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       # taz.de -- Reaktion auf AKKs Schutzzonen-Vorschlag: Weniger Reflexe, bitte
       
       > Ganz gleich, was die Verteidigungsministerin aufs Tapet bringt – es wird
       > ihr um die Ohren gehauen. Besser wäre, Inhalt und Form zu unterscheiden.
       
   IMG Bild: Was AKK richtig oder falsch macht, sollte nicht an parteipolitischen Interessen gemessen werden
       
       Es mag sich ungewohnt anfühlen, ist aber dennoch nicht verkehrt: in der
       Tagespolitik einen Unterschied zu machen zwischen Inhalt und Form. Der
       außenpolitische Vorstoß der Bundesverteidigungsministerin für eine
       internationale Schutzzone in Nordsyrien mag in innen- und außenpolitisch
       aufgewühlten Zeiten wie diesen als Ding der Unmöglichkeit, als gefährlicher
       Alleingang erscheinen. Dass er aber hundertprozentig nicht umsetzbar wäre,
       einzig weil er von Annegret Kramp-Karrenbauer kommt, ist deshalb nicht
       gesagt.
       
       Was auch immer die noch neue Ministerin aufs Tapet bringt – es wird ihr
       reflexhaft um die Ohren gehauen und auf parteipolitische Verwertbarkeit
       abgeklopft. Sozialdemokraten verdrehen die Augen, weil kein Zehnspänner vor
       dem Auswärtigen Amt vorgeprescht ist, um Heiko Maas [1][die Depesche aus
       dem Verteidigungsministerium zu überbringen]. Grüne blasen die Backen auf,
       weil Annegret Kramp-Karrenbauer es einfach nicht checkt. Und die
       Linke-Fraktionschefin, auch nicht eben als außenpolitische Expertin
       bekannt, bemüht das schöne alte Wort Aberwitz.
       
       Und was macht Annegret Kramp-Karrenbauer? Sie hat schnell begriffen, dass
       Alleingänge sich nicht auszahlen und sich Unterstützung organisiert. Angela
       Merkel, ihres Zeichens wirkmächtigste Außenpolitikerin, ist ihr
       beigesprungen. Die Kanzlerin ignoriert prominent die Anti-AKK-Reflexe und
       nennt [2][die Idee einer Schutzzone] „sehr vielversprechend“. Friedrich
       Merz, allzu starker Sympathien für die CDU-Vorsitzende eher unverdächtig,
       nennt den Vorschlag ein starkes Signal, „dass wir bereit sind, außen- und
       sicherheitspolitisch Verantwortung zu übernehmen“.
       
       So ist auch zu erklären, dass die Ministerin selbstbewusst vor dem
       Verteidigungsausschuss des Bundestags sagen konnte, dass es für den Einsatz
       ein Mandat der Vereinten Nationen geben müsse und die Truppe auch von den
       Vereinten Nationen unterstützt werden sollte. Dass sie dabei nicht auch die
       eigene Profilierung im Sinn hatte, darf derweil getrost als ausgeschlossen
       gelten.
       
       23 Oct 2019
       
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