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       # taz.de -- Zu viel Stickstoffdioxid: Frankreichs Luftproblem
       
       > Die Regierung hat zu wenig gegen die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in
       > den Städten getan. Das hat ihr der Europäische Gerichtshof nun
       > bescheinigt.
       
   IMG Bild: Ist das Kunst? Oder kann das weg? Ganz normaler Verkehrswahnsinn in Paris
       
       Paris taz | Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs unternimmt
       Frankreich zu wenig gegen dreckige Luft in den Städten des Landes. In zwölf
       Ballungszentren, namentlich in Paris, Marseille und Lyon, würden die
       Grenzwerte für Stickstoffdioxid systematisch und anhaltend überschritten,
       befanden die Richter in Luxemburg.
       
       Der Europäische Gerichtshof sprach sein Urteil nach einer Klage der
       EU-Kommission. Dabei fand der EuGH keine mildernden Umstände für die
       Nachlässigkeit der Staatsführung in Paris. Denn die unzulässig hohe
       Luftverschmutzung sei darauf zurückzuführen, dass Frankreich dagegen
       „offenkundig nicht rechtzeitig geeignete Maßnahmen getroffen“ habe. Konkret
       geht es dabei vor allem um die ungenügende Durchsetzung von Normen bei der
       Zulassung von Fahrzeugen mit Diesel- und Benzinmotoren im Straßenverkehr,
       der als hauptsächliche Quelle der Emission von Stickstoffoxiden betrachtet
       wird.
       
       Da die europäischen Typengenehmigungsvorschriften nicht ernsthaft umgesetzt
       wurden und insbesondere die Autohersteller nicht mit der nötigen Energie
       dazu gezwungen wurden, die Standards zum Schutz der Luftqualität
       einzuhalten, hat sich Frankreich nach dem Urteil des EuGH einer
       Vertragsverletzung schuldig gemacht. In der Folge muss Frankreich mit
       Strafzahlungen von bis zu 240.000 Euro pro Tag rechnen.
       
       Die französische Umweltministerin Élisabeth Borne erklärte am Donnerstag,
       ihre Regierung nehme das Urteil „zur Kenntnis“ und verspreche, „im
       Interesse der öffentlichen Gesundheit die Luftqualität schnell und in
       nachhaltiger Weise zu verbessern“. Immerhin aber habe Frankreich in der
       Zeitspanne von 2000 bis 2018 den Ausstoß von Stickstoffdioxid um 54 Prozent
       vermindert. Zudem würden große Anstrengungen gemacht, um den Fahrzeugpark
       zu erneuern und die Umstellung auf Elektromobilität zu fördern, so Borne.
       
       Frankreich steht in Sachen Luftverschmutzung im europäischen Vergleich
       besonders schlecht da. Klagen wegen Vertragsverletzungen sind vor dem EuGH
       aber gegen mehr als ein Dutzend Mitgliedstaaten anhängig, darunter auch
       gegen Deutschland.
       
       24 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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