
       Der Luftreinhalteplan von 2017 enthält laut Umweltbehörde zehn
       Maßnahmenpakete für die gesamte Stadt und auf lokaler Ebene. Dazu gehörten
       auch die Durchfahrtsbeschränkungen für ältere Dieselfahrzeuge in der
       Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße, die für viel Aufmerksamkeit
       sorgten. Der Radverkehr soll ausgebaut werden, ebenso U- und
       S-Bahnstrecken; mehr saubere Busse sollen eingesetzt und
       Elektro-Ladestationen errichtet werden.
       
       Hurtz weiß das – auch, dass das Thema politisch ernst genommen wird.
       Trotzdem beklagt er: „Leider läuft alles sehr zäh und die Umsetzung dauert
       viel zu lange, bis es vor Ort ankommt.“ Die Luftqualität bleibe schlecht,
       die Gesundheitsgefahr für Fußgänger, Radfahrer und Anwohner an
       vielbefahrenen Straßen im Bezirk bestehe fort.
       
       Hurtz betont die Dringlichkeit. In Wandsbek seien die Werte höher als in
       der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee in Altona, wo die Messungen
       immerhin zu Fahrverboten führten: „Während in der Max-Brauer-Allee bei
       Werten von 45 Mikrogramm NO2 gehandelt wurde, zeigen die Werte in Wandsbek
       57 und 49 Mikrogramm an“, sagt Hurtz. „Wir lassen nicht locker.“
       
       Deshalb hat der Bezirks-Seniorenbeirat nun erneut eine Eingabe zur
       Reduzierung der Stickoxid-Belastung an die Bezirksversammlung gerichtet.
       Der Beirat fordert den zügigen Einsatz schadstoffarmer HVV-Busse auf den
       besonders belasteten Straßen, ebenso eine Geschwindigkeitsreduzierung für
       den Durchgangsverkehr, den Bau breiterer Fußgänger- und Fahrradwege – und
       die Erstellung eines Luftreinhalteplans für Wandsbek mit konkreten Zielen
       und Zeitvorgaben.
       
       Doch für Hurtz mahlen die Mühlen der Behörden weiterhin zu langsam. Das
       Procedere nämlich sieht vor, dass die Eingabe zunächst an den zuständigen
       Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz verwiesen wird. Immerhin
       soll das Anliegen dort nun am 29. Oktober beraten werden.
       
       Aus Sicht der Umweltbehörde gibt es keinen speziellen Handlungsbedarf.
       Einzelmaßnahmen an den beiden Straßenabschnitten seien nicht erforderlich:
       „Die gutachterlichen Berechnungen des Luftreinhalteplanes zeigen, dass die
       gesamtstädtisch wirkenden Maßnahmenpakete auch an den vier
       Straßenabschnitten in Wandsbek dazu führen, dass für das Zieljahr 2020 mit
       keiner NO2-Belastung oberhalb des Grenzwertes zu rechnen ist.“
       
       10 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Junghans-Demtröder
       
       ## TAGS
       
   DIR Luftreinhalteplan
   DIR Luft
   DIR Hamburg
   DIR Umweltbehörde Hamburg
   DIR Hamburg
   DIR Umwelt
   DIR Diesel-Nachrüstung
   DIR Fahrverbot
   DIR Luftverschmutzung
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Luftmessdaten statt Straßenfotos: Google schnüffelt jetzt
       
       Ein Street-View-Auto misst jetzt Luftschadstoffe in der Hamburger
       Innenstadt. Das könnte nützlich sein, denn die Luft in der Stadt ist zu
       schlecht.
       
   DIR Luftverschmutzung in Hamburg: Der Hafen dieselt vor sich hin
       
       Der Naturschutzbund (Nabu) ermittel am nördlichen Hafenrand
       Stickoxid-Werte, die zwar hoch sind aber nicht verboten. Trotzdem gibt es
       Handlungsbedarf.
       
   DIR Zu viel Stickstoffdioxid: Frankreichs Luftproblem
       
       Die Regierung hat zu wenig gegen die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in den
       Städten getan. Das hat ihr der Europäische Gerichtshof nun bescheinigt.
       
   DIR Messung von Luftschadstoffen: EuGH bestätigt strenge Vorgaben
       
       Luftschadstoffe, Grenzwerte und Messstationen sind ein Streitthema. Die
       obersten EU-Richter haben nun ein weitreichendes Urteil gefällt.
       
   DIR Schiffsdiesel im Hamburger Hafen: Tschüß, saubere Luft!
       
       Hamburgs grüner Umweltsenator begräbt den Plan, durch Stromgeneratoren für
       Frachtschiffe die Luftverschmutzung im Hamburger Hafen zu bremsen.
       
   DIR Klimaschutz bei Lkw: EU zieht Handbremse
       
       Laster sollen bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 30 Prozent reduzieren.
       Hersteller monieren, dass die Infrastruktur für E- oder Wasserstoff-Trucks
       fehlt.