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       # taz.de -- Neue Europäische Arbeitsbehörde: Gegen Ausbeutung auf dem Job
       
       > Eine neue EU-Behörde soll den Missbrauch entsendeter Arbeitnehmer
       > eindämmen. Das ist nötig, aber schwierig, warnen Gewerkschaften.
       
   IMG Bild: Hier wird besonders viel Schmu in Europa betrieben: auf dem Bau
       
       Brüssel taz | Weniger Geld, kein Urlaub, keine Sozialabgaben: Für viele
       Arbeitnehmer aus Osteuropa ist das Alltag, wenn sie von dubiosen
       Leiharbeitsfirmen nach Westeuropa geschickt werden. Doch nun will die
       Europäische Union Ausbeutung und Sozialbetrug einen Riegel vorschieben.
       
       An diesem Mittwoch geht die [1][neue Europäische Arbeitsbehörde] (ELA) in
       Brüssel an den Start. Sie soll dem Missbrauch auf die Spuren kommen und
       helfen, die Rechte der entsendeten Arbeitnehmer durchzusetzen. Das wird
       nicht leicht, warnen die europäischen Gewerkschaften.
       
       Die Arbeitnehmervertreter haben mehrere Fälle von Missbrauch dokumentiert.
       Die Beispiele, die der taz vorliegen, werfen ein Schlaglicht auf die dunkle
       Seite der Arbeitnehmerfreizügigkeit im Binnenmarkt – und lassen erahnen,
       wie viel Arbeit auf die neue EU-Behörde zukommt.
       
       „In den letzten Jahren hat sich eine regelrechte Industrie entwickelt, die
       von der Ausbeutung von Arbeitern durch Entsendung und
       Scheinselbstständigkeit profitiert“, klagt Werner Buelen von der
       [2][Europäischen Bauindustriegewerkschaft EFBWW].
       
       ## Geld kommt durch Gewerkschaften zurück
       
       Die meisten dokumentierten Fälle spielen in Deutschland. So wurden zehn
       bulgarische Arbeitnehmer von Januar bis August 2019 zum Hausbau in das
       größte EU-Land entsendet. Seit Juni wurde ihnen jedoch kein Lohn mehr
       gezahlt. Nachdem sich die Gewerkschaften eingeschaltet hatten, bekamen sie
       1.350 Euro – insgesamt hatten 9.766 Euro gefehlt.
       
       Weitere Fälle betreffen Firmen aus Slowenien. Sie sollen Arbeiter aus
       Bosnien und Mazedonien nach Deutschland geschickt, aber nicht korrekt
       entlohnt haben. Die Gehälter lagen nach Angaben der Gewerkschaften sogar
       noch unter dem deutschen Mindestlohn. Auch Urlaub wurde nicht gewährt. „Wir
       fordern, dass die EU gegen betrügerische Arbeitgeber durchgreift, die
       Profit aus Sozialdumping schlagen“, sagt Per Hilmersson, der für die
       Gewerkschaften im ELA-Management sitzt.
       
       Den Ton dürften allerdings die EU-Staaten angeben, die gemeldete
       Missbräuche auch ahnden und abstellen müssen. Vor allem die Osteuropäer
       dürften sich mit der neuen EU-Behörde schwertun. Sie fordern, dass
       Arbeitnehmermobilität erleichtert wird – und nicht erschwert.
       
       14 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.etuc.org/en/issue/european-labour-authority-ela
   DIR [2] http://www.efbww.org/default.asp?Language=EN
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
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