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       # taz.de -- Sicherheit von jüdischen Gemeinden: In Halle schützte nur eine Tür
       
       > Beim Anschlag auf die Synagoge in Halle war minutenlang keine Polizei vor
       > Ort. Andere Synagogen haben Polizeischutz. Der wird vielerorts verstärkt.
       
   IMG Bild: In Halle trennte Rechtsterrorist Stephan B. nur eine Tür von den Gemeindemitgliedern
       
       Berlin taz/epd/dpa | Ein Schutzhäuschen für einen Polizeiposten, ein
       Mannschaftswagen oder gleich ein fest installierter Container: So kennt man
       die Schutzmaßnahmen von Synagogen beispielsweise in Hamburg oder Bremen.
       Polizeischutz sei mindestens zu Gottesdienstzeiten bei den meisten
       Synagogen üblich, erklärt der Zentralrat der Juden in Deutschland.
       
       Und in Halle? Über zehn Minuten dauerte es, bis [1][der Rechtsterrorist
       Stephan B. am Mittwoch] dort erstmals auf die Polizei trifft. Über zehn
       Minuten, nachdem er an der Tür der Synagoge rüttelt und den ersten selbst
       gebauten Sprengsatz zündet. Er hatte Zeit, eine Frau zu erschießen, ins
       Auto zu steigen und in einem Döner-Imbiss einen Mann zu töten. Erst dann
       ist in dem Mitschnitt des Livevideos, das er von der Tat ins Internet
       stellte, ein Polizeiwagen zu erkennen.
       
       In der Synagoge trennte B. nur eine Tür von den gut 70 bis 80
       Gemeindemitgliedern, die an jenem Tag Jom Kippur feierten. Auf dem Video
       der Tat ist keinerlei Polizeiposten zu erkennen, nur eine Kamera über der
       Tür. Ein eigener Sicherheitsmann habe den Angreifer darauf entdeckt,
       erklärte Max Privorozki, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle,
       [2][in einem Video des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen
       Antisemitismus]. Die Gemeindemitglieder, darunter zehn Gäste aus den USA,
       hätten daraufhin den Flur verbarrikadiert.
       
       Privorozki kritisiert, dass die Polizei „zu spät“ an der Synagoge
       aufgetaucht sei – mehr als zehn Minuten nach seinem Notruf. Erst nach
       Stunden wurden die Gläubigen in Bussen evakuiert. Und er sagt: Trotz
       wiederholter Anfragen sei ein Polizeischutz verwehrt worden. Es habe immer
       geheißen, alles sei „ruhig“, sagte Privorozki.
       
       ## Mehr Präsenz der Polizei
       
       Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, wirft den
       Sicherheitsbehörden in Sachsen-Anhalt deshalb Versäumnisse vor. Der
       Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, erklärte am
       Donnerstag in New York, der staatliche Schutz jüdischer Einrichtungen in
       Deutschland müsse verbessert werden.
       
       Laut Zentralrat werden die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische
       Einrichtungen zwischen den jeweiligen Gemeinden und Landesverbänden und der
       Polizei und den Landeskriminalämtern geregelt.
       
       In ganz Deutschland war der Schutz jüdischer Einrichtungen am Mittwoch
       verstärkt worden. Viele Bundesländer erklärten nun, auch zukünftig die
       Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen
       etwa stehen Gespräche zwischen Polizei und jüdischen Gemeinden an.
       
       Ebenso in Thüringen. Nach dem Anschlag auf die Erfurter Synagoge im April
       2000 seien dort die Sicherheitsvorkehrungen um das Gotteshaus und das
       benachbarte Gemeindezentrum sukzessive ausgebaut worden, sagte der
       Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, dem
       Evangelischen Pressedienst. Dazu zählten neben Überwachungstechnik auch ein
       neuer Sicherheitszaun und Sicherheitstüren, sagte Schramm. Alle
       Gottesdienste und Veranstaltungen würden bei der Polizei angemeldet.
       
       Auch die Brandenburger Polizei will ihre Präsenz zum Schutz von
       Gebetshäusern, Büros, Friedhöfe, Gedenksteine und Gedenktafeln verstärken.
       
       10 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schuesse-und-Tote-in-Halle/!5628784
   DIR [2] https://twitter.com/JFDA_eV/status/1181993348787253248
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jean-Philipp Baeck
   DIR Konrad Litschko
       
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