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       # taz.de -- Vorwurf der Verbraucherzentrale: Bioland täuscht Konsumenten
       
       > Bioland-Erdbeerjoghurts ohne Früchte des Ökoverbands: Die
       > Verbraucherzentrale Hamburg hält das für Verbrauchertäuschung.
       
   IMG Bild: Sind das Bioland- oder stinknormale EU-Bio-Erdbeeren?
       
       Berlin taz | Die Verbraucherzentrale Hamburg wirft Bioland vor, Konsumenten
       zu täuschen, weil die meisten Erdbeerjoghurts des Ökobauernverbands keine
       Bioland-Früchte enthalten. „Logischerweise erwarten Kunden in einem
       gelabelten Bioland-Joghurt auch Bioland-Erdbeeren. Sie wollen mit diesem
       Einkaufsverhalten regionale Anbieter unterstützen und sind bereit, dafür
       einen höheren Preis zu zahlen“, sagt Silke Schwartau, Abteilungsleiterin
       Lebensmittel und Ernährung des Verbands. „Aus unserer Sicht ist es
       besonders dann eine Verbrauchertäuschung, wenn es sich um billigere
       EU-Bioware aus Polen handelt, um Kosten zu sparen.“
       
       Die taz hatte Ende September berichtet, dass auch [1][Bioland-Bauern
       genießbare Erdbeeren entsorgen], die für Tafelobst nicht „schön“ genug sind
       und deren Verkauf als Verarbeitungsware sich wegen der geringen Preise
       nicht lohnt. Denn die Erntekosten in Deutschland sind viel höher als etwa
       in Polen, der Ukraine oder Spanien. Deshalb verarbeiten die Betriebe häufig
       Früchte aus Billiglohnländern, obwohl Bioland vorschreibt, grundsätzlich
       Beeren aus Deutschland und Südtirol zu verwenden.
       
       Die Bioland-Molkerei Söbbeke, einer der größten deutschen
       Öko-Joghurthersteller, benutzt nach eigenen Angaben aber Erdbeeren aus
       Polen. Oft werden für Produkte mit dem Bioland-Siegel Früchte mit dem
       weniger strengen EU-Biosiegel verwendet. Bioland erlaubt zum Beispiel
       weniger potenziell umweltschädlichen Dünger. „Da es nicht einmal Quoten für
       den Anteil an Bioland-Erdbeeren im Joghurt gibt, fordern wir eine
       Herkunftsangabe für Bio-Erdbeeren auf dem Etikett“, teilte
       Verbraucherschützerin Schwartau nun mit. „Nur dadurch wird Transparenz
       geschaffen, und der Joghurt schmeckt wieder ‚ehrlicher‘.“
       
       Die Verbraucherzentrale hatte Bioland um eine Stellungnahme zu dem
       taz-Artikel gebeten. In seiner Antwort dementierte der Ökoverband den
       Bericht nicht, sondern verwies auf [2][seine Richtlinien], die
       Ausnahmegenehmigungen für „Fremdzutaten“ mit dem Siegel der EU oder anderer
       Bioverbände erlauben, wenn Bioland-Ware nicht „in ausreichender Menge
       und/oder Qualität verfügbar“ ist.
       
       „Unser Verband arbeitet fortlaufend daran, die Ausnahmegenehmigungen für
       Zutaten aus EU-Bio zu reduzieren, so auch im Bereich der
       Fruchtzubereitungen“, schrieb Bioland den Verbraucherschützern. „Dazu
       gehören ebenfalls Überlegungen zu Quotenregelungen.“ Für
       Fruchtzubereitungen gebe es allerdings „hohe Anforderungen hinsichtlich
       spezieller Sorten sowie besonderer Verarbeitungsschritte“. Kleinere
       Molkereien und Fruchtzubereiter würden dennoch Erdbeerjoghurts mit 100
       Prozent Bioland-Erdbeeren anbieten.
       
       Bioland-Marmeladen würden ausschließlich aus Bioland-Früchten hergestellt
       werden, da die Hauptzutat (neben dem Zucker) die jeweilige Frucht
       darstellt. „In dieser Größenordnung einer Zutat sind Ausnahmegenehmigungen
       von Bioland ausgeschlossen.“
       
       24 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Lebensmittelverschwendung-bei-Erdbeeren/!5616887
   DIR [2] https://www.bioland.de/fileadmin/dateien/HP_Dokumente/Richtlinien/Bioland_Richtlinien_18_Maerz_2019.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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